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AutorenbildDie Geeks auf Reisen

Scotland 2024: "Chasing castles in the Scottish mist"

Aktualisiert: 27. Mai

Endlich ist es wieder soweit: Der Winter ist vorbei, der Frühling steht - trotz ein paar Stolpersteinen - in den Startlöchern und wir sind kurz davor unsere Rucksäcke zu packen, da uns das Fernweh in die Welt zieht.

Zugegeben Kai musste erstmal etwas Überzeugungsarbeit für das neue Reiseziel leisten. Schottland? Was zur Hölle soll ich denn da? Allerdings hatte ich mich mit dem Land auch noch nicht sehr viel beschäftigt und ehrlich gesagt hing mein Herz noch auf der anderen Seite des Atlantiks fest, als Kai schon Pläne für die nächste Reise machte. Dann begannen wir die Recherche und ich begeisterte mich schnell für das neue Abenteuer. Was mir sehr dabei half den (Vancouver) Island Blues hinter mir zu lassen.

Mittlerweile habe auch ich Feuer für dieses mystische Land gefangen und bin ich sogar von der kurzen Reisezeit ohne Jetlag hellauf begeistert.


In ein paar Tagen geht es endlich wieder los und natürlich hat uns kurz vorher noch einmal ordentlich die Grippe erwischt. Das scheint langsam "Tradition" zu werden auf die wir gerne verzichten können.


Zum Glück ist bereits alles gebucht und die Route steht:

Für uns geht es einmal rund um die Insel inkl. Highland Games und hoffentlich einem ordentlichen Gin Tasting, denn Whisk(e)y oder Scotch können wir beide nicht leiden, aber das verraten wir auf der Insel zur Sicherheit niemandem.


Mir hat das tägliche Schreiben auf der letzten Reise so viel Freude bereitet, dass auch dieses Mal der Laptop mit am Start ist, um alles direkt festzuhalten.

Lieben Dank an alle, die unsere Kanadareise hier begleitet haben, lasst gerne am Ende mal einen Kommentar da :)

 

Tag 1 - Samstag, Mai 11. Mai 2024 - An almost perfect Start...


Heute Morgen hat es sich noch gar nicht wie ein Reisetag angefühlt, wir frühstückten gemütlich und spielten noch ein wenig mit unseren Jungs, checkten noch einmal die Kreditkarten PIN, nicht dass noch irgendetwas schief geht. Pleiten, Pech und Pannen hatten wir auf Vancouver Island genug.

Dann schnappten wir uns unsere Sachen und zogen zu Fuß in Richtung Bahnhof ab.

Ein wunderschöner sonniger und warmer Tag, würden wir das die nächsten Tage auch genießen dürfen oder machten wir uns jetzt tatsächlich auf zur Schlösserjagd im schottischen Nebel? Wir würden es definitiv in Kürze wissen.

Auf dem Weg zum Flughafen mussten wir zweimal Umsteigen, in Bad Homburg und am Hauptbahnhof in Frankfurt, aber es lief alles reibungslos. Wir erreichten jeden Anschluss und kamen mehr als pünktlich am Flughafen an.

Fix wurden wir unser Gepäck am Self-Check-In Schalter los, Kais Koffer mit 19kg und mein Rucksack mit 14 kg waren auch völlig im Rahmen. Noch das obligatorische Buch im Relay geshoppt (Kai ging zeitungstechnisch leider leer aus), etwas gegessen und ein wenig Wartezeit später saßen wir auch schon im Flieger nach Edinburgh. Und zwar am Notausgang mit extra Legspace, dafür leider ohne Fenster, ein bisschen Schwund gibt’s ja immer, gelle?

So schnell wie wir oben waren, setzen wir auch schon zur Landung an und Edinburgh überraschte uns tatsächlich mit einem warmen Sommerabend.

Unser Gepäck ist unterwegs auch nicht verloren gegangen, also dann mal los zur Autovermietung. Der dortige Agent fand unsere Buchung sofort, die Dokumente waren in Ordnung, fehlt nur noch die Kreditkarte für die Kaution, bezahlt war ja schon, doch das klingt bis jetzt einfacher als es letztendlich war: Nachdem ich heute Morgen ja extra noch mal nach der PIN geschaut hatte, gab ich sie zielsicher in das Gerät ein und wurde durch ein „Card Declined“ böse überrascht. Okay noch einmal gecheckt, Nummer ist richtig: "Wrong PIN" spuckte das böse Gerät erneut aus. Kann es sein, dass das die PIN der alten Karte war? Ich hatte doch vor Kurzem die neue Karte bekommen. Völlig egal, das bringt mich jetzt auch nicht weiter.

„Okay dann zahlen wir es mit der Kreditkarte meines Mannes.“

„Nein das geht leider nicht, die Karte muss auf den Fahrer ausgestellt sein.“

(Kann mich bitte jemand kneifen, das muss ein Witz sein.)

Ergänzend fügte er hinzu: „Aber man könnte die Buchung umschreiben.“

„Gut dann machen Sie das bitte.“

„Das muss die Agentur machen, über die Sie gebucht haben.“

Da fingen die Hände schon wieder an zu zittern und in meinem Kopf herrschte Weltuntergangsstimmung.

Der Anruf bei billiger-mietwagen.de war erfolglos: „Da kann ich Ihnen nicht helfen, rufen Sie die Notfallhotline von AutoEurope an. Gesagt getan, wirklich konkret war der Mensch mit der Wolldecke im Mund nicht, aber er sendete uns einen neuen Voucher mit dem Eintrag in den Notizen, dass Kai nun der Fahrer ist. Das reichte dem Agenten bei Avis (Marek) leider nicht aus, er brauchte dies noch einmal schriftlich an die Firmenemail. Nächster Anruf und ich gab das Handy einfach weiter, sollten die zwei untereinander klären wie sie das deichseln... Dann endlich war Kai als Fahrer eingetragen und wir bekamen den heißersehnten Schlüssel für unseren niegelnagelneuen Polo! Danke Marek für deinen Einsatz und deine Geduld mit uns.

Mein Tinitus dröhnte nun volles Rohr und die Hände zitterten immer noch, also war ich froh, dass Kai nun am Steuer saß und ich nur auf die Karte sehen musste. Andersrum ist es ja schon mal schief gegangen (O-Ton „Wenn auf dem nächsten Schild Salmon Arms steht, sind wir ca. 150km in die falsche Richtung gefahren.“ Dreimal dürft ihr raten, was auf dem nächsten Ortsschild stand... Seit dem gibt es eigentlich eine klare Rollenverteilung: Kai fährt, ich übernehmen die Navigation.) Gib 'nem Geographen ''ne Karte und er verfährt sich halt!

Vom Flughafen war es nicht weit bis zu unserem Airbnb, wo uns Anne schon erwartete und herzlich empfing. Vorab hatte sie ganz süß nach Allergien gefragt und uns mit Fotos zur Umleitung versorgt, damit wir den Weg gut finden. Eine ganz liebe ältere Lady, die ein Zimmer in ihrem Haus an Reisende wie uns vermietet.

Der Hunger trieb uns erstmal noch zum nächsten Tesco Super Store und dann zum Fish & Ships Take Away „Graziano“, welches Anne uns empfohlen hatte. Gegessen wurde auf einer Bank am Wasser in Queensferry zwischen den beiden ikonischen Brücken. Für uns hätte eine Portion gereicht , fürs nächste Mal sind wir schlauer.

Wir saßen noch eine Weile dort und beobachteten den Sonnenuntergang, bevor wir zurückfuhren und den Reisetag ausklingen ließen. Morgen geht es dann in Richtung Highlands.


Gute Nacht und bis Morgen.

 

Tag 2 - Sonntag 12.05.2024 - Castle Stalker suchen und finden



Guten Morgen!

Nach einer halbwegs erholsamen Nacht (aus irgendeinem Grund träumten wir beide ziemlich wirres Zeug) wartet unsere Airbnb Gastgeberin Anne um 8 Uhr bereits mit dem Frühstück auf uns und wir unterhielten uns noch sehr gut, bevor wir uns auf den Weg machten. Heute ging es für uns in Richtung Highlands. Doch vorher wollten wir in Queensferry noch einmal kurz an den Hafen an dem die zwei gigantischen Brücken über das Inlet führen.Wir flüchteten allerdings ganz schnell wieder, denn im Hafen legte gerade ein Kreuzfahrtschiff an und es war Ausnahmezustand. Ein Bus reihte sich an den anderen und die Massen stürmten die Stadt. Da es kein Geheimnis ist, dass wir kein Fan von dieser Art des Reisens sind, bogen wir schnell wieder ab und macht uns über die M8 auf in Richtung Glasgow. Und ja wir streiften die Stadt nur über den Motorway. Lieber nahmen wir noch etwas Zeit im Loch Lommond & The Trossarchs Nationalpark mit, als durch eine Stadt zu stiefeln.

Mein Reiserucksack bekommt in jedem Land einen neuen Aufnäher und dieses Jahr stehen sogar zwei neue Exemplare an: Schottland und später im August dann Italien – denn frühere Reisen zählen nicht, da war der Rucksack ja noch nicht. Im Visitor Center in Balloch wurde ich auch direkt fündig und kaufte meine Urlaubstrophäe. Die Preise hier scheinen halbwegs moderat zu sein, ich hatte mit mehr als GBP 2,50 gerechnet.

Unser heutiger erster Stop führte uns ein Teilstück des Loch Lommond entlang in das kleine Örtchen Luss. Es war Sonntag und gefühlt alle Menschen aus der Region strömten hierher, lagen am Strand, grillten, manche arbeiteten auch mit dem Laptop mit Blick aufs Wasser, andere paddelten mit dem SUP – richtig schön. Wir saugten die entspannte Stimmung auf und liefen gemütlich am Wasser entlang, die Berge auf der anderen Seite lagen in Nebelschwaden, die ziemlich mystisch aussahen, ein richtiges Twilight.

Ein paar Meter weiter uferaufwärts kamen wir an einer kleinen, typisch schottischen Kirche (Parish Kirk) vorbei, die in Mitten eines Friedhofs stand, auf dem noch ein uraltes Wikingergrab aus dem Jahre 1260 zu finden war. Mein erste Gedanke war, dass es aussieht wie eine Gewürzgurke, Kai warf die etwas passendere Idee ein, dass es wohl ein umgedrehtes Boot sein könnte. Wer will auch schon in einer Gewürzgurke beerdigt werden...

Weiter ging es durch den Nationalpark zu den Falloch Falls. Ein winziger Parkplatz mit viel zu vielen Autos, die versuchten zu rangieren, und mittendrin ein Wohnmobil das feststeckte. Wir hatten Glück, konnten in eine kleine Parklücke rutschen und machten uns vom Acker. Mal sehen wir das Chaos sich entwickelt hat, wenn wir wieder kommen. An einer Weggabelung nahmen wir den Weg nach unten, statt den Hauptweg und gingen am Wasser entlang auf eine kleine Stromschnelle zu. Der dortige Wasserfall war niedlich, vielleicht einen Meter hoch und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie hier dafür tatsächlich Schilder aufstellen und einen Parkplatz bauen. Kai meinte nur nüchtern: Ja mehr wird das hier bestimmt nicht werden. Waren wir so verwöhnt was Wasserfälle angeht? Ich muss zugeben JA! Kanada hat uns wunderschöne, riesengroße Wasserfälle gezeigt. Und das hier war keiner. Deshalb wollte ich den Weg weitergehen, das konnte doch nicht sein, dass das alles war. Und da war er: Der richtige Wasserfall. Nicht riesig, aber schön, wie er aus dem mit Grünbewachsenen kahlen Steinen herausbricht, über selbige stürzt und in einem kleinen Pool landete, der dann weiter floss.

Zurück auf dem Parkplatz hatte sich die Aufregung gelegt, und es wirkte beinahe ausgestorben, Sehr gut, so konnten wir schnell weiter.

Nächster Stop war Firkin Point und ein weiterer kleiner Spaziergang am Loch Lommond. Diese Stimmung die auf dem See lag war beinahe greifbar und magisch, was uns an unsere Ausflug zum Lake Minnewanka in den Rockies erinnerte.

Riesen Dank an Kai für die tolle Unterstützung am heutigen Tag: Ich darf Botschafterin für eine tolle Trainingsplattform sein und wurde gebeten heute meine Bilder abzugeben. Du warst so geduldig mit meinen ganzen Ideen, du bist einfach der Beste :) (Hell yes! I AM!)

Für heute waren starke Gewitter am Nachmittag angesagt und wir wollten noch das Glencoe Valley sehen, was im Regen nicht wirklich viel Sinn macht und so ging es weiter. Erstmal nach Oban (Oh-bin gesprochen) zur Destillery und nur um mal kurz einen Blick rein zu werfen, denn Whiskey ist nicht so unser Fall. Noch nicht? Am anderen Ende der Straße hatten wir einen Geekladen erspäht und es wäre ein Unding gewesen, dort nicht mal hineinzuschauen. Es gab Warhammer, Marvel, DC und jede Menge „Nippes“. Gefunden haben wir leider nichts.

Auf Kai's Wunschliste stand für heute Castle Stalker auf dem die berühmte Franzosenszene aus Monty Python's „Ritter der Kokosnuss“ gedreht wurde. Tja, hier gibt es für jede Mülltonne einen Wegweiser, aber wenn man nicht weiß, wo sich das Schloss befindet, hat man keine Chance es zu finden. Dank Google Maps haben wir hingefunden. Das Lotsen war etwas schwieriger, da Kai mir nicht glauben wollte, dass man in diesen kleinen Weg einbiegen muss, um die Ruine sehen zu können (Doch! Wir müssen DA rein!) Es liegt auf einer kleinen Insel und man kann es nur von Weitem betrachten. Beim weitere Suchen auf der Karte fanden wir das „Castle Stalker View Cafe & Giftshop, warum auch einfach, wenn es kompliziert so viel mehr Spaß macht?

Wir machten aus der Perspektive auch noch ein paar Bilder, bevor es dann zum Höhepunkt des Tages gehen sollte und nun kapierte auch ich, was Kai den ganzen Tag mit „Wir müssen unbedingt noch nach „Glencoe“ meinte. Ich gebe zu ich bin dieses Mal relativ unvorbereitet und habe mich in Sachen Vorbereitung was wir wo und wie angucken, sehr auf den Mister verlassen. Asche auf mein Haupt. Doch dann sagte er: „Na das Glencoe Valley“ Und in meinem Kopf so: „??????“ „Die Szene aus Skyfall, wo Bond mit M und in die Weite schaut!“ „Ach daaaas meinst du, ja sag das doch gleich!“

Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass es uns völlig aus den Socken gehauen hat. Ein wunderschöne grüne Berglandschaft.. Traumhaft! Eine enge Straße die sich durch das sich auffächernde Tal schlängelt, immer wieder gibt es Haltebuchten, wo man ein wenig auf den Hängen klettern kann – was wir natürlich auch machten. Vielleicht starten wir eines Tages von hier eine lange Wandertour? Das wäre ein Traum.

Die Wolken zogen auf und es fing an zu regnen, als wir in Richtung unserer Unterkunft unterwegs waren. Google Maps lotste uns durch einen einen Wald zu einem ziemlich abgelegenen Gutshof, was ganz und gar nicht nach einem Gästehaus aussah, aber die Adresse stimmte. Kai kennt da zum Glück nichts und klingelte und das Missverständnis klärte sich. Wir waren nicht die Einzigen, denen das passiert ist. Also wieder zurück auf die Hauptstraße und ironischer Weise war es genau da, wo wir kurz vorher gedreht hatten. Einfach kann ja auch jeder. Wozu auch auf das große Schild achten, was da in leuchtendem Weiß steht!

Beim Auspacken sind wir ziemlich nass geworden, der Regen klatschte nur so runter, deshalb warteten wir erst mal ab, bevor es auf Futtersuche in Richtung Fort William ging.

Wir haben ein modernes Smarthome Zimmer, dass liebevoll aber modern eingerichtet ist. Es ist sogar „the green room“. Da wußte wohl jemand, dass das meine Lieblingsfarbe ist.

Jetzt brauchten wir aber langsam mal was zu Essen und wir rannten durch den Regen zu unserem Polo und fuhren die Straße am Inlet entlang in Richtung Stadt. "The Tavern" war das Ziel. Ein klassischer Pub den Kai ausgesucht hatte. Allerdings gab es keinen Parkplatz in unmittelbarer Nähe und der Mister hatte die Regenjacke im Airbnb gelassen... Wir hatten nun 3 Optionen: 1. Ich setze dich vor Tür ab und parke das Auto, ich habe ja eine Regenjacke. 2. Wir fahren zurück und 3. Du nimmst meine Regenjacken, mir macht das nicht so viel aus. Kai wählte Option 4 als ich bereits ausgestiegen war, denn er fuhr bis ans andere Ende des Parkplatzes, wo er einen Durchgang zur Parallelstraße, auf die wir wollten, sah und der Weg von da nicht mehr so weit war. Ich guckte erstmal ziemlich doof, weil er auf und davon fuhr und mich buchstäblich im Regen stehen ließ.

Zum Glück gab es noch einen Tisch in der Taverne und die nette Kellnerin half mir dabei, auf Umwegen doch noch an den ersehnten Burger zu kommen, da ich das Bun nicht essen konnte. Bei Burger, Wein und Coke ließen wir den Abend ausklingen, bevor wir im Bed & Breakfast total KO in die Betten fielen.


Gute Nacht!

 

Tag 3: Montag, 13. Mai 2024 - Hollywood-Verarsche am Burgneubau



Hallo Hallooooooo!

(um es mit der Begrüßungsformel meines Lieblingspodcasts zu sagen – Mord auf Ex falls es jemanden interessiert)


Unser Morgen startete etwas zaghaft. Wir schälten uns mehr aus den Federn als sonst. Deshalb nutzen wir die Zeit bis zum Check out einfach mal aus. Danach machten wir uns in Fort William auf die Jagd nach Frühstück. Wir fanden Sandwiches und Kaffee im örtlichen Supermarkt und aßen selbiges am Glen Nevis Visitor Center und konnten hier einen ersten Blick auf die Schultern des Ben Nevis erhaschen. Der Gipfel lag leider im Nebel.

Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum ersten Ziel heute: Das Glennfinnan Viaduct, über den der berühmte Harry Potter Zug (eigentlich heißt er Jacobyte Steam Train) fuhr und welchen man im Film sieht. Da der Zug aktuell aus Sicherheitsgründen keine Verlängerung der Betriebsgenehmigung bekommen hatte mussten wir dies wohl oder übel mit dem Auto selbst fahren.

In Corpach machten wir Halt um eventuell einen Blick auf den Gipfel des Ben Nevis zu erhaschen, aber er war immer noch eingehüllt in Wolken und machte keine Anstalten sich blicken zu lassen. Der eher zufällig gewählte Haltepunkt lag ganz hübsch am Ende des Caledonian Canal, welcher von Südwesten nach Nordosten Schottland durchschneidet. Im Norden endet er in Inverness. Wir schauten uns um und gingen ein wenig spazieren. Ganz in der Nähe lag ein Wrack welches wir unter die Lupe nehmen wollten. Wir schlenderten am Kanal entlang und bogen in Richtung Inlet ab in dem das Wrack lag und waren ziemlich entsetzt über die Müllberge, die dort überall lagen. Leider einer unserer ersten Eindrücke hier: die Menschen schmeißen ihren ganzen Dreck überall hin. Nehmt den Mist doch einfach mit ihr Dreckschweine! Nach ein paar Fotos ging es dann auch wieder zum Auto denn wir hatten noch Einiges vor heute.

Entlang des Loch Eil ging es nach Glenfinnan wo wir geschockt von den Massen am View Point des Viaducts prompt weiterfuhren. Und so kamen wir in das Glenfinnan Valley welches wunderschön ist und die Weiterfahrt sich absolut lohnt. Wir hielten an einem Hügel und krakselten hinauf und was uns dort oben erwartete war atemberaubend. Eine Aussicht, einfach unglaublich. Scheiß auf das Viaduct. Okay, nicht ganz, wir hielten kurz, zahlten keine 5 Euronen fürs Parken und ich rannte los um ein Bild zu machen und danach machten wir uns wieder vom Acker (Been there, done that! Case closed!). Vorher stoppten wir an einer kleinen alten Kirche, schauten kurz rein, bewunderten die Landschaft (Espresso inclusive) und fuhren weiter.

Der Weg führte uns nun zurück bis kurz vor die Tore von Fort William. Ab hier ging es nun aber weiter nach Norden bis Invergarry. In Corpach war jetzt glücklicherweise freie Sicht auf den wunderschönen Ben Nevis und ich beschloss, dass wir eines Tages zurückkommen und ihn erwandern müssen.

Dann ging es westwärts nach Dornie zum Eilean Donan Castle im Loch Duich, eines der großen Highlights auf die Kai sich schon seit Wochen freute. Vorher wurde aber noch getankt, denn langsam ging der Sprit zur Neige...okay, reichte noch 100 Meilen, hust.

Hier hatten wir richtig Glück, denn wir erwischten denn letzten Slot für die Tour durch das Schloss, welches wider meiner Erwartung gar nicht so mittelalterlich war, wie ich von außen annahm. Eine sehr interessante Anlage auf der schon James Bond „Die Welt ist nicht genug“ und Highlander gedreht wurden. Das Schloss ist noch komplett möbeliert und eingerichtet und man kann die Geschichte dort hautnah erleben. Da ich immer mein persönliches Geschichtslexikon dabei habe, erfahren ich immer mehr als die anderen vor Ort und dazu noch viel interessanter und lebendiger erzählt (bevor Fragen kommen: nein man kann ihn nicht ausleihen!). Die Burg ist quasi ein „Neubau“, den der besitzende Clan MacRae, nach der kompletten Zerstörung 1719, Anfang der 1920er begann. Aus der Zeit stammt auch die berühmte Brücke, über die in Highlander die mittelalterlichen Waldschrate reiten. So lügt uns Hollywood was vor!

Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis zum Hostel, aber dieser war ein bischen überschattet von den Google Rezensionen über das Hostel, welche drastisch von denen auf Booking.com abwichen. Doch die Fahrt über die Brücke auf die Isle of Skye war absolut beeindruckend und die Insel begrüßte uns standesgemäß mit Nebel und Regen.

Der Check In war sehr freundlich und wir waren mehr als überrascht, dass wir ein eigenes Bad und eine eigene Dusche hatten, nix shared Bathroom! Vielleicht ein bisschen in die Jahre gekommen und nicht besonders groß, aber alles sauber und sehr freundlich. Entspannung machte sich breit, man darf nicht alles glauben, was im Internet steht. Das Hostel ist direkt am Meer und hier aßen wir auch, bevor wir uns noch für einen kleine Spaziergang zu einem auf einem Hügel liegenden Weltkriegsdenkmal aufrappelten, von dem man eine grandiose Aussicht über die Gegend und die mehr als verfallene Ruine des einstigen Castle Moil hat. Hier lebte der Legende nach in der Wikinger-Ära eine norwegische Prinzessin, Saucy Mary genannt, nach der das Hostel benannt ist. Definitv den Weg durch den Regen wert.


Jetzt lassen wir noch den Abend im Gemeinschaftsraum ausklingen, ich tippsel das Tagebuch, Kai plant die Optionen für den nächsten Tag, denn es ist Regen angesagt, aber es gibt genug Möglichkeiten und Unternehmungen drinnen.


Ich sag dann mal Gute Nacht! Und bis Morgen!

 

Tag 4: Dienstag, 14. Mai 2024 - die Jagd nach dem Windows Startbildschirm


Nach dem wir bei Regen und Nebel auf der Isle of Skye ankamen, war die Hoffnung auf unsere Wunschziele ein wenig geschrumpft. Aber ab Mittags sollte das Wetter besser werden, also probierten wir es einfach und machten uns auf den Weg in den Norden der Insel. Aber erst braucht der Mensch, beziehungsweise ich, einen Kaffee sonst läuft da gar nichts. Bei „Lean to Coffee“ bekam ich einen „sanatized and double steamed Latte“ – oh mein Gott war der lecker! – you take it when ever you get it, when you allergic to diary.

Im örtlichen Supermarkt gab es wieder die obligatorischen Sandwiches, ein paar Trauben und hier fand ich die beste vegane Schoki, die ich bisher gegessen habe, mit echter belgischer Schoki hergestellt!!! Meist schmeckt die ja eher etwas, wie soll ich sagen... erdig? Aber diese schmeckte fast wie echte Schoki. Die anderen Länder haben es halt eher darauf, Deutschland ist da sehr hinterher.

Die Brote gab es mit Blick aufs Meer und einem Hauch von stinkendem Seetang. Zum Glück hat das Auto Türen die man schließen kann.

Weiter ging es dann in Richtung Neist Point. Die Windowsnutzer unter euch werden den Startbildschirm wahrscheinlich kennen. Mittlerweile haben wir schon den Ein oder Anderen davon im echten Leben gesehen. Auf dem Weg dahin kamen wir an einem Wasserfall vorbei, wo wir natürlich erstmal halten und gucken mussten. An ganz vielen dieser Aussichtspunkte stehen kleine umgebaute Wägelchen, an denen man frischen Kaffee bekommt - ein tolles Geschäftskonzept. Das sollte bei uns auch mehr umgesetzt werden. Wir stiegen wieder ins Auto und rollten durch den Nebel, man konnte nur erahnen was weiter oben oder in der Ferne lag. Skye machte ihrem Ruf alle Ehre.

Nächster Halt war an der Old Bridge in Sligachan wo wir die nächsten Fotos machten und ich endlich meine Mama ans Telefon bekam. Es lebe das EU Roaming außerhalb der EU!

An der Brücke bogen wir ab und die Straßen wurden nun immer enger und schlängelten sich als Single File Lanes durch die hügelige Landschaft. Aber es klappte super mit den Ausweichbuchten alle Nase lang. Selbst die großen Wohnmobilschiffe kullerten die engen Gassen entlang.

Nur immer noch weit und breit keine fluffy cows (Highland Cows) zu sehen... so viel zum Thema: die sieht man an jeder Ecke.

Am Neist Point hatten wir unglaubliches Glück und fanden direkt einen Parkplatz. In meinem Kopf war es ein Dayhike in the middle of nowhere, ohne Menschen. Die Realität sah wie immer anders aus: Alles in Allem vielleicht 5 km mit ordentlichen Höhenmetern und vielen Menschen. Ach ja.

Erstmal ging es einen steile Stiege hinunter, mal gab es Stufen, dann wieder nicht. Dann über den nächsten Felsen steil wieder hoch bis man nach knapp 2 km am Leuchtturm ankommt. Das Gebäude ist nicht wirklich schön, aber die Rundumsicht die man von hier aus hat, haut einen um. Steile Klippen mit Wasserfällen, lautstarke Seevogelkolonien von Möwen, Kormoranen, Seeschwalben usw. und wenn man Glück hat, die Weite auf See. Wunderschön, auch im Regen. Dafür gibt es Jacken. Allerdings sollte man auf dem Gras aufpassen, hier steht das Wasser und nasse Füße sind schnell geholt. Wahrscheinlich blieben wir mal wieder länger als der Durchschnittsbesucher, der kommt, guckt, knipst und umdreht, und saugten die Aussicht auf, bevor wir wieder langsam den Rückweg antraten. Endlich oben angekommen stiefelten wir noch den Trampelpfad auf den nächst gelegenen Hügel hinauf, denn wir wollen ja DAS Fotos machen, welches Windows uns immer wieder vor die Nase hält. Gesagt getan! Been there, done that!


Da das Wetter tatsächlich aufriss, war der nächste Halt klar: The Old Man of Storr. Little did wie know what to expect! Schon aus der Ferne konnten wir die Felsnadel ausmachen, die sich irgendwann einmal vom Rest des Bergmassivs verabschiedet hatte, aber nicht all zu weit gekommen war. Wir fanden schnell einen Parkplatz, kauften (mal wieder) ein überteuertes Parkticket und machten uns auf den Weg nach oben, wird ja schon nicht so krass werden. Das Wetter war gut und wir guter Dinge. Hoch da!

Nach dem ersten leichten Anstieg wurde das Ausmaß sichtbar. ca. 400 Höhenmeter über mal mehr mal weniger hohe Steinstufen lagen vor uns. Und scheiße war das weit weg. Ich glaube das dachten wir beide, aber niemand hätte sich die Blöße gegeben das auszusprechen. Außerdem war eh klar, dass wir da hoch wollen. Wir haben jetzt ein halbes Jahr davon geschwätzt, dass wir da hoch wollen, da werden wir bestimmt nicht hier kneifen, dafür war es zu spät. Arschbacken zusammen kneifen und ab geht die Luzie!

Stück für Stück Stufen für Stufe schraubten wir uns nach oben. Das Ziel vor Augen, die Nadel fest im Blick. Ab einem bestimmten Punkt sah man dann auch, dass das Ende des Weges nicht die Nadel ist, sondern der Aussichtspunkt oberhalb mit Blick auf die selbige. Okay, jetzt ist eh schon anstrengend, das geht auch noch. Wenn wir da kneifen, ärgern wir uns nur. Dem Knie habe ich befohlen die Klappe zu halten, es würde genug jaulen beim Abstieg. Ich kann gar nicht sagen, was das für ein geiles Gefühl war dort oben anzukommen. Während ich noch meine Synapsen sortierte und mich erst mal auf meine vier Buchstaben plumpsen ließ, sammelte Kai bereits Karmapunkte und machte Bilder von anderen Menschen. Soll er mal machen. Dann rappelte ich mich wieder hoch und bestaunte völlig ungläubig die Aussicht. Der absolute Wahnsinn und wir waren so kacken- stolz hier hoch geheckert zu sein.

So, dann das Ganze einmal wieder retour: Der Abstieg! Alle Menschen mit Knieproblemen wissen wie lustig das ist. Es hat auch nur eine gefühlte Ewigkeit gedauert und ich habe dabei fröhlich „I'm going down“ von Springsteen geträllert und bestimmt den ein oder die andere belustigt. Hüpft ruhig hier runter ihr Arschgeigen.... ich meine lieben Menschen.

Je weiter wir nach unten kamen, desto windiger wurde es und Regen zog auf, trotzdem kamen uns immer noch Menschen entgegen, mehr oder weniger entschlossen dort hochzugehen. Und teilweise mit fragwürdigem Schuhwerk, die Ranger hatten mittlerweile die Station geschlossen und sich in den Feierabend verabschiedet. Frei nach dem Motto „Wer jetzt da oben verreckt, ist selbst schuld!“ Niemand hielt die Leute ab, bei dem Wetter den Weg nach oben anzutreten. Das hätte ich anders erwartet.

Zurück am Auto musste ich noch ein paar Meter dran hängen, den man stoppt die Uhr nicht bei 4,96km. Das geht doch nicht! Bei 5km beendete ich die Aktivität und begab mich zum Auto.

Die buchstäbliche Jagd nach etwas zu Essen gestaltete sich etwas schwerer als erwartet, denn wir wollten Pizza, aber alles was in der Nähe (sprich in Portree) war, war voll, Take Away oder schon zu. Wahrscheinlich sollte das so sein, denn im CafeSia in Broadford, nicht mehr weit von unserer Unterkunft wurden wir fündig und mit einer grandiosen Pizza für die Suche und auch den Aufstieg belohnt. On top gab es veganen Milchshake, ich habe keine Ahnung wie lange ich keinen mehr hatte. Der schmeckte fantastisch!

Zurück im Hostel passierte nicht mehr viel außer umfallen und schlafen. Nicht mal den Podcast schaffte ich zu Ende zu hören. Ein toller Tag mir vielen unfassbaren Eindrücken und krummgelatschten Beinen.

Ich bin immer wieder froh, dass ich meinen/unseren Reisetraum leben darf.


In diesem Sinne gute Nacht!

 

Tag 5: Mittwoch, 15. Mai 2024 - Sonnige Meilen, kommerzgeiles Loch Ness und erstes Gin-Tasting


Bevor um 7h der Wecker klingelte war ich schon wach. Wir haben einige Meilen zu fahren, weshalb wir um einen frühen Start auch nicht drum rum kamen, auch wenn die Beine gerne noch ein wenig weiter geruht hätten. Das Wetter war klar und herrlich, trotzdem waren wir froh, dass wir gestern schon am Neist Point und Old Man of Storr waren, denn heute Vormittag wäre das ein echtes Gehetze geworden und zum Aussichtspunkt hätten wir es wahrscheinlich gar nicht geschafft oder es gar nicht erst versucht.

Nach dem Frühstück aus dem örtlichen Coop (wer als erstes errät was wir hatten, bekommt eine Postkarte: Email an kathyhumml(at)gmail.com - Datum und Uhrzeit Uhrzeit zählen – wie früher der Poststempel) ging es noch einmal in Richtung Norden der Insel. An der Old Bridge in Sligachan hielten wir noch einmal, denn gestern waren wir gar nicht am MacKenzie Memorial, ein Denkmal für die beiden Personen, welche die Region klettertechnisch erschlossen haben und es zum berühmtesten Klettergebiet Schottlands gemacht haben. Von hier aus hat man – bei klarer Sicht - einen herrlichen Blick auf die Berge, welche uns ein wenig an die Drakensberge in Südafrika erinnerten.

Auf dem Weg zum Auto noch schnell geschaut, dass die Lämmchen und die Mama heile über die Straße kamen und weiter gings, wir hatten noch viel Weg vor uns. Die Fairy Pools waren das erste Ziel für heute. Der erste Hammer empfing uns am Parkplatz: 8 Pfund Parkgebühr für einen Gebirgsbach ist schon hart, aber das Gerät nimmt kein Bargeld, also kamen noch mal 5 Euro Auslandsgebühr dazu. Hätte ich das Parkticket geholt, wäre ich trotzig wieder abmarschiert und hätte den Betreiber meinen schönsten Finger gezeigt, aber das sollte heute noch nicht der Höhepunkt auf der Kommerzskala sein.

Wir schlenderten den kleinen Weg am Bach entlang, der immer wieder kleine und etwas größere Wasserfällchen zur Schau stellte. Auch wenn es unter der Woche und nicht in den Ferien war, war es verflucht voll hier. Glücklicherweise waren wir früh da, denn später wurden die Parkplätze mit den vergoldeten Tickets wirklich rar. Ein schöner Spaziergang mit hübschen Aussichten auf das Gebirge im Hintergrund. Das letzte Stück machte ich alleine, da Kais Wanderschuhe heute im Koffer verstaut waren. Er ging davon aus, dass man quasi mit dem Auto rein fahren kann. Weit gefehlt, für ihn hätte es nur nasse Socken geben, das braucht kein Mensch am frühen Morgen. Wir nahmen es als aktive Regeneration zum gestrigen Tag und schüttelten das Laktat aus den Beinen. Ein wunderschöner Spaziergang, doch den Hype um die Fairy Pools empfanden wir als etwas überbewertet. Es war ein Gebirgsbach. Wer schon mal einen gesehen hat, weiß Bescheid.

Es war Zeit für Kaffee, damit das Gehirn am Laufen bleibt. Das Ziel der Begierde hatte ich bereits auf der Hinfahrt ausgemacht. Der Kaffee war super und ungefährlich für mich dank Oat Milk, und dem vermutlichen Republikaner der draußen saß, hab ich wohl mit meinem RBG Shirt den Tag versüßt. Es war mir eine Ehre. Nun ging es aber hurtig runter von der Isle of Skye über die große Brücke, bis zum nächsten Mal, wir kommen bestimmt einmal wieder.

Wir konnten nicht widerstehen einen kurzen Fotosstopp am Eilean Donan Castle einzulegen und ein Bild des Schlosses im Sonnenschein zu machen. Wat mut, dat mut!

Über Invermorington führte uns der Weg in Richtung Inverness und Loch Ness. Man konnte buchstäblich zusehen, wie sich die Landschaft veränderte. Von karg und kaum bewachsen zu englischen Parklandschaften. Kurz vor Nessis Heimatort hielten wir an einem Gift Shop, wo es handgemachte Souvenirs gab und fand dort ein schönes ledernes keltisches Armband, welches mir die Mitarbeiterin sogar kürzte, da es eher für einen Bullenhuf statt für ein menschliches Handgelenk gepasst hätte. Ich liebe diese kleinen Lädchen, wo man die wirklichen Gems findet. Die typischen Gift Shops mit dem China Ramsch will doch keiner haben.

Der erste Stopp war Urquhart Castle. Aber die Ernüchterung kam beim Eintrittspreis. Soo scharf drauf in der Ruine rumzuturnen waren wir dann doch nicht. Wir betrachteten Sie aus der Ferne, machten ein paar Fotos und fuhren dann weiter nach Nessie-Town. Kommerz was das Zeug hält. Am Visitor Centre der nächste ungläubige Blick auf die Preise. Ne, nicht für so einen Tüneff, wie wir fanden. Wir investierten lieber in leckere Eiscreme. Nicht ganz uninteressant war Schottlands kleinste Gin Distellery, welche sich direkt an das Gebäude anschloss und mit einem gratis Tasting warb. Allerdings gab ich beim dritten von vier Gins auf, denn die Wärme trieb den Alkohol auf direktem Wege in die Birne und alles drehte sich. Aber der pinke Gin (der schon mal zum besten Schottlands gewählt worden war) musste mit. Wenn auch nur im Miniformat.

Es war schon später Nachmittag und wir hatten noch gut zwei Stunden Fahrt vor der Nase. Deshalb plünderten wir nur schnell in Inverness unser Konto, während die dortigen Putzis gerade die Bank ausräumten und bogen auf die A9 in Richtung Wick/Thurso entlang der wunderschönen Küste ein und ließen die Stadt hinter uns. Die Barclays Bank, Partnerbank der Deutschen Bank wo wir ohne Auslandsgebühr Bargeld holen können ist hier leider rar gesäht und die Gebühren betragen tatsächlich teilweise 20%. Da lohnt es sich definitv nach den Filialen zu schauen. Inverness ist die nördlichste Möglichkeit. Kurz nach 19 Uhr kamen wir in Helmsdale an und waren ziemlich KO. Das Zimmer ist schön, modern, sauber und gemütlich.

Wir schafften es noch ins Restaurant des Inns anschließend ins Bett. Okay, Kai fiel um, ich schreibe ja noch :) aber ich freue mich auch schon auf eine Mütze voll Schlaf und bin gespannt, was der morgige Tag hier oben in der nördlichsten Ecke des Schottischen Festlandes so für uns bereit hält.


Gute Nacht.

 

Tag 6: Donnerstag, 16. Mai 2024 - Auf zum nördlichster Punkt des britischen "Festlandes"



Heute wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen, nach dem wir die letzten Tage viele Meilen zurückgelegt und viel gesehen haben. Und so zockelten wir einfach in Richtung Norden los, mit nur einem festen Ziel: den nördlichsten Punkt des Britischen Festlandes ohne Inseln zu sehen. Eigentlich Quatsch, Großbritanien ist doch selbst ne Insel...aber hey...Details! ;-)


Schon ein paar Minuten nach dem Start sah ich einen Boardwalk und ich liebe Boardwalks. Da wollte ich hin! Also Kai, umdrehen! Es war ein Pfad mit einem tatsächlich sehr überschaubaren Boardwalk :( der zu den Ruinen von Badbea führte, ein altes Dorf von denen nur noch ein paar übrig gegliebene Grundmauern zu sehen sind. Die Menschen die hier lebten wurden einst vom damaligen Landbesitzer aus ihren Häuser vertrieben, weil der dort Schafe züchten wollte. Die Menschen siedelten an die felsige Küste um, wo sie mit Mühe und Not die ein oder andere Pflanze anbauen konnten (Kartoffeln und Hafer) und plötzlich vom Fischfang leben mussten, wo sie eigentlich Bauern waren. Das war alles aber nichts im Vergleich zu dem was sie vorher hatten.

Es war spannend durch die Ruinen zu streifen, die Lämmchen überall und der herrliche Blick über die schroffen Klippen auf den Atlantik waren noch ein Bonus. Wir ließen es ein wenig auf uns wirken, bevor wir uns auf den Rückweg begaben.


Ein paar Meilen weiter kamen wir am The River Bothy vorbei und ließen uns einen Rühreibagel mit Bacon schmecken. Wir saßen draußen auf Holzbänken im Schatten der hohen verschlungenen Bäume, einfach toll.

Weiter ging es in Richtung Norden. Da wir immer noch keine Fluffy Cows (Highland Cows) gesehen hatten, wo man auch mal die Möglichkeit gehabt hätte anzuhalten, war ich etwas betrübt. So viel zum Thema: die sieht man an jeder Ecke. Ja eben nicht. Aus dem Auto sahen wir Alpakas und ich fragte Kai ob wir mal eine Alpakawanderung machen könnten, worauf er antwortete, dass wir dann mal nach einem Geschirr für mich schauen müssten. Das endete fast in einem Unfall, denn unser beider Lachkrampf hörte nicht mehr auf.


Die Stimmung wurde in Wick wieder neutralisiert. Selten haben wir so eine graue, triste und hässliche Stadt gesehen wie diese. Auf den meisten Straßen wächst einfach nichts Grünes und wenn nicht gerade Autos in bunten Farben oder Menschen in farbiger Kleidung da sind könnte man meinen, man ist in einem Schwarzweißfilm gelandet. Die Häuser ein tristes Einheitsgraubraun.


Hier folgten wir dem Hinweisschild zum Old Wick Castle, welches aber leider zur Zeit gesperrt war. Alternativ kletterten wir ein wenig auf den Felsen der wunderschönen Küste herum und genossen die Aussicht, bevor wir nach einem kurzen Abstecher bei Tesco weiter nach John o'Groats fuhren. Der Niederländer, Johann de Groot, hatte hier einst die nördlichste Fährverbindung zu den Orkney Inseln errichtet, und wurde damit so erfolgreich und reich, das der Ort nach ihm benannt wurde. Wir schlenderten durch die Shops und am Strand entlang und Kai sammelte ein paar Muscheln.

Von hier aus war es nicht mehr weit zum nördlichste Punkt Großbritaniens. Aber erstmal ging es zum Duncansby Lighthouse, das auf einer Klippe liegt, und welches – wenn man den Schildern noch glauben darf – sogar immer noch bewohnt ist.


Danach war der Dunnet Head und das dazugehörige Lighthouse am nördlichsten Festlandspunkt(!) Englands das Ziel. Leider wurde unsere Hoffnung auf Papageientaucher nicht erfüllt, aber dafür erlebten wir auf dem Weg zu den Stacks hinter dem großen Grashügel eine andere flattrige Überraschung: zwischen den Felsen der Steilküste flogen viele viele Seevögel durch die Luft oder saßen auf Ihren Nestern auf den winzigen Felsvorsprüngen. Ein aufgeregtes Schauspiel aus Gleiten, Landen und wieder Abheben dem wir eine Weile zusahen.

Am Ende des Grashügels hatten wir eine tolle Aussicht auf die Stacks, zwei spitze Felsnadeln, die sich vor einiger Zeit vom Massiv der Klippen gelöst hatten und nun wie zwei scharfe Zähne im Meer standen.

Viele schöne Dinge müssen einfach nichts kosten, man muss sich nur die Zeit nehmen hin zu laufen.

Für den Weg zurück zum Auto nahmen wir die Abkürzung und merkten schnell, dass man hier höllisch aufpassen muss, damit der Fuß nicht im Torf verschwindet, denn überall im Boden sind nicht ganz so kleine Löcher, die bestimmt ganze Beine verschlingen, wenn man Ihnen die Chance gibt. Oder gleich die ganze Kathy...wer weiß?!


Zurück fuhren wir eine kleine Schleife und stießen noch auf einen herrlichen weißen Sandstrand, der es absolut mit auf unsere Liste der schönsten Strände schafft: Dunnet Bay Beach.


China Beach (Vancouver Island)

Cape Vidal (Südafrika)

Famara Beach (Lanzarote)

Dunnet Bay Beach (Schottland)

San Josefs Bay (Vancouver Island)

Playa del Papagyo (Lanzarote)

Renesse (Niederlande)


So langsam wurde es spät und der Hunger trieb uns zurück in Richtung Unterkunft, doch bevor wir wieder in Helmsdale ankamen folgten wir noch einem kleinen unscheinbaren Schild in Latheron zum Harbour. Und das scheinen nicht sehr viele zu machen, denn hier waren eher Locals unterwegs. Ein kleiner Hafen, mit einem Stack, einer mit Moos bewachsenen Brücke und einer Hausruine, die früher bestimmt mal einem Fischer gehörte. Ein schöner Fund.


Seit Tagen sind wir auf der Suche nach einem richtigen Fischrestaurant aber bisher hatten wir noch kein Glück, dafür fanden wir zurück in Helmsdale Thyme & Plaice, wo es ganz frischen Fish 'n Chips gab. Super lecker und mit Salat und Erbsen dazu. Das Personal kümmerte sich auch ganz lieb um meine Essbehinderung und so war ich auch heute wieder ohne Zwischenfall auf der sicheren Seite.

Von der ganzen frischen Luft waren wir hundemüde. Noch ein Gläschen Wein und wir schliefen wie die Steinchen und erwachten zu strahlend blauem Himmel. Ab heute machen wir dann die Ostküste unsicher.


Bis später!

 

Tag 7: Freitag, 17. Mai 2024 - Immer noch keine Fluffy Cows in Sicht... dafür aber Delphine gefunden!



Heute Morgen hieß es Bye Bye schöner Norden und ab an die Ostküste. Passenderweise war alles im Nebel versteckt, so dass der Abschied leicht fiel.

Doch kurz nach dem wir uns auf den Weg gemacht hatten, fand ich die Golspie Falls auf der Karte und wir schauten mal, was es hier zu entdecken geben könnte. Ein kleiner Rundweg über mehrere Holzbrücken und zwischen Felsen entlang am Fluss führte der Weg entlang und hatte den ein oder anderen kleinen Wasserfall zu bieten. Ein schöner Spaziergang zum wachwerden und um mit gutem Wetter und schöner Natur in den Tag zu starten.

Den nächsten Stopp gab es erst wieder kurz vor Inverness bei den Clava Cairns, die etwas abseits lagen. Ca. 4.000 Jahre alte Grabstätten der Kelten, welche rund gestaltet zur Wintersonnenwende ausgerichtet sind und aus aufgestapelten Steinen besteht. Unfassbar, dass eine solche Grabstätte über so viele Jahre noch so gut erhalten ist. Und richtig archäologisch erforscht wurden sie sogar erst in den 1990er Jahren.

In Inverness wollten wir noch mal zur Barclays Bank und Geld abholen, doch die Bank war leider bereits zu und der ATM außer Betrieb. Na ja, dann wohl wieder Gebühren zahlen.

In Fort George, welches nach der erfolgreichen Schlacht gegen die aufständischen Jakobiten bei Culloden, erbaute wurde, wollten wir eigentlich nach Delphinen schauen, da mir aber fast die Blase platzte und weit und breit keine andere Möglichkeit zu finden war, kauften wir die Tickets für die Militäranlage und guckten uns dies nach dem Besuch der Toilette, die es nur IN der Festung gibt, auch an, was tatsächlich nicht uninteressant war. Fun Fact: die Anlage wird sogar immer noch aktiv von der Royal Army genutzt, um sich auf Auslandmissionen vorzubereiten. Auf unserem Rundgang haben wir Delphine gesehen, Kostüme aus längst vergangenen Zeiten probiert und die tolle Aussicht genossen.

Und auch wenn wir bisher bei den Highland Cows, die ich hier schmerzlich vermisse noch kein Glück hatten, haben wir dafür zwei Delphine, wahrscheinlich Mutter mit Kalb, beobachten können.

Auf dem Weg weiter nach Elgin, wo unser heutiges B&B auf uns wartete, weckte ein Schild unsere Aufmerksamkeit: Burghead Pictish Fort und wir folgten dem Hinweis. Die Pikten waren ein Überbegriff der Römer für die Völker in Schottland, die sie nicht erobern konnten. Deswegen haben sie dann den Hadrianswall gebaut, um Ruhe mit dem Norden zu haben. Das Fort selber war wahrscheinlich die Haupstadt des piktischen Königreiches Fortriu und ist bis heute die größte entdeckte piktische Siedlung.

Zufällig kamen wir auf dem Weg dort hin an der Kinloss Abbey mitten im Nichts vorbei und Kai schrie auf: „Hier ist Kinloss Abbey!“ Ich hatte in dem Moment auch einen Kinloss oder eher eine runterfallende Kinnlade. Wo hatte er das jetzt schon wieder her? Es war die Ruine einer Zisterzienser Abtei die im Jahr 1151 von Mönchen aus Melrose Abbey gegründet wurde und während der Cromwell Ära zerstört wurde (keine Ahnung wann das war... :) ). Heute ist die einst reiche und einflussreiche Abtei nur noch eine Ruine in deren Inneren mittlerweile ein auch schon wieder uralter Friedhof liegt, die ältesten Gräber sind aus dem 16 Jahrhundert.

Den Weg zum Pictish Fort hätten wir uns schenken können, den vom dem was ca. vom 3. bis zum 8. Jahrhundert nach Christus hier stand, war nichts mehr da. Nur noch ein „Visitor Center“ welches ein weißes, rundes Gebäude mit einer Wendeltreppe war. Na ja, war einen Versuch wert.

Jetzt hieß es erstmal Unterkunft beziehen und wurden mal wieder sehr positiv überrascht! Ein tolles modernes Haus mit gemütlichen Zimmern, perfekt, hier kann man es die nächsten 2 Nächte aushalten und die Hosts sind auch sehr freundlich.

Nächster und letzte Punkt auf der Liste für heute: Futter finden! Die Disziplin beherrscht Kai indes perfekt, deswegen landeten wir bei einem Award Winning Indian Restaurant namens Panache und es war grandios. Wenn sich also mal jemand nach Elgin verirrt und ein Fan der indischen Küche ist, so wie ich: Hin da!

Der kleine Verdauungsspaziergang durch die kleine hübsche Altstadt kam gerade richtig und so schlenderten wir noch gemütlich durch die engen Gassen, die sogenannten Closes, schmale Gässchen zwischen den Häuserreihen, für die Elgin bekannt ist.


Jetzt sag ich erstmal: gute Nacht!

 

Tag 8: Samstag, 18. Mai 2024 - Trümmer, Whisky-County und viel Fluffiness!



Heute übergebe ich das Schreiberlingzepter mal an den Geschichtsmaster, bei so vielen Trümmern hat er einfach den besseren Durchblick.


Heute morgen ließen wir es etwas gemütlicher angehen und starten gegen neun Uhr zum Frühstück, wofür wir das The ditsy cup auserkoren hatten. Die Wahl war gut, denn es schmeckte prima. Unser erstes Ziel war heute die verfallene Kathedrale von Elgin. Diese liegt mitten in der Stadt und ist heute gleichzeitig Sehenswürdigkeit als auch Friedhof aus vergangenen Zeiten. Ein schon von Weitem beeindruckend aussehendes Bauwerk, oder besser dessen Ruine. An der Kasse erstanden wir den sogenannten „Explorers Pass“ für 14 Tage, mit dem in zahlreichen Sehenswürdigkeiten freien Eintritt hat, wenn man ihn einmal erworben hat. Da wir von denen noch einige besuchen werden, lohnt es sich auf jeden Fall. Die beiden Haupttürme der großen Front stehen noch, dafür ist die große Rosette und viel der Front weggebröselt in den Jahrhunderten. Trotzdem ein großartiger Anblick. Man kann beide Türme erklimmen, wobei immer wieder Räume für Ausstellungsstücke, und die Erklärung dazu, genutzt wurden. Es zeigt die Kunstfertigkeit der Steinmetze der damaligen Zeit, die auch mal Unerlaubtes in Form von Gesichtern oder Tierköpfen an schwer einsehbaren Stellen versteckten. Der linke Turm hat eine Aussichtsplattform, auf die wir natürlich kletterten und die Aussicht, mit Untermalung einer im angrenzenden Park übenden Dudelsack-Gruppe, genossen. Das Gelände ist weitläufig, wenn auch nicht so groß, wie im Mittelalter, und hat eine Besonderheit, das komplett erhaltene Domkapitel, wo sich in alten Zeiten die ranghohen Angehörigen der Kathedrale zum quatschen trafen. Hier kann man das schöne Gewölbe bewundern und, untermalt von eingespielten Mönchsgesängen, nach verschiedenen Siegeln und Botschaften suchen. Überall liegen in mehreren Sprachen verfasste Erläuterungen aus, die einem sehr gut vermitteln, was hier früher was war. Die Kathedrale wurde 1224 erbaut, erst in wesentlich kleinerer Form. Als diese 1270 niederbrannte, wurde sie wesentlich größer und aufwendiger wieder aufgebaut. 1390 wurde sie wieder durch ein Feuer schwer beschädigt, als ein wütender Adliger zerstörerische Rache an der Diözese nahm, weil er wegen Ehebruchs exkommuniziert worden war. Wieder wurde sie aufwendiger und schöner aufgebaut. Erst während der Reformation kam ihr Ende, als die Kathedrale aufgegeben wurde und von da an langsam verfiel. 1711 stürzte der zentrale hohe Turm ein und riß einen Großteil des Kirchenschiffs mit sich. Wir verbrachten hier zwei schöne Stunden und auf dem Weg zum Auto, kaufte Kathy sich noch eine Schottland Basecap. Wat mut, dat mut.


Danach ging es zum Spynie Palace, dem ehemaligen Sitz der Bischöfe von Moray. Die Burg ist ziemlich verfallen, aber man bekommt einen guten Eindruck davon, wie pompös mittelalterliche Bischöfe lebten. Witzigerweise hatte der wütende Adlige, Alexander Stewart (Earl of Buchan) der die Kathedrale abgefackelt hatte, dafür die Erlaubnis des Königs, seines Bruders (Robert III), erhalten, aber die Burg durfte er nicht angreifen. Vom großen Wohnturm stehen heute noch die massiven Mauern, aber die hölzernen Balken und Etagenböden sind weg. Oben ist eine kleine Aussichtsplattform, von der man einen schönen Ausblick hat und die verfallen Anlage gut sieht.


Nächste geplante Etappe war dann Duffus Castle, denn heute ist Trümmertag. Doch zuerst schauten wir uns das dazwischen liegende Lossiemouth an. Und, Oh Wunder, die Schotten können ja tatsächlich eine halbwegs schöne Stadt am Wasser bauen. Wir parkten unser Autochen und dann genossen wir einen Spaziergang am wunderschönen Sandstrand. Auf dem Rückweg gönnten wir uns ein leckeres Eis und tuckerten dann weiter zum Duffus Castle. Von dem war noch weniger über, als an den vorherigen Ruinen. Ursprünglich stand da mal im 12. Jahrhundert eine Burg aus Holz auf einem aufgeschütteten Hügel, eine sogenannte Motte, was damals so auch gut funktionierte. Der Rest der Burg war eine Holzpalisade, die alles andere eingrenzte, was dazu gehörte und wichtig war, Stallungen zum Beispiel. Dann kam die Adelsfamilie im 14 Jahrhundert auf die glorreiche Idee, den Holzbau durch einen massiven steinernen Wohnturm zu ersetzen. Das ging eine Weile gut, aber das Endergebnis war, dass irgendwann der Hügel abrutschte und einen ziemlich großen Teil des Turms, incl. der Latrine, mitnahm. Erinnert ein wenig an Monty Pythons Ritter der Kokosnuss („Ich habe ein Schloss erbaut, das ist im Sumpf versunken...“). Die Adelsfamilie zog danach um!


Jetzt hatten wir erst mal genug von Ruinen. Kathy suchte immer noch verzweifelt nach Fluffy Cows und diese Suche sollte jetzt endlich abgeschlossen werden. Auch damit endlich Ruhe ist! ;-)

Sie entdeckte zwei Möglichkeiten, wo man eventuell diese Rindviecher sehen kann. Also ab nach Süden, mitten rein ins Malt Whisky County. In dieser Region ist die größte Dichte an Whisky-Destillerien vertreten, unter anderem so berühmte Namen wie Glenfiddich, Glenmorangie, Glen Grant und noch viele andere. Säufers Paradise ein wenig?!


Bei der ersten Möglichkeit, rund um die Glenfiddich Destillerie war Fehlanzeige in Sachen Rindviecher. Also auf zur zweiten Möglichkeit. Doch unterwegs dann der spitze Quietsch vom Beifahrersitz „FLUFFY COWS“! Tatsächlich, endlich welche gefunden, direkt gegenüber der Craigelaiche Whisky-Destillerie, die wir eigentlich fotografieren wollten. Glück muss die Humml haben!


Nach vielen Fotos und einem fetten glücklichen Grinsen im Gesicht, ging es weiter. Auf der Hinfahrt hatte ich eine Brücke erspäht, die wir uns jetzt anschauten. Es war eine schmiedeeiserne Brücke, die erste ihrer Art, die hier über den Fluss führte. Im Vergleich zu den wuchtigen Steinbrücken der damaligen Zeit, wirkte diese schon fast luftig und leicht. Wir genossen die Sonne und bewunderten das Bauwerk vom Fluss aus, bevor wir uns auf den Rückweg machten, denn langsam meldeten sich unsere Mägen.


Doch zuerst MEHR Fluffy Cows! Wir entdeckten eine Weide, an die man gut ran kam und, OH MEIN GOTT, da gab es sogar Kälbchen. Fluffiness im Quadrat. Kathy war mehr als happy und fotografierte wie wild. Endlich ging der Herzenswunsch in Erfüllung.


Zum Abendessen ging es, weil es gestern so gut gewesen war, wieder ins Panache, welches wir danach im Fresskoma verließen und nach einem letzten Foto der Kathedrale im Abendlicht, zurück in unser Quartier fuhren und umfielen.


Des war's für heute! Adios.

 

Tag 9: Sonntag, 19.05.2024 – Highland Games at Gordon Castle



Heute war es soweit. Eines der absoluten Highlights dieser Reise für uns Beide, auf das wir uns schon im Vorfeld mächtig drauf gefreut hatten – die Highland Games auf dem Gelände des Gordon Castle, was ziemlich einzigartig ist. Gleichzeitig findet hier auch noch eine Country Fair, Kombination aus Volksfest und Markttag statt.

Wir waren früh auf den Beinen, denn a) wollten wir einen gescheiten Parkplatz und b) auch garantiert zum Beginn da sein. Die kurze Fahrt dorthin verlief problemlos und Parkplätze waren jede Menge da. Also das Autochen geparkt und zum Eingang marschiert, kurz die Tickets gezeigt und rein gings.

Das Schloß ist quasi ein Überbleibsel, denn der Hauptteil des einst größten Landschloßes musste im Laufe der Zeit abgerissen werden, oder ist aktuell in der Sanierung. Trotzdem immer noch ziemlich groß, umgeben von einer großen Parkanlage, wie es sich für ein Landschloß gehört.

Große Hüpfburgen und jede Menge anderer Kram für Kinder waren am Eingangsbereich zu sehen. Doch uns zog es zum Hauptgebäude, wo wir uns erst mal eine Karte/Zeitplan holten, damit wir wussten, wer wann und vor allem wo sein Bestes gab. Uns interessierten natürlich die eigentlichen Highland Games, Kathy der Tanzwettbewerb und mich die Pipes&Drums Band. Wehe die spielen nicht „Scotland the Brave“!

Um 11:30 Uhr ging es los mit den Gordon Highlanders direkt vor dem Schloß. Welches Lied die gespielt haben, wissen wir nicht, aber es war eine schöne Einstimmung auf den restlichen Tag. Im Gegensatz zu deutschen Veranstaltungen konnten wir übrigens unsere Getränke und Knabbereien mit reinnehmen, ohne das es jemand juckte. Und noch etwas Bemerkenswertes. Auf dem Gelände waren ToiToi verteilt, die den ganzen Tag über tiptop gehalten wurden und jederzeit benutzbar waren. Wenn man da an unsere Großveranstaltungen denkt...

Die Highland Games starteten mit dem Wettbewerb der Frauen und dem der Jungspunde bei den Männern, den wir uns anschauten und alle Teilnehmer anfeuerten. Währenddessen spielten immer wieder verschiedene Gruppen ihre Lieder auf dem Gelände.

Das erste Highlight für mich war aber die Massed Pipes and Drums. Alle neun angetretenen Bands zusammen als eine große Truppe, marschierten in Paradeformation durch die Arena, vorneweg die Drum Majors, dann die Dudelsackspieler und hinten dran die Trommler. Sehr beeindruckend, sehr laut und mächtig viel Gänsehaut. Nachmittags gibt’s das dann nochmal. Ick freu mir!

Wir schlenderten immer wieder über das Gelände, schauten uns in Ruhe alles an, probierten hier und da die Angebote, kosteten die Leckereien. Den Penner, der mir den letzten Schoko-Muffin vor der Nase weggeschnappt hat, soll der Blitz beim....nein, das ist nicht jugendfrei, das lassen wir.

Der Lord und seine Lady waren ständig irgendwo anders anzutreffen, die hatten glaube ich durchaus Streß. Mal bei der Hundeschau, dann bei Siegerehrungen usw. Cosplayer waren auch unterwegs, wobei die ein wenig...besonders aussahen, z.B. ein imperialer Stormtrooper mit Kilt und Lichtschwert. Hauptsache heute, es soll Spaß machen und das tat es. Die Tanzwettbewerbe waren für uns ein wenig mühsam zu schauen, denn a) tanzten die alle immer wieder die gleiche Choreographie und b) fiedelte ein einsamer Dudelsackbläser monoton immer wieder die gleiche Melodie. Das hielten wir nicht lange aus. Es gab zum Glück genug Anderes zu sehen.

Kathy schaute sich zwischendurch noch BMX-Radler an, die Kunststücke vollführten, während ich immer wieder bei den Bands vorbeischaute. Beim Wettkampf der Männer waren wir dann wieder in der Arena und feuerten mit an. Während die letzten Wettkämpfe des Tug o'War, Tauziehen, liefen, marschierten noch einmal die Massed Pipes and Drums durch die Arena und dieses Mal spielten sie endlich „Scotland the Brave“ mit voller Wucht. Ich hatte den ganzen Tag darauf gewartet! Wir schauten noch ein wenig beim Baumstammwerfen zu, machten uns dann aber langsam auf den Weg, denn wir müssen heute noch Richtung Aberdeen in unser Quartier für die nächsten zwei Nächte, das Bogenraith House.

Dieses liegt ruhig abseits der lauten Straßen und ist richtig schön und aufwendig gestaltet, sowohl von außen, als auch von innen. Unser Zimmer ist groß und gemütlich. Marylin, unser Host zeigte uns alles und schob dann die Schranktür auf und sagte: „Und hier ist Euer Bad!“ Wir guckten erstmal dumm, bis wir merkten, dass das eine versteckte Tür in ein geräumiges Bad mit schöner großer Dusche ist. Clevere Lösung und witzig dazu. Marylin hat auch einen leichten Faible für Bling-Bling, was aber nicht stört. Kathy gefällt es, ich finds witzig, also passt es. Den Rest des Abends verbrachten wir faul und liegend, nach einer langen warmen Dusche. Morgen früh ist Frühstück inclusive, für das wir schon mal Räucherlachs und Rühreier bestellten. Wir sind gespannt. In diesem Sinne.

Gute Nacht!


 

Tag 10: Montag, 20.05.2024 – Balmoral, Braemer und ein Flop


Heute morgen gab es ein Frühstück. Und was für eins! Marylin hatte richtig aufgefahren. Der Speiseraum war schön gedeckt und man konnte wählen, wo man sich zuerst durchfresssen, äh...durchprobieren konnte. Es gab Müsli und Co., frisches Obst, Brotstation mit verschiedenen Marmeladen, konnte aus knapp 10 Säften wählen, welchen Kaffee man wollte und natürlich das am Vortag gewählte Frühstück, was super schmeckte. Reichlich gestärkt für den Tag machten wir uns auf den Weg über Banchory zum Balmoral Castle, dem Rückzugsort der Royals, was besonders Elisabeth II. so geliebt hat. Mal gucken, wie jetzt der Charly so wohnt in Schottland. Eine sehr schöne Fahrt in ein Tal, das sich immer mehr in Richtung Highland wandelte, je weiter man hinein fuhr. Der erste Ort, durch den es ging war Banchory, wo wir von Marylin den Tipp bekommen hatten, an den Feugh-Falls zu halten. Im Herbst kann man hier die Lachswanderung beobachten, heute nur Wasser, was durch die Stromschnellen floß. Aber auch das war sehr schön, genauso wie das strahlend schöne Wetter, was in den Zeitung auch schon gebührend gefeiert wird. Schotten sind Sonne anscheinend nicht so sehr gewohnt!?

Banchory, wie die anderen folgenden kleineren und größeren Örtchen, die noch folgten auf dieser Fahrt, war übrigens richtig hübsch. Nicht dieses triste graubraune Steinemeer ohne ein Fitzelchen Grün, sondern überall Bäume, Blümchen etc. Geht doch!

Nächster Anlaufpunkt war Ballater, in dessen Nähe das Balmoral Castle liegt. Hier wurde, wie von mir schon befürchtet, ordentlich zur Kasse gebeten. Charly braucht Kohle! Bezahlte Parkgebühren und ordentliche Eintrittspreise, die leider nicht im Explorers Pass enthalten sind, da natürlich königlich(!), später, schlenderten wir durch den sehr schön gestalteten Park, der das Schloß umgibt. Das Castle selber ist ein sehr schön gestalteter Bau, so sehr, das Kathy gleich mal 'nen bekannten Schlüsseldienst beauftragte, diese auszutauschen und ein Umzugsunternehmen, damit der ganze alte Ramsch raus- und wir reinkommen. Zumindest der Schlüsseldienst wäre kein Problem! ;-)

Leider kann man vom Schloß selber kaum etwas innen besichtigen, außer den nicht besonders großen Ballsaal – naja, Schotten tanzen ja anscheinend eh auf der Stelle, wie wir gestern gesehen haben – wo gerade eine Ausstellung von Charly's Gemälden, die aber wirklich hübsch sind, war. Danach durch die Hintertür raus und geradewegs aufs Cafe und den „Ich bin Charly“-Giftshop zu. Beides interessierte uns nicht wirklich, da uns a) nichts gefiel und b) die Preise stramm sportlich sind. Wir erkundeten noch ein wenig die schöne Parkanlage und wunderten uns über die ziemlich einfallslosen zukünftigen Pläne von King Charly für die eigentlich sehr schönen Gärten. Muss uns ja nicht gefallen, gelle.

Nach Balmoral gondelten wir weiter in Richtung Braemer, wo wir kurz am Schloß, das heute leider geschlossen war, hielten und Fotos machten. Ursprünglich als Jagdschloß gebaut, tobten sich hier später jakobitische Rebellen, danach die englischen Rotröcke aus. In modernen Zeiten gastierten hier prominente Gäste. Wer genau, stand da nicht. War uns auch wurscht!

In Braemer suchten wir uns ein kleines Cafe und stärkten uns mit leckerem Sandwich/Ciabatta und schlenderten danach durch das Ortszentrum. In Kanada haben wir jeden Giftshop gestürmt und meistens was gefunden. Hier gestaltet sich das schwieriger. Souvenirs hier sind entweder Karos, Stücke toter Viecher oder Schnaps, Verzeihung, Whisky oder Gin. Naja, wir finden schon noch was. In Braemer finden die größten und prestigeträchtigsten Highland Games statt, für die sogar ein Stadion mit Tribünen und so gebaut wurde. Es gibt hier auch ein Visitor Centre, welches aber Montags dicht ist. Schade, hätte uns interessiert. Wat willste machen!

Danach fuhren wir wieder zurück, denn wir wollten uns die Lost Loch Destillerie anschauen, da ich Kathy vom Balmoral Gin erzählt hatte, der dort destilliert wird. Charly selber kriegt das nicht hin, also machen die das. Tja....Satz mit X. Wir kamen dort an, die machten gerade zu, weil sie heute Abend in Aberdeen eine Veranstaltung haben. Künstlerpech. Wenigstens die Toiletten durften wir uns ansehen...benutzen auch. Jetzt standen wir ohne Plan da und entschlossen spontan, den Nachmittag gemütlich im schönen Quartier ausklingeln zu lassen. Noch schnell Vorräte gebunkert und dann zurück. Wir genossen noch etwas die Sonne, bevor es uns zu kalt wurde. Dann noch bissel Rumgewurschdel und finito für heute.


Gute Nacht!

 

Tag 11: Dienstag, 21.05.2024 – Unsere Trümmertour geht in die nächste Runde


Vor der Reise hatte ich angekündigt, das ich Haggis probieren würde. Das stand bis heute allerdings noch aus, weshalb ich gestern todesmutig „Scottish Breakfast“ für das heutige Frühstück bestellte: Spiegelei, eine helle Wurst die ich nicht weiter definieren konnte, britischer Schlabberbacon, Englischpudding (den ich mit Ali in Nottingham schon mal probiert hatte), ein Stück Fleisch mit der Konsistenz eines Gummireifens und Haggis. Und was soll ich euch sagen? Es schmeckt wie eine Boulette mit Reis. Gewürz fehlte. Ich lebe noch, aber besonders gut fand ich es jetzt auch nicht. Keine Ahnung warum die Schotten so ein Gewese um das Zeug machen. (Ei die hatten massig Schafe und wollten nix wegschmeissen, also ham se die Innereien durchgemüllert und zu Essen gemacht!)

Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und verabschiedeten uns von Marylin. Kai war es wahrscheinlich egal, aber ich wäre gerne noch ein wenig geblieben (War es nicht, aber der nächste Zielort ruft!). Der Ort strahlte so eine Ruhe aus, dass auch ich endlich mal richtig abschalten konnte.

Von Banchory fuhren wir erst noch ein kleines Stück nach Nordosten um Aberdeen zu sehen, aber auch diese Stadt schaffte es nicht wirklich uns zu überzeugen. Wir sind einfach keine Stadtmenschen. Ein kurzer Schwenk durch Old Town, ein kurzer Blick in die Machar Cathedral und vorbei am Old Town House und King's College (Sag mal war das bis vor kurzem das Queens College und Charlie hat auch das umbenannt?) und wir eierten weiter Richtung Dunnotar Castle. Kai freute sich schon die ganze Zeit auf diese Trümmer und als ich ihn aus reinem Interesse fragte was genau ihn interessierte guckte er mich verständnislos an und sagte: Na das alles hier. OK :)

Eine riesige Festungsanlage, auf einer Felsnase vor der Küste gelegen, die einem einen sehr guten Eindruck darüber gibt, wie hier damals gelebt wurde. Von der Küche über die Schlafzimmer (in dem im 16 Jahrhundert, King Charles II. zu Gast war) bis hin zum Ballsaal und der Kirche war auf dem felsigen Anwesen noch alles halbwegs erhalten. Das mächtige Keep am Eingang stammt aus dem 14. Jahrhundert. Von der ursprünglichen Anlage aus dem 11./12. Jahrhundert ist nichts mehr zu sehen, aber es gab sie, denn die Wikinger haben hier zu der Zeit was abgefackelt. Zu Cromwells Zeit wurden hier die schottischen Kronjuwelen versteckt, damit die nicht genauso wie die englischen von den Parlamentariern zerstört werden konnten. Heute kann man die wieder in Edinburgh bewundern.

Nach einer großen Runde auf dem Gelände ging es weiter nach Montrose. In der Nähe sollte es noch einen Leuchtturm geben, den spuckte Google Maps leider nicht aus, als fuhren wir zu einem Gebäude das zu mindestens so aussah wie ein Leuchtturm: Boddin Point Lime Kilns. Wir wunderten uns über die scheinbar riesigen Öfen direkt am Meer. Was hat man denn hier gebrannt? Nach ein paar Minuten Recherche fanden wir heraus, dass es …..Öfen waren, um Kalk für die Landwirtschaft, die im 19. Jahrhundert eine riesige Nachfrage hatte, zu brennen. Das hätten wir nicht gefunden, hätten wir uns nicht vertan. Interessanter Ort mit toller Aussicht, der jetzt langsam aber sicher vom Meer gefressen wird.


In Arbroath stellten wir an der Abbey fest, dass auch diese in unserem Explorer Pass enthalten war. Juchu noch mehr Trümmer, dieses Mal allerdings in rot. Mal ein wenig Abwechslung. Ich glaube ohne mein Geschichtslexikon an der Seite wäre das alles unglaublich langweilig (juchu noch ein Kirche -_-) Aber mein besagtes Lexikon erzählt überall etwas über Architektur und Hintergründe die mit Kirche wenig am Hut haben und das macht das Ganze tatsächlich wirklich interessant (Nein man kann ihn immer noch NICHT ausleihen). In Arbroath wurde das vielleicht wichtigste Dokument der schottischen Geschichte geschrieben. The Declaration of Arbroath, so etwas wie die Unabhängigkeitserklärung des schottischen Hochadels, der wichtigsten Kirchenfürsten und aller anderen wichtigen Personen, die was zu sagen hatten. Es war ein einmaliges Dokument, gerichtet an den Papst in Avignon, dass Schottland niemals das Knie vor Edward II aus England beugen wird und Robert The Bruce ihr schottischer König ist und Schottland seine Freiheit verdient. Den Papst überzeugte es und Edward II musste zähneknirschend Frieden schließen und Robert The Bruce als souveränen König von Schottland anerkennen. Eine Kopie dieses Briefes wird hier ausgestellt.


So langsam wurde es spät und wir hatten noch etwas Weg bis Perth vor uns, und so entschlossen wir nur durchzuziehen, ohne weitere Trümmer am Wegesrand unter die Lupe zu nehmen. Nur in Dundee stoppten wir noch mal am Hafen und spazierten die Promenade ein wenig entlang und schauten uns von außen Broughty Castle an, wo im Mittelalter der Fährdienst verlief, den Arbroath Abbey verwaltete.

In der Nähe des Airports in Perth checkten wir in die Sky Lodge ein. Hier erinnert alles ein wenig an einen alten Militärstützpunkt, aber geräumig und sauber. Jedoch wirkt es nach dem tollen Aufenthalt bei Marylin ziemlich karg. Zukunfts-Kathy flüssterte auch gerade, dass die Dusche endlich mal eine mit Wumps ist, das wurde auch mal Zeit.

Am Abend schafften wir es noch so grade in eine Pizzeria nach Perth (Brot3ers), die richtig lecker war, bevor uns die Augen zufielen. Den Schlaf würden wir brauchen, morgen steht super viel auf dem Programm. Es geht nach Stirling, Falkirk etc. VIEL Historie erwartet uns.


Doch jetzt erstmal: Gute Nacht!

 

Tag 12: Mittwoch, 22.05.2024 – Geschichte. Tonnenweise. Wild.



Als wir heute morgen um kurz nach acht aufbrachen war uns klar, der Tag würde voll gepackt sein, aber was es letztendlich wurde war tatsächlich wild! Das trifft es glaube ich am Besten. Aber fangen wir von vorne an. Der Text ist übrigens Gemeinschaftswerk, also nicht wundern. Aber wer wundert sich schon noch bei uns! ;-)

Wir fuhren in Richtung Süden, eigentlicher erster Stopp sollten die Kelpies sein, aber am Linlithgow Palace wollten wir „mal gucken“. Vor der Tür stellten wir fest, dass auch dieses historische Gemäuer in unserem Explorer Pass enthalten war und wenn wir das nicht mitnehmen würden, wären wir ja schön doof. Außerdem entpuppte sich die große beeindruckende Ruine als absolut lohnenswerter Stopp. Der Palast war eine der schottischen Königsresidenzen, neben z.B. Stirling Castle oder Edinburgh Castle. Hier wurde Mary, Queen of Scots geboren, was mit einer Statue gewürdigt wird. Der Palast brannte 1746 durch einen dummen Unfall komplett aus.

Drinnen im Hof steht ein wunderschöner Brunnen, bestehend aus zahlreichen einzelnen Figuren die zusammen und von oben betrachtet eine Krone ergaben. Tolle Details.

Wir stiegen alle Stufen empor bis in Queen Magrete's Bower, eine kleine Runde Kammer auf dem Dach – in schwindelerregender Höhe – wo die Gute sich mit ihren Mädels zum Wein plämpern und quatschen traf. Nachdem meine Höhenangst und ich wieder unten waren fragten wir uns, wie oft Mylady wohl da runter gesegelt ist, wenn sie vollkommen einen im Kahn hatte?! Die Aussicht da oben war wunderschön und die Platzwahl für das Kämmerchen verständlich.

Unten im Weinkeller hatte es noch einen Thron mit einer Virtual Reality Brille und man konnte sich anschauen, wie die königliche Kapelle einst aussah. Obwohl im Endeffekt nur noch die massiven und sehr hohen Mauern stehen, kann man doch erahnen, wie aufwendig und prachtvoll der Palast einst gewesen sein muss. Auch die Gewölbe kann man sich anschauen, wo so interessante Räume wie die große Küche waren, wo man seiner Frau fast nen Herzinfarkt verpasst, weil man sie erschrecken wollte...hust.

Jetzt aber weiter, die Liste ist noch lang und der Tag schon im vollen Gange.

Die Kelpies im Helix Park bei Falkirk waren der nächste Punkt unserer Tour, welche man vom Volumen bestimmt auch bei asiatischen Reiseunternehmen finden könnte.

Kleiner Tipp, wenn man quasi bis zur Sehenswürdigkeit fahren will, zahlt man Parkgebühren, wenn man ein paar Minuten zu Fuß gehen kann oder möchte, gibt es gratis Parkplätze und dazu einen schönen Spaziergang über einen Boardwalk (ich liiiiiebe Boardwalks und Schwanenküken haben wir da auch noch gesehen). Von Weitem kann man die Pferdeköpfe schon sehen, wie sie sich majestätisch in die Höhe strecken und eine Schleusen umrahmen. Laut schottischem Volksglauben sind Kelpies Wassergeister, die fließende Gewässer des Hochlands bewohnen und treten meist in Gestalt von großen wunderschönen Pferden (manchmal mit Fischflosse) auf und sind Gestaltwandler. Im dortigen Shop fand ich „The Scottish Gin Bible“ an der ich nicht vorbei kam und sie kaufen musste. Dann ging es weiter im Takt (wir ham ja keine Zeit).

Ein kurzer Boxenstopp beim Falkirk Wheel, eine krasse Konstruktion, bei dem eine Art „Aufzug für Boote“ 35 m Höhe überwindet, und somit den Forth and Clyde Kanal mit dem Union Kanal verbindet und einmalig auf der Welt ist. Time is Money, 20 Minuten Parken sind hier gratis, also rein, eine Umdrehung angeschaut und weiter geht die wilde Fahrt.

Nächster Halt am Battlefield of Bannockburn. Wir entschieden uns für die Tour, die super interessant gestaltet war: Unser Guide, eine Lady mit deutlichem schottischen Akzent führte uns zuerst in einen kleinen Filmsaal, in der die Vorgeschichte der Ereignisse zusammen gefasst wurden, jeweils aus schottischer und aus englischer Sicht, damit man die Beweggründe für die Massenschlägerei besser versteht. Weiter ging es in eine Art Auditorium. Hier standen wir um eine Karte und bekamen einen besseren Einblick darüber, wer wie wann und wo wem den Kopf abgeschlagen hat und wieso die Engländer genau die eine Straße von Süden hoch kamen, was die Schotten wussten und dementsprechend alles rund um die Furt des Bannockburn „vermint“ hatten. Auch das die Engländer dann nur einen weiteren Punkt zum Überqueren hatten und durch sumpfiges Terrain mussten, um nach Stirling Castle zu gelangen, wussten die Schotten. Das Ergebnis war die verheerendste Niederlage eine englischen Ritterheeres, mit Verlusten von knapp der Hälfte der Infanterie und um die 700 Ritter, darunter mächtige Earls, was widerum in England Konsequenzen hatte.

Dann ging es weiter in einen Raum mit mehreren großen Leinwänden und man konnte nachfühlen wie es sich ungefähr anfühlen muss, wenn die Kavallerie im vollen Galopp, das damalige Äquivalent einer Panzerattacke, auf einen zukommt oder ein Haufen Pfeile auf einen niederregnen und die Opfer fast durchschlagen, so eine Wucht hatten sie. Nein ich würde nicht mit den Jungs tauschen wollen. Ein wirklich gelungene Darstellung. Wenn ich da so an die deutschen Museen denke, die sind eher staubtrocken und langweilig. Man konnte sich dann ein paar Minuten umschauen. Die vielen Texte konnten wir aber dabei bei Weitem nicht lesen, was schade war.

Abschließend gab es noch einmal einen zusammenfassenden Film, der die unmittelbaren Konsequenzen der Schlacht betrafen und die weitere Entwicklung der Unabhängigkeit Schottlands, bevor man nach draußen entlassen wurde, um sich den Ort des Geschehens live echt und in Farbe, allerdings knapp 500 Jahre später ansehen konnte. Wobei das Monument recht weit vom eigentlichen Schauplatz steht, nämlich da, wo Robert The Bruce damals als erstes seine Standarte aufpflanzen ließ. Aber, hey...Details! Der Film Braveheart ist dagegen ein mieser Abklatsch, wo so ziemlich alles falsch dargestellt wird. William Wallace und Robert sind sich z.B. nie begegnet und Wallace war kein Waldschrat aus nem Drecknest, sondern niederer Adel!

Next Stopp: Stirling Castle.

Wow, das war something else. Das Schloss ist riesig und sehr weitläufig und nahezu alle Gebäude sind zu besichtigten. Mit unserem Explorer Pass schlenderten wir an der Schlange vorbei und konnten direkt rein. Super Sache und rentiert hat er sich mittlerweile auch schon. Da Regen aufkam, versuchten wir, solange es halbwegs trocken war, alles draußen zu erkunden. Als es dann auf schottische Art auffrischte, flüchteten wir nach drinnen. Wir schauten uns die große königliche Kapelle an, in deren Ecke schon jemand saß und schlief. Den hat die Geschichte wahrscheinlich schon erschlagen oder er hat auch schon ein paar Mammuttage hinter sich, wie wir. Das nächste Gebäude des großen Karees, das den inneren Schloßhof der königlichen Residenz, zu der die Stuart-Könige Stirling Castle ausbauen ließen, war die Grand Hall, eine sehr große Empfangs- und Banketthalle, in der Nachbildungen der Bankett-Throne des Königspaares standen. Einmal im Stechschritt über den im Regen versinkenden Hof und ab in die Royal Appartments. Hier hat man die Räumlichkeiten wieder in den Zustand versetzt, wie sie im 16. Jahrhundert ausgesehen haben. Es sieht alles super aus und man kann den Pomp und Luxus erahnen, der hier zur Schau gestellt wurde. Wer alles genau nachlesen möchte...Wikipedia oder guckt Youtube, es sprengt hier den Rahmen! Aber Stirling Castle ist absolut sehenswert, innen wie außen!

Eigentlich wollten wir noch zum William Wallace Monument, aber a) waren wir relativ spät dran und es schloß bald und b) frischte es immer noch schottisch auf und wir hatten dann vor Ort keine Lust den Berg, auf dem das Monument steht, hoch zu schwimmen. Also spontan auf morgen früh verlegt! Wir sind doch flexibel, gelle. Die alte Brücke von Stirling, die man in Stirling selber sieht, ist übrigens nicht die, bei der William Wallaces Armee die Engländer windelweich geprügelt hat, sondern eine, die später gebaut wurde. Das Original ist nicht mehr.

Es reichte jetzt auch mit Programm, also fuhren wir zurück nach Perth, aßen im Paco's. Was uns hier aber störte, war die sehr hektische Art des Personals, die hin und her rannten. Gefiel uns nicht, aber geschmeckt hat es. Dann war Zapfenstreich, ab ins Quartier und tippen, die Follower warten ja schließlich ;-)

In diesem Sinne....Adios!

 

Tag 13: Donnerstag, 23.05.2024 – Schottisch aufgefrischtes Wetter



Nach einer ziemlich lauten Nacht (jemand der ein Zimmer auf dem gleichen Flur wie wir hatte, wohnt wohl sonst alleine in einem Atombunker, wo an die Türen schmettern kann, bis sie zu Staub zerbröseln), ging es für uns in aller Früh noch einmal zum William Walace National Monument in Stirling. Nach dem das Wetter uns gestern einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, wollten wir es heute noch einmal probieren. Und siehe da, wir hatten Glück, nur Wolken und kein Regen und wir erwischten den ersten Shuttle Bus hoch auf den Hügel, wo das gute Stück steht.

246 Stufen in Form einer Wendeltreppe hieß es nach oben zu gehen. Und lustiger Weise musste ich oben angekommen auch erst mal wieder den Kopf gegen die Wand legen, damit der Raum aufhört weiter zu drehen. Auf drei Etagen verteilt wurde die Geschichte von William Wallace erzählt, sein Schwert und das von Robert the Bruce als Repliken ausgestellt und auch einen toll gezeichneten Film gab es zu sehen, wie die Engländer, wie Jahre später in Bannockburn, Opfer des gewählten Geländes und ihrer Arroganz gegenüber den, ihrer Meinung nach, nicht ebenbürtigen Schotten wurden. Eine Armee über eine schmale Brücke zu schicken, während die Schotten kampfbereit am anderen Ufer warteten, war schon bescheuert und endete im Desaster und brutalem Gemetzel. Ganz oben stand man dann in der Spitze des Turm, freie Sicht zu allen Seiten. Wirklich beeindruckend, aber der Wind kann einen hier bestimmt leicht von den Füßen holen, wenn man nicht aufpasst. Da wir so früh dort waren, hatten wir die Plattform tatsächlich für uns alleine und konnten in aller Ruhe Fotos machen.

Von Stirling ging es dann weiter Richtung Süden zur Melrose Abbey. Knappe 2 Stunden kämpften wir uns bei Regen und Stau am Großraum Edinburgh vorbei, über nebelverhangene Hügel, um dann vor Ort festzustellen, dass die Abbey aktuell gesperrt ist und es auch noch die nächsten 5 Jahre sein wird. Aber hey...man muss nur den halben Eintritt bezahlen, denn man kann ja noch drum herum latschen und reingucken! Das ist doch jetzt nicht euer Ernst, oder?

Nun gut, jetzt sind wir den ganzen Weg her gekommen, jetzt gucken wir uns die Trümmer wenigstens von außen an. Auf das Gelände kann man ja. Allerdings war es ein wenig ernüchternd, da es weiträumig abgesperrt war und ich konnte Kai durch den Hinterkopf ansehen, dass er angefressen war, auch wenn er das abstritt.

Bei der Gestaltung der äußeren Fassade war ich mir nicht ganz sicher, was man sich damals bei einem Dudelsack spielenden Schwein gedacht hat und zog etwas irritiert die Augenbrauen hoch. Aber andere Zeiten, andere Sitten, oder so ähnlich.

Angeblich soll hier auch das Herz von Robert the Bruce liegen, was aber niemals bestätigt wurde. 1921 wurde hier eine Bleikiste gefunden, aber nicht verraten, was da drin war. Wir stapften durchs Gras und über den umliegenden Friedhof und holten uns zum ersten, aber bestimmt nicht zum letzten Mal nasse Füße am heutigen Tage. Um etwas trocken zu werden nahmen wir noch das Museum mit, aber das war im Gegensatz zu dem was wir in den letzten Tage geboten bekamen eher langweilig und enttäuschend. Kann ja nicht alles ein Hit sein.

Als nächstes auf der To-Do Liste Stand Tantallon Castle. Wieder hoch nach Norden, östlich von Edinburgh. Wetterbedingt verwarfen wir den Plan allerdings und fuhren stracks nach Edinburgh, checkten in unser Guest House ein, was ein altes umgebautes Stadthaus mit hohen Decken und schon beeindruckendem Treppenhaus ist. Dann wollten wir eigentlich in „The Real Mary King's Close“ eine Führung durch die Unterwelt Edingburghs machen um eine trockene Alternative zur Altstadt, durch die gerade Sturzbäche an Regen liefen, zu haben. Leider war für heute alles ausverkauft, aus dem Grund konnte ich vermutlich auch nichts online buchen. Aber wir entschieden uns Tickets für den nächsten Abend zu kaufen und sind sehr gespannt.

Vor dem Regen retteten wir uns erst mal in die St. Giles Cathedral gegenüber. Die Idee hatten scheinbar auch viele, viele andere. Würde mich interessieren, ob die Kirche bei gutem Wetter auch so voll ist, auch wenn es schon sehr beeindruckend war. Eine wunderschöne gotische Kathedrale, voll mit Geschichte in Bild und Stein. Witzigerweise war die Thistle Chapel, die den ältesten Hochgotik-Stil zeigt, der jüngste Teil der Kirche.

Wir zogen noch durch ein, zwei Giftshops und wurden tatsächlich bei ein paar Schlüsselanhängern und Magneten für den heimischen Kühlschrank fündig. Dann entschieden wir uns aber Feierabend für heute zu machen, weil wir mittlerweile trotz Regenklamotten trätschnass waren (ich sag ja Sturzbäche). Zum Abendessen ging es in einen urigen Pub in der Nähe der Unterkunft „The Old Bell“ wo man sich mal wieder hervorragend um meine Essbehinderung kümmerte (das wünsche ich mir in Deutschland auch – noch kein Zwischenfall hier! Ich konnte mich bisher auf alles verlassen und wurde nicht vergiftet!).

Jetzt trocknen unsere Klamotten auf der Heizung und wir legen die Füße hoch.


Gleich geht das Licht aus und wir freuen uns auf den Tag in der bisher schon beeindruckenden uralten Stadt!


Nachti!


 

Tag 14: Freitag, 24.05.2024 – Halò! – Tìoraidh an-dràsda, Dùn Èideann Eedinburra (Hallo Edinburgh!)


Um 7 Uhr klingelt der Wecker und Kai freute sich schon auf Mittwoch, da hat er Spätdienst und kann ausschlafen :) Tja, wir haben aber Urlaub und heute mal wieder viel vor. Wir wollten die Altstadt von Edinburgh erkunden und da uns die liebe Lufthansa zum X. Mal den Flug verschoben hatte, dieses mal gute vier Stunden früher, hatten wir einen halben Tag weniger, weshalb wir ja gestern schon am Plan geschraubt hatten.

Mit dem Bus ging es bis zur Southbridge. Ein Tagesticket kostet hier pro Nase 5 Pfund und ist mit Sicherheit günstiger als den ganzen Tag in der Innenstadt zu parken. Gestern hatten wir schon mal grob geschaut und bei drei Stunden landet man bereits bei 24 Pfund.

Ganz in Ruhe liefen wir die Royal Mile hoch und erkundeten die kleine Gassen, die früher der einzige Weg zwischen den teils zwölfstöckigen Häusern hindurch waren (Closes), und Innenhöfe, die ein wenig versteckt liegen und teils wirklich schön sind und viel zu entdecken bieten. Am Writer's Museum waren beispielsweise Zitate berühmter Schriftsteller im Stein verewigt. Im Gegensatz zu gestern Nachmittag hatten wir die royale Straße hoch zum Edinburgh Castle fast für uns allein. Kunststück, es hatte ja noch fast alles zu. Selbst für die Tourist Info waren wir um halb neun zu früh. Wir genossen den Platz und die Freiheit Bilder ohne fremde Menschen machen zu können und die Plätze für uns zu haben.

Leider hatten wir Pech was das Edingburgh Castle anging. Die Tickets waren bereits weit im Voraus ausverkauft. Allerdings teilte man uns später mit, dass Stirling Castle das durchaus schönere Schloss und dieses hier touristisch unglaublich überlaufen ist. Von Weitem konnten wir sehen, wie sich die Massen hindurch schoben und waren ein sogar ein wenig froh, dass es nicht geklappt hatte, so konnten wir uns mehr von der Stadt selber anschauen.

Auf dem Vorplatz des Schlosses wurden bereits die Vorbereitungen für das Royal Tattoo getroffen und die riesigen Tribünen für DAS Ereignis des Jahres aufgebaut.

Wir machten nun erst mal den großen Giftshop „The Weaving Mill“ unsicher, wurden fündig und gingen jeder mit einem neuen Shirt raus. Hier gab es irgendwie alles: den typischen Souvenirkram, eine Rugby-Abteilung, Harry Potter en masse - der wird hier richtig ausgeschlachtet, da die Autorin glaube ich von hier stammt und viele ihrer Inspirationen in der Stadt gefunden hat.

Unsere Route führte uns erst mal vom Castle Hill herunter und an einem College vorbei, das einen beeindruckenden Blick vom Hof nach oben zu einer der großen Kirchen bot. Es erinnerte an Hogwarts von seiner Erscheinung. Zumindest mit Sicherheit eine weitere Inspirationsquelle. Sogar Dumbledore, Entschuldigung, John Knox, war mit einer Statue verewigt. Weiter an der National Gallery vorbei ging es zum Scott's Monument, einem großartigen, in viktorianischer Gotik errichteten Denkmal zu Ehren von Sir Walter Scott, der sich so verdient gemacht hat um das Erbe der Vergangenheit und ihren Erhalt. Wem er nichts sagt, von ihm stammen beispielsweise die Romane Ivanhoe und Rob Roy. Eigentlich wollten wir zum Dean Village, da es aber immer wieder etwas regnete, entschieden wir uns dagegen. Einen der Schauer überbrückten wir mit einer kleinen Pause in der Waverlay Railway Station. Danach ging es weiter in Richtung Calton Burial Ground auf dem ein Denkmal zu Ehren der im amerikanischen Bürgerkrieg gefallenen Schotten, ja auch da haben die Stunk gesucht, steht, auf dem Abraham Lincoln als Statue steht. Dann ging es mal wieder drölfzigtausend Stufen hoch zum Nelson Monument, dem Edinburgh Observatory und natürlich dem National Monument auf den Calton Hill. Von hier oben hat man eine spektakuläre Aussicht über die Stadt, die wir eine ganze Weile genossen und ein Foto nach dem anderen machten, Man sah von auch den anderen großen Hügel, den man auch als Aussichtsort erklimmen kann. Aber bei dem aufgematschten Boden entschieden wir uns gegen den Versuch. Eine weitere ehemalige königliche Residenz, den Holyrood Palace, der das andere Ende der Royal Mile bildet, sahen wir uns ausnahmsweise nur von hier oben an.

Zurück ging es über die Princess Street und die South Bridge, die leider momentan komplett eingerüstet ist. Hier in Schottland haben sie die Angewohnheit Brücken immer so hoch zu bauen, dass man auch ja nicht darüber schauen kann. In diesem Fall auch nicht zu Fuß.

Auf der anderen Seite kamen wir an einem kleinen Gin Laden vorbei, der natürlich von innen inspiziert werden wollte. Hier gab es gefühlt jede Sorte, allerdings nicht die, welche ich in der kleinsten Destillerie Schottlands gekauft habe. Wir unterhielten uns gut mit dem Verkäufer über unsere Tour, über Gin, und vieles mehr und ich kauften meine 6. kleine Flasche Gin und Kai eine schöne Karte von Schottland.

Tatsächlich getrunken habe ich hier allerdings nur den Gordon Pink Gin Tonic. Durch die Fläschchen werde ich mich zu Hause probieren und weiter sammeln. Vorher benötige ich allerdings erst mal ein vernünftiges Glas dafür. Hmmmm.... ;-)

Jetzt war erst mal Zeit für Mittagspause. Wir holten uns was für auf die Hand und setzten uns auf eine Bank am Hunter Square und schauten dem Treiben um uns herum zu.

Ich glaube Kai war noch etwas fitter unterwegs, aber ich merkte langsam, dass ich ordentlich KO vom Urlaub bin.

Geheult wird später, weiter ging es zum Old College der University of Edinburgh, einem Prachtbau, dessen eigentlich schöner Innenhof allerdings mit zeltenden Studenten belegt war, die sich für die Befreiung Palästinas einsetzen. Aktivismus ist wichtig und richtig, wir haben nur nicht ganz verstanden, wie das Zelten auf dem Rasen des Campus dazu beitragen kann.

Ein schönes Gebäude ist es allerdings.

Die Chambers Street entlang ging es dann durch das National Museum of Scotland, da es Toiletten bot, der Eintritt frei war und es eine Dachterrasse mit Aussicht gab, die wir natürlich als erstes besuchten. Wir streiften wir für eine Stunde hindurch, da wir Geschichte aber gerade sehr lebendig erleben durften, war das hier etwas einschläfernd. Also ging es nach genauer Begutachtung der Guillotine, die 145 Jahre fleißig geköpft hatte, und der Frage: kann man mit der daran befindlichen DNA noch etwas anstellen, wieder nach draußen.

Am Greyfriars Kirkyard wurde dem Hund Bobby das Schnäuzchen gestreichelt, das soll Glück bringen. Die Gräber der Menschen die J.K. Rowling zu McGonnagal und Tom Riddle inspirierte, suchten wir nicht, dafür zogen wir unsere Regenhosen an. Muss sich ja lohnen, dass wir sie für zwei Wochen durch die Pampa chauffiert haben.

Gut verpackt, fast wie Haggis im Schafmagen, ging es den Grass Market im Regen hinunter, wo wir an einem DER Fotosspots (zu dem man wieder drölfzig Millionen Stufen hoch heckert) auch unsere Bilder machten, dem Vennel View Point. Hier schaut man eine Treppe hinunter und hat einen hübschen Blick auf das Schloss. Joa. Kann man mal machen. Instagram ist voll davon...Auf dem Grass Market selber fanden früher so amüsante Vorführungen wie Hinrichtungen statt, wenn nicht gerade Vieh und Agrarprodukte verkauft wurden. William Wallace allerdings nicht, den haben sie in London hingerichtet und verarbeitet, damit jeder Landesteil was von ihm hat.

Im Fiddler's Arms Pub auf der Ecke gab es einen kurzen Boxenstopp und zwei eiskalte Cokes. Das tat gut, hungrig waren wir noch nicht. Dann den Grass Market also wieder runter und wir bogen in den W Bow ein, oder wie ich sie nenne: die Harry Potter Straße. Viele kleine bunte Lädchen nebeneinander. Ein Geschäft mit HP Merchandise neben dem anderen und angeblich hat die Autorin hier ihr erstes Werk geschrieben. Allerdings habe ich jemanden sagen hören, dass das echte Kaffee ein paar Meter entfernt ist. Aber so tief bin ich in der Materie nicht drin. Man kann aber auch hier die Inspiration sehen. Teilweise standen die Leute sogar vor den Shops Schlange um rein zu kommen! Jedem das Seine. Wir wurden schon schief angeguckt, weil wir nur durch die Tür schauten! Drin sah es aus wie im Zauberladen von HP. Nett...Filme sind besser.

Von da kraxelten wir wieder hoch zur Royal Mile und musste noch ein bisschen Zeit totschlagen, bevor unsere Tour durch den Untergrund in „The Real Mary King's Close“ begann. Das klappte hervorragend mit Giftshops und ein wenig Souvenir Shopping und (!) mit sitzen! Herrlich.

Um 18h45 ging es dann los, wir starteten in einem kleinen Raum in dem wir eine Einweisung bekamen und dann ging es Treppe für Treppe, Stufe für Stufe nach unten. Dorthin wo früher die Menschen auf engstem Raum lebten, viel zu viel Vieh auf noch weniger Raum gehalten, Scheisse im hohen Bogen auf die Straße gekippt wurde – teils aus dem zwölften Stock ohne Vorwarnung! - wurde und die Pest wütete. Es war großartig und noch besser erzählt. Das können wir wärmstens jedem empfehlen, der in diese schöne Stadt reist.


Wir entschieden uns, zur Unterkunft zurück zu fahren und dort auf Futtersuche zu gehen. Ich war froh, dass mein Plan so leicht aufging und ich endlich checken konnte, ob das Auto noch da ist, oder bereits abgeschleppt war. Laut Unterkunft war es da zwar safe zu parken, die „Bus Lane“ irritierte mich aber enorm, Kai war das richtig egal. Er stellte sich sogar absichtlich in die Mitte. Das fällt für mich unter die Kategorie: Dinge die ich nicht verstehen muss (auf britisch Ho ho ho!). Jedenfalls war das Auto noch da und ein Ticket hatten wir auch nicht. Puuuh. Jetzt Hunger. Der kleine Thai Imbiss war mir zu heikel, da der Typ am Tresen keinen Plan hatte, was Dairy Products sind und ich nicht am letzten Abend den NHS austesten wollte.

Also gab es skurillen Döner. Man nehme ein Pitabrot, schneide es wild auf, klatsche alles AUF und nicht IN das Brot und Voila fertig. Nur essen aus der Hand ist unmöglich, es sei denn man isst direkt wie ein Hund aus der Packung. Wir sind ja gesittet und haben zum Glück Besteck dabei. Das Bügelbrett aus dem Schrank wurde kurzerhand zum Tisch und nun Bon Appetito. Noch ein Gläschen Gin Tonic und der Ofen war aus. Gepackt wird morgen früh. Oder auch nicht, ich war ja quasi schon fertig. Nur Kai hatte abends keinen Bock mehr.


Also gute Nacht!

 

Tag 15: Samstag, 25.05.2024 – Chì mi thu a dh’ aithghearr, Alba! (Bis bald Schottland)

Moin Moin, da ist er leider schon wieder, dar letzte Morgen und der letzte Kaffee auf schottischem Grund und Boden. Aber mit Sicherheit nicht der Letzte.

Wir haben noch ein wenig geräumt und dann ging es auch schon voll beladen in Richtung Supermarkt, Verpflegung bunkern, Lesematerial ergattern und dann unseren kleinen Flitzer der uns 1.665 Meilen (2.679,50km) durch dieses wunderschöne Land trug, Goodbye sagen. Die Abgabe war reibungslos und zack war auch schon das Protokoll im Emaileingang.

Wir waren zwar schon vorab eingecheckt, aber die gute Dame am Counter prüfte noch einmal alle Dokumente und dann konnten wir unser Gepäck abgeben. In Frankfurt läuft das mittlerweile alles nur noch über unbesetzte Baggage Drop Offs. Aber gut, hier sind sie eh etwas usselig und hinterwäldlerisch unterwegs, wie überall in der UK. Nach dem Lufthansa unseren Flug erst einen halben Tag vorzog und dann ordentlich Verspätung hatte, konnte man die Ironie förmlich riechen, aber nun gut. Der Flug war etwas holperig aber nicht weiter schlimm. In Frankfurt wurden wir mit Sonnenschein und 45 Minuten verspäteten Gepäck begrüßt, aber die Hauptsache war, dass es ankam. Das hatten wir nach einer Südafrikareise schon einmal anders erlebt und da waren die Jacken genau in dem Koffer der fehlte und wir mit den Öffis unterwegs.. Aber das ist eine andere Geschichte, die vielleicht ein anderes Mal erzählt wird.

Wir sind auf jeden Fall wieder gut in der Heimatbasis bei unseren Fellnasen gelandet, die mal wieder großartig von der lieben Maria (beste Katzensitterin aller Zeiten) versorgt wurden.

Jetzt freuen wir uns riesig auf die nächste Reise in etwas mehr als zwei Monaten, die uns in die ewige Stadt nach Rom führen wird, wo wir auf italienisch formvollendete Art gegrillt werden.


Vielen lieben Dank an all die fleissigen Mitleser und eure lieben Nachrichten, darüber haben wir uns sehr gefreut.

Und wenn ihr wirklich bis hier her durchgehalten habt, dann schreibt doch mal in die Kommentare, ob ihr schon mal in Schottland gewesen seid oder gerne einmal hin möchtet? Konnten wir euch vielleicht ein bisschen inspirieren?

Dann schnappt Euch einen Drink, hebt das Glas und laut: Sláinte Mhath!


Ihr Lieben, wir lesen uns hoffentlich in Rom!

 

Restaurants & Unterkünfte auf unserer Route


South Queensferry

Unterkunft: Airbnb bei Anne

Super freundliche Gastgeberin und gemütliches, typisch britisches Häuschen in Flughafen Nähe

  • Sauberkeit: ★★★★★

  • Lage: ★★★★★

  • Komfort: ★★★★★

  • Ausstattung: ★★★★★

  • Service: ★★★★★

Restaurant(s):


Fort William

Unterkunft: Campfield House

Sehr modernes SMART Guest House

  • Sauberkeit: ★★★★★

  • Lage: ★★★★★

  • Komfort: ★★★★★

  • Ausstattung: ★★★★★

  • Service: ★★★★★

Restaurant(s):


Isle of Skye

Unterkunft: The Saucy Mary Hostel - Kyleakin

Wir haben schon schlimmere Hostels erwischt, für die Inselpreise war dies völlig in Ordnung und bezahlbar.

  • Sauberkeit: ★★★☆☆

  • Lage: ★★★☆☆

  • Komfort: ★★☆☆☆

  • Ausstattung: ★★☆☆☆

  • Service: ★★★☆☆

Restaurant(s):


Helmsdale

Sehr freundliche Besitzerin, saubere Zimmer und Küche, Wäsche waschen inklusive

  • Sauberkeit: ★★★★★

  • Lage: ★★★★★

  • Komfort: ★★★★★

  • Ausstattung: ★★★★★

  • Service: ★★★★★

Restaurant(s):


Elgin

Unterunft: The Milton B&B

Super sauber und mordern, die Eigentümer arbeiten buchstäblich permanent am Ausbau.

  • Sauberkeit: ★★★★★

  • Lage: ★★★★★

  • Komfort: ★★★★★

  • Ausstattung: ★★★★★

  • Service: ★★★★★

Restaurant(s):

Banchory

Süßes Boutique Hotel, mit einer herzlichen Gastgeberin, die ihr Bed & Breakfast liebevoll eingerichtet hat und führt..

  • Sauberkeit: ★★★★★

  • Lage: ★★★★★

  • Komfort: ★★★★★

  • Ausstattung: ★★★★★

  • Service: ★★★★★


Perth

Unterunft: Sky Lodge

Die Sky Lodge ist eine alte Militärkaserne, die Zimmer sind sauber und verfügt soweit über alles was man braucht. Allerdings ist das Ambiente auch so kalt wie eine Kaserne, das Personal fühlt sich bei Fragen nicht wirklich zuständig, das WiFi ist nicht existent und es ist unglaublich hellhörig.

  • Sauberkeit: ★★★★★

  • Lage: ★★★★☆

  • Komfort: ★★★☆☆

  • Ausstattung: ★★★☆☆

  • Service: ★★☆☆☆

Restaurant(s):

  • Bro3hers ★★★★★ (Abendessen/Italiensich)

  • Paco's ★★★☆☆ (Abendessen)

Edinburgh

Schönes umgebautes Stadthaus, in Stadtnähe, gut angebunden, Bus hält fast vor der Tür. Parkplätze sind rar, Wifi ist gut.

  • Sauberkeit: ★★★★★

  • Lage: ★★★★★

  • Komfort: ★★★☆☆

  • Ausstattung: ★★★★★

  • Service: ★★☆☆☆

Restaurant(s):

On the go...

Isle of Skye:


 

Die Webseite hat nicht ganz so viel Speicherplatz, weshalb wir die Bilderanzahl begrenzen müssen ABER:







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1 Comment


Jasmin Bartels
Jasmin Bartels
May 11

Oh Mensch, ihr habt aber auch immer irgendwelche Probleme, meine beiden Lieblingsreisenden ❤️ ich freue mich auf die nächsten Tage von euch zu lesen. Ganz liebe Grüße, Jasmin

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Kathy & Kai

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