Canada 2025: Off to Nova Scotia Exploring Oceans Playground!
- Die Geeks auf Reisen
- 6. Sept.
- 72 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen

Ja liebe Leute, es geht tatsächlich das vierte Mal nach Canada und ja es ist wieder ein ganz neues Stückchen Land, welches wir in diesem Jahr erkunden möchten:
Nova Scotia oder auch Neu-Schottland.
Durchaus möglich, dass wir ein wenig durch unsere Schottland Reise im letzten Jahr inspiriert wurden.
Fun Fact: 2022 habe ich Kai ein kleines Stückchen Land in Canada geschenkt, an dem wir auf unserer Route tatsächlich vorbei kommen. Wir sind gespannt :)
Unsere Route sieht wie folgt aus:
Tag 0 - Freitag & Samstag, 12. & 13. September 2025 - Almost on the way...
Als ich ganz klein war, war es immer mein großer Traum einmal über den großen Teich in die Vereinigten Staaten von Amerika zu reisen - in dieses riesige Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mit diesen ganzen tollen Sachen die man aus Film und Fernsehen kannte. Das war das große, schier unerreichbare Ziel, denn ich hätte niemals gedacht, dass ich irgendwann einmal dort landen würde. Denn das war teuer, das konnte ich mir nicht leisten und mein Geld war ein ganze Weile nicht mein Geld. Und so habe ich einen Haken daran gemacht, irgendwann mal auf die andere Seite des Atlantiks zu kommen.
Einige Jahre später, nach einem sehr schweren Jahr 2016 haben Kai und ich zu Silvester beschlossen nach Vancouver zu fliegen. Um etwas vor Augen zu haben auf das wir uns freuen können, einen Herzenswunsch zu erfüllen und Gegenden der Welt zu sehen, wo wir noch nie waren. Kai hat mir skeptisch aber vertrauensvoll die Planung überlassen. Jedoch mit dem Gedanken im Kopf: Himmel was soll ich zweieinhalb Wochen in Vancouver?
Spoiler: man kann in und um diese Stadt locker 2 Wochen verbringen, aber das wussten wir da noch nicht.
Die Überraschung mit der Planung hat mir dann einen gerührten Kai eingebracht, denn uns stand eine Rundreise durch den Westen Kanadas bevor. Von Vancouver, über Jasper, Banff, und Yoho, durch Kelowna und auf die Insel Vancouver Island zurück nach Vancouver inkl. eines Konzertbesuchs meiner, mittlerweile, Lieblingsband Nickelback und einem Besuch am Set von Akte X und vielen früheren Set Locations.
Ein Trip der bis heute ganz tiefe Spuren in unseren Herzen hinterlassen hat (zum Blog / zur Route ).
So wurde schon in 2019 die nächste Reise in die Rocky Mountains geplant und es sollte auf Wanderungen gehen, die ich damals niemals geschafft hätte, also habe ich mein Leben auf links gedreht und seit dem Sport zu einem festen Bestandteil meines Lebens gemacht (zum Blog / zur Route ).
Dann kam das doofe C und es war nicht klar, ob man wieder würde reisen können, wie man es gewohnt war. Mittendrin bin ich auch noch krank geworden und irgendwie war alles anders. So haben wir uns in 2022 nur nach Lanzarote getraut und erst in 2023 wieder den Sprung an unsere geliebte Westküste Kanadas gewagt. Ein Traum. Auch wenn es außerhalb der National Parks schon nicht mehr alles nur Perfektion ist, die uns von den letzten zwei Reisen im Gedächtnis geblieben war. Hier entdeckten wir das echte und teilweise ungeschönte Kanada. Doch auch da eroberten Land und Leute wieder einmal unsere Herzen im Sturm. (zum Blog / zur Route )
Mittlerweile hat es sich zur Tradition entwickelt, dass wir uns jedes zweite Jahr gen Westen aufmachen und so kam uns nach unserer Schottlandreise Nova Scotia, oder auch Neu-Schottland, in den Sinn. Ursprünglich noch inkl. New Brunswick und New Foundland, aber die zwei Provinzen müssen erstmal noch warten, denn wir wollen - zumindest für unsere Verhältnisse - langsamer reisen.
Jetzt gerade ist Freitagabend, den letzten Arbeitstag haben wir hinter uns gebracht. Unglaublich dass wir unseren Urlaub bereits am 2. September 2024 eingereicht haben und jetzt geht es schon fast los.
Wieder über den großen Teich, zwar nicht in die USA, davon nehmen wir gerne Abstand, aber auf den amerikanischen Kontinent - in ein Land wo tatsächlich viele US Amerikanische Filme gedreht wurden, ein Land in dem die Menschen unglaublich freundlich sind und welches wir mit Sicherheit noch viele Male bereisen werden.
Morgen wird dann eingecheckt - und ja, die ETA's haben wir dieses Jahr bereits mehrere Male geprüft. Sind ja nun gebrannte Kinder...
Der Samstag war absolut chaotisch, irgendwie wollte gar nichts so wirklich klappen. Die Wohnung war noch nicht Abreise fertig und von einem gepackten Koffer war ich auch noch Kilometer weitweg. Zum Glück erldigte sich das mit der Wohnung nach und nach von selbst, beziehungsweise war Kai schneller fertig, als ich mich sortieren konnte. DANKE :) Tja, manchmal ist eben doch noch nicht alles 100% back to normal, aber wir arbeiten daran.
Natürlich gab es beim Check in mal wieder eine “Besonderheit”. Kai bekam ein Online Ticket und meines würde ich am Schalter bekommen. Innerlich stieg schon wieder Panik hoch. Warum das? Was soll das? Kann das nicht einfach mal alles laufen?
Scheiß drauf, lass uns essen gehen, ins Casa Mia, denn auf Kochen hatten wir an diesem Abend bei keine Lust mehr.
Eine gefühlte ewigkeit später habe auch ich dann meinen Koffer zu gemacht und war startklar.
Noch ein wenig Zeit mit den Jungs verbringen und dann ab ins Bett, die Nacht wird kurz.
Tag 1 - Sonntag, 14. September 2025 - Vom Flieger in den Trailblazer: Upgrade accepted.
Wenn du eine viertel Stunde vor dem Wecker wach wirst, geht es auf Reisen! Endlich!
Wir hüpften mehr oder wenig um kurz vor 4 Uhr aus den Federn, und nutzten die Zeit noch, um uns von unseren Fellnasen zu verabschiede, die bei Maria natürlich in besten Händen sein werden, aber uns trotzdem wahnsinnig fehlen werden. Uns sie schauten auch etwas verwirrt, als es nach dem Frühstück noch einen Katzenpudding gab, denn heute wird etwas länger, bis es Abendessen für sie gibt.
Zack war es viertel vor sechs und unser Brina-Taxi stand vor der Tür, denn ich hatte bei der Planung etwas geschlafen. Um die Uhrzeit ist es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schier unmöglich von uns aus zum Flughafen zu kommen.
Am check-in bekam ich ganz ohne Probleme meinen Boarding Pass ausgehändigt, der Grund war laut der Mitarbeiterin wahrscheinlich nur ein Technikfehler. Shew… dann ist ja gut.
Security war etwas anstrengend, weil der Mitarbeiter irgendwas in meinem Rucksack fand, ich ihn öffnen sollte und er nicht kapierte, als ich mehrfach sagte “ich komme da nicht ran”. Es wurde etwas hitzig und irgendwann habe ich einfach genervt machen lassen. Gefunden hat er nichts. Haken dran.
Dann mal auf: 8 Stunden in die Blechbüchse nach Montreal und über Island wurden wir mal so richtig durchgeschüttelt, aber wir waren zu müde zum drüber nachdenken, also Augenmaske wieder runter, von der Insel konnte man danke der Wolken eh nichts sehen, und weiter gedöst.
Endlich hieß es “Bienvenue à Montreal!” und wir registrierten, dass wir zu 99% mit der gleichen Maschine weiter nach Halifax fliegen würden. Können wir nicht einfach sitzen bleiben? Wäre da nicht noch die Sache mit der Einreise :)
Also stiegen wir aus, liefen buchstäblich einmal im Kreis durch die Flughafengänge und tatsächlich Katakomben, wo man immer wieder wie an verschiedenen Check Points seinen Pass und die Boardkarten zeigen musste, und landeten wieder am genau gleichen Gate und der selben Maschine. Größte Errungenschaft in dem Kreisverkehrt?
Ein Stempel im Pass, an die kommt man immer nur schwer, aber unser Score liegt mittlerweile bei 2 von 4! 2017 in Vancouver waren wir einfach überfordert, dass es nur Automaten gibt, auf die du deinen Pass legst und das war es dann. Ich glaube wir haben dort nicht mal jemanden vom Zoll gesehen. 2019 hatten wir Glück als wir in Vancouver nach Calgary umgestiegen sind, also wie heute im Transit. Die nette Lady damals hat sogar noch lachend hinter Kai hergerufen, ob er auch einen möchte und er kam zurück gerannt. 2023 hatten wir für sowas weder Zeit noch nerven, nach fast 15 Stunden im Flugzeug und verpasstem Anschluss nach Vancouver.
Definitiv ein Punkt an der Digitalisierung den ich nicht mag: Du musst drum kämpfen, dass dein Pass voll wird, obwohl du reist.
Ach herrlich, wir kommen in diesem Land an und fühlen uns gleich wieder, als würden wir nach Hause kommen. Freundliche Menschen (bis auf den einen, der sich wohl bei meinem Nickelback Shirt auf die Zunge biss (common give me all your hate - bin ich drauf vorbereitet - *ha ha*), das Wetter begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und alles in und um uns herum entspannt sich. Auch von zu Hause gab es schon kleine Videos unserer Fellnasen. Stark benimmt sich und frisst :) Das war meine größte Sorge, dass die kleine Primadonna die arme Maria in den Wahnsinn treibt.
Noch mal schnell ein paar Kilometer und eine Zeitzone zurück und schwupps waren wir auch schon in Halifax. Ein ganz kleiner süßer Airport und auch hier wurden wir mit bestem Wetter begrüßt.
Und dann kam das Ereignis, warum Kai gestern nicht mehr aus dem Schwärmen kam und wahrscheinlich mit einem Lächeln auf dem Gesicht geschlafen hat: Bei der Autovermietung hieß es dann plötzlich: “I will give you a complementary upgrad. You’ll get an SUV!”
Wooohoooo und so wurde aus unserem Kompaktwagen ein fahrendes Sofa :) Chevrolet Trailblazer mit allen Annehmlichkeiten! Hach das wird gut!
Wir hatten nach unserer Schottland aka. “nach-dem-Urlaub-bin-ich-so-fertig-dass-ich-erstmal-Urlaub-brauche” Reise beschlossen, etwas langsamer zu Reisen, deswegen gehts auch morgen noch nicht gleich weiter. Wir bleiben erstmal zwei Nächte in Halifax. Unsere Unterkunft ist nicht mal eine halbe Stunde vom Flughafen und nur einen Katzensprung vom Stadtzentrum entfernt. Perfekt. Eine kleine Souterrainwohnung mit Zugang vom Garten und allem, was man braucht. Hier werden wir auch die Nacht vor dem Heimflug verbringen. Aber jetzt brauchen wir erstmal was zu essen und wir haben unsere Erwartungen an Anreisetage ja schon sehr nach unten geschraubt, denn entweder ist es überall schon voll, oder zu, oder wir sind so am Poppes der Welt, dass man es nur Pop Tarts von der Tanke gibt.
Erstmal bei der Scotia Bank kostenlos Geld abgehoben, da Partnerbank unserer Hausbank, Getränke im Supermarkt geshoppt und schon mal vorsorglich die Sandwich Abteilung ausgecheckt - jedoch keine Turkey Sandwiches mit Cranberry gefunden - Leute bis morgen früh habt ihr noch Zeit das nachzuholen! Kai schoss gestern den Vogel ab, als ich vorschlug noch fix Getränke einzukaufen. Denn er fragte, ob ich nicht wüßte, dass heute Sonntag wäre… ja, und?
Zurück zum Futter, wir hatten immer noch nichts zwischen den Kiemen, außer den drei Nudeln, die es gefühlt zum Frühstück im Flieger gab. Ich hätte den Inder gewählt, das fand nicht unbedingt Anklang. Also zur Propeller Brewing Company, die hatten aber dooferweise nur Bier… und das sogar mit Drive Thru. Bei “The Chickenburger” versuchten wir unser Glück, die halten sich immerhin seit 1940 da und genauso retro sieht es auch aus, eigentlich ganz coll. Das Essen war in Ordnung. schon ein ganzes Stück besser als Pop Tarts von der Tanke.
Viel mehr sollte dann an ersten Abernd aber auch nicht mehr passieren. Wir hatten die nötige Bettschwere und um 20 Uhr fiel der Hammer.
In diesem Sinne: Gute Nacht!
Cheers,
Kat
Tag 2 - Montag, 15. September 2025 - Einmal mit dem Trailblazer über den Friedhof zur Titanic 🚢
Wer morgens um 2 Uhr aufsteht, ist halt um 21 Uhr 19 Stunden wach und auf den Beinen. Pech gehabt, würde ich sagen. Aber dafür sitze ich gerade mit einem eiskalten Budweiser Prohibition (jetzt Zero, was langweiligeres ist denen scheinbar nicht eingefallen), am Tisch und tippsel mich durch den heutigen Tag. Und das war ein ganz großartiger! Mal abgesehen von meinem Gedankenkarussell, als ich in der Wohnungstür stand, in den Garten sah und mein Hirn die möglichen Überfallszenarien durchspielte, weil ich mitten in der Nacht die Tür geöffnet hatte.
Gegen 5 Uhr hat Kai dann auch endlich mal die Augen aufgemacht, als ich gerade die neuste Mord auf Ex Folge gestartet hatte und endlich über das ganze Geschnacke und die Werbung hinaus war und die Folge an Fahrt auf nahm. Aber wenigstens eierte ich nicht mehr alleine durch die Wohnung und konnte meine Gedanken teilen. Und vor allen Dingen konnte es dann bald losgehen! Juchuuu!
Die Golden Hour zum Sonnenaufgang schauten wir uns vom Bedford Basin an, ein kleiner Park direkt am Wasser - wunderschön und alles so sauber. Hat mich ein wenig an Port Hardy auf Vancouver Island erinnert.
Von dort fuhren wir nach Downtown Halifax und erkundeten die Waterfront und wo der Tag so langsam aber sicher Fahrt aufnahm. Zum Frühstück gab es Bagel und Kaffee mit Blick aufs Meer vom Lucca Cafe - köstlich und absolut zu empfehlen!
Endlich, einigermaßen wach durch den Latte, entdeckten wir die Hängematten direkt auf dem Pier und konnten es uns natürlich nicht nehmen lassen, eine Runde zu schaukeln. Irgendwie zu schön um wahr zu sein, warmes sonniges Wetter, Blick aufs Meer, leichte Brise um die Nase und die Seele auf der Hängematte baumeln lassen am Montagmorgen. Ging uns mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon mal schlechter.
Kurz bevor die kleine Waterfront von unzähligen Kreuzfahrtpassagieren überrollt wurde, plünderten wir noch den ersten Giftshop und machten uns langsam wieder auf den Weg Richtung Auto.
Next Stop Halifax Zitadelle, eine Museumsfestung mit ganz vielen Menschen in Tartan und Kilt, die sehr schottisch aussehen, aber dazu kann Kai bestimmt mehr sagen.
Kai: Die Zitadelle ist der befestigte Hügel über Halifax und mittlerweile die vierte Festungsversion, die da gebaut wurde. Vorher waren es Holzbefestigungen. Die erste Festung entstand 1749 unter Cornwallis, übrigens nicht der, der später weiter südlich von George Washington die Mütze voll gekriegt hat. Die Festung wurde nie angegriffen, aber besser, man baut was von Bestand für den Fall, dass man es mal braucht. Dafür wurde der Hügel zwölf Meter kleiner gemacht, muss ja alles passen. Die Festung, so wie sie heute noch steht, wurde zwischen 1828 und 1856 gebaut und sollte die mittlerweile penetranten unabhängigen Amis fernhalten, die ihre “Demokratie” auf das wunderbare königliche Empire ausdehnen wollten.
Zu diesem Zweck wurden hier soviel Pulver und Munition gelagert, dass manche einen Vergleich mit Pompeji und dem Vesuv heranzogen. Also Bumm und weg.
Während des Ersten Weltkriegs waren hier sogenannte “enemy aliens” interniert, Personen, von denen man annahm, dass sie mit Deutschland symphatisierten oder auf seiner Seite kämpfen wollten.
Die heutige, aufwändig restaurierte, National Historic Site besteht in der Form seit den 90er Jahren und sieht so aus, wie sie 1869 fertiggestellt wurde. Der große Innenhof wird vom Cavalier Block dominiert, wo heute ein Museum über die Geschichte von Nova Scotias Armee-Einheiten und ein Cafe untergebracht sind. Auf die umliegende, sternförmig gebaute Festungsmauer kann man hoch und diese gemütlich ablaufen. Zahlreiche Geschütze verschiedener Kaliber stehen und liegen hier noch an den alten Stellungen. Zwei der Geschütze sind tatsächlich noch einsatzfähig und verpassen ahnungslosen Touristen unterhalb der Festung jeden Tag um Punk 12 Uhr mittags einen Mordsschreck, denn der Schuss ist verdammt laut!
Die Festung ist übrigens das Kernstück der Verteidigungsanlagen um den Hafen. St. Georges Island, mitten in der Hafeneinfahrt, ist genauso umgebaut worden zu einer sehr beachtlichen Küstenbatterie. Zur “Tarnung” gab es dort dann einen Leuchtturm dazu.
Nach zwei gemütlichen Stunden ging’s dann wieder zurück zum Auto. Die Zeit hat aber auch ausgereicht, wenn man nicht in jede kleine Ritze kriecht und jeden Text lesen will…
…jedenfalls hatten wir großes Glück und konnten um 12 Uhr den Kanonenschuss sehen. Wie in Edinburgh, Stirling und anderen Stellen der Welt, wird hier jeden Mittag scharf geschossen, allerdings ohne Geschoss, da unterhalb der Zitadelle Downtown liegt.
Bei einer kleinen Runde durch den Pleasant Point Park beschlossen wir, dass die langen Sachen viel zu warm wurden, also machten wir einen Boxenstopp in der Unterkunft und tauschten lange Hosen gegen Kurz, besser :) und nach einem kurzen Halt im Supermarkt und Dollarama (ja das ist Pflichtprogramm wenn wir hier sind und jedes Mal ärgere ich mich, dass ich keinen zweiten Koffer für Halloweendeko dabei habe, denn dann würde ich mich dort tot kaufen) ging es dann mal wieder auf einen Friedhof! Immerhin hatten wir das seit Mai 2024 nicht mehr gemacht. Doch heute mit dem großen Vorteil, dass alles trocken war und ich keine nassen Füße bekam. Auch war es nur einer und nicht gefühlte 10 pro Tag. Ich bin schon so gespannt auf all die ollen Gräber von 1500 schieß mich tot in Irland, aber das ist eine andere Geschichte, die erst im nächsten Jahr erzählt werden will.
Heute ging es um die Titanic Grave Site, denn die meisten von Suchschiffen geborgenen Toten der Katastrophe von 1912 wurden in Halifax unter anderem auf dem Fair View Cemetery begraben. Wir fanden es etwas seltsam, aber man durfte tatsächlich mit dem Auto auf den Friedhof fahren und da wir von der Einfahrt aus an keinen Parkplatz ran kamen, machten wir davon auch Gebrauch. Irgendwie eigenartig. Und noch viel eigenartiger war, das wir an den Gräbern der Menschen standen, die damals verunglückten, es machte das ganze so greifbar und echt. Irgendwie verbindet man es dann doch eher mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet als mit dem echten Leben. Aus dem Grund hat wohl auch ein Grabstein mit der Aufschrift J. Dawson ein paar Blümchen vor sich stehen. Ohne den Film hätte man damit wahrscheinlich genauso viel mit anfangen können, wie mit all den anderen Steinen,von denen einige leider nicht mal einen Namen tragen, sonder nur eine Nummer.
Da eine Tragödie am Tag nicht genug ist, ging es von hier aus weiter zum Memorial für die Halifax Explosion, wo am 6. Dezember 1917 zwei Schiffe kollidierten und die bis dahin größte Zerstörung ohne Atombombe auslösten.
Kai dein Einsatz :)
Die Explosion des französischen Munitionsschiffes Mont Blanc in den Narrows, der engen Passage zwischen dem Hafen von Halifax und dem Bedford Basin, wo sich während beider Weltkriege Geleitzüge sammelten und auf ihre Eskorten über den Atlantik warteten, war das Ergebnis mehrerer fataler menschlicher Fehlentscheidungen, die zur bis dahin größten künstlichen Explosion in der Geschichte führten. Die Mont Blanc kollidierte mit einem von Belgien gecharterten Schiff, der Imo. Dabei schlugen an Deck gelagerte Benzol-Fässer leck und liefen aus. Ein Funke genügte und das Schiff brannte lichterloh. Allen Anwesenden war klar, was passieren würde, wenn man den Brand nicht sofort in den Griff bekam. Aber alle Bemühungen waren vergebens. Gerade als Feuerwehreinheiten ihre Schläuche ausrollten, explodierte die Mont Blanc in einer so gewaltigen Detonation, dass knapp 15% der Stadt Halifax eingeäschert oder massiv beschädigt wurden. Das Schiff hatte knapp 2.700 Tonnen Sprengstoffe geladen, die mit einer Wucht von 2,9 Kilotonnen explodierten. Wer die Explosion von Beirut gesehen hat, das waren etwa 1,1 Kilotonnen!
Das Schiff wurde so gründlich pulverisiert und zerrissen, dass es zu einem Hagel von glühenden Metallschrapnellen wurde, die überall in Halifax und Dartmouth, auf der anderen Seite des Hafens, einschlugen und Brände auslösten. Der 520 Kilogramm schwere Anker der Mont Blanc flog fast vier Kilometer weit über Halifax hinweg und schlug in einem sonst unversehrten Wohngebiet ein. Die Kanone des Schiffs flog fast genauso weit in die andere Richtung.
Die Druckwelle der Explosion löste einen Tsunami im Hafenbecken aus, dessen 18 Meter hohe Welle alles an den Ufern wegfegte und die Druckwelle selber erledigte alle Fensterscheiben im Umkreis von 70 Kilometern und war noch im 300 Kilometer entfernten Cape Breton zu hören. Die Druckwelle riss Eisenbahnschienen aus dem Gleisbett und schleuderte sie verdreht in Häuser weiter entfernt. Das gesamte Stadtviertel Richmond wurde komplett eingeäschert. 1630 Häuser wurden zerstört, 12.000 weitere teils stark beschädigt. Insgesamt wurden gesichert 1946 Menschen getötet und mindestens 9.000 teils schwerst verletzt. Genau wird man es nie wissen, da viele Leichenteile nicht identifiziert werden konnten. Einer, der hunderten Menschen das Leben gerettet hat, war der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Vince Coleman, der schon in Sicherheit, wieder zum Telegrafenamt zurück rannte und alle ankommenden Züge, warnte, näher an Halifax heran zu fahren. Seine letzte Warnung (“Hold up the train. Ammunition ship afire in harbour making for Pier 6 and will explode. Guess this will be my last message. Good-bye boys!”) ist als Morsecode am Fuß des Memorial Towers verewigt. Nachdem er den Funkspruch abgesetzt hatte, wurde das Telegrafenamt eingeäschert. Seine später geborgene Leiche ruht heute in einem Ehrengrab auf dem Mount Olivet Cemetery.
Durch den grellen Blitz der Explosion und die Glassplitter wurden hunderte Menschen blind. Aus den notwendigen Behandlungen der Opfer entstanden völlig neue Behandlungsansätze bei Augenverletzungen und Amputationsmethoden und deren Versorgung.
Halifax wurde wieder aufgebaut und viele Sicherheitsstandards, die sehr lange, teils bis heute, Bestand haben, wurden damals als Folge der Katastrophe festgelegt.
Wir genossen die Nachmittagssonne in der Parkanlage um die Gedenkstätte und gingen eine Runde spazieren und beschlossen, noch einmal an der Waterfront bummeln zu gehen und eventuell dort etwas zu essen.
Gesagt, getan, mit der Abendsonne schlenderten wir die Promenade entlang, machten Fotos, genossen die Aussicht und ich wagte mich an ein Poutine und war hier leider bitte enttäuscht. Das war mit Abstand das schlechteste was ich je gegessen habe! Uff und wie Blei im Magen liegt es mir immer noch… an das in Nanaimo ist bisher noch keins ran gekommen, das war aber auch grandios. Für Kai war damit der Ofen aus, keine Experimente mehr heute. Er wollte ein Sandwich aus dem Supermarkt, das hat wohl auch ganz gut geschmeckt.
Nun ist es bald 22 Uhr, die Augen halten sich nur noch mit Streichhölzern offen, die Sachen für die Abreise sind so gut wie fertig gepackt. Morgen geht es dann in Richtung Digby, ich geh schon mal mein Französisch ausbuddeln, mal sehen ob ich es schaffe einen Kaffee zu bestellen :P
In diesem Sinne: Gute Nacht!
Cheers,
Kat & Kai
Tag 3 - Dienstag, 16. September 2025 - Oder: Welcome to another episode to “How to survive dairy free in Nova Scotia!”
Gegen sieben Uhr in der Früh sind wir von Halifax in Richtung Digby im Süd-Westen der Provinz gestartet. Das erste Ziel sollte sein Futter zu finden. Leichter gesagt als getan: Im Sobeys, einem großen Supermarkt in Bedford bei Halifax gehörten die Inhaltsstoffe nicht auf das Etikett der frischen Sandwiches, die wir uns für unterwegs auf die Hand mitnehmen wollten. Die Mitarbeiter waren hier leider auch rat- beziehungsweise motivationslos. Das kennen wir aus dem Westen des Landes anders.
Beim nächsten Farmers Market schaute man uns an als wir nach Dairy-free Sandwiches fragen, als wären wir unverschämt “We don’t have THAT!” … Okay, aber ich habe jetzt Hunger und viel Zeit hat Kai nicht mehr bis die schlechte Laune sich breit macht. Zum Glück gab es unterwegs bereits Kaffe, sonst hätten wir wahrscheinlich schon Tote beklagen müssen. Kanadische Erdbeeren hatten wir zwar auch, aber satt machten die nicht wirklich, waren aber saulecker.
Kurz bevor die Straße im Norden nach Westen wegknickte, also kurz vor dem Grand Pre - einem aufgeschütteten Deich, der ein bißchen an Holland erinnert und der hier sehr gefeiert wird, na ja die haben halt nicht so viel Geschichte, da muss man nehmen was man bekommt - gab es endlich ein ungefährliches Sandwich. Mittlerweile 10 Uhr, aber gut, Gefahr gebannt, Kai hätte noch 10 Minuten gehabt.
Die Historic Site an sich ließen wir aus und fuhren durch das angrenzende Gelände an den Evangeline Beach, wo wir das erste mal die Bay of Fundy bei Ebbe sahen. Ganz schön matschige Angelegenheit, und das bei bestem Wetter und fast 25 Grad.
Zurück auf der Straße ging es weiter auf dem Highway No. 1 in Richtung Wolfville, wo wir an einem fast trocken gelegtem Wattloch anhielten, wo es Hängematten und einen Boardwalk gab. Erst hinterher verklickerte Kai mir, dass das das Hafenbecken war. Nun ja, den Großteil des Tages fehlt hier das Wasser, aber wenn die Leute das da so in Ordnung finden, dann soll mir das Recht sein, scheinbar ist man nicht mehr auf den Schiffsverkehr angewiesen. Auf jeden Fall treffen sich hier die großen Jungs mit ihren Smokern zur Grillparty. Lecker gerochen hat es schon mal.
Noch einen kurzen Abstecher bei der örtlichen Feuerwehr wo Kai die großen Wagen knipste und schon rollten wir weiter Richtung Südwesten, bis nach Stirling, allerdings fehlte uns hier das Schloss, aber zumindest regnete es nicht so in Strömen wie letztes Jahr in Stirling in Schottland. “Stirling” war hier ein Farmers Market und wir erbeuteten Samosas zum Mittag und so eine komische Wurst, aber die muss Kai wohl alleine essen. (Die komische “Wurst” sind kleine Pepperoni Salamis mit Smoked Bacon Flavour, Du Banause)
Der nächste Umweg führte uns nach Port Royal, einer Parcs Canada Anlage, an der früher im 16. Jahrhundert die Franzosen in Canada gelandet sind, war ganz spannend sich dies einmal anzusehen, allerdings hausten die Menschen damals in beinahe schlimmeren Zuständen als einem Hasenstall. Aber es hat sie bestimmt niemand gezwungen die Passage ins unbekannte Land anzutreten. Sie lebten hier aber friedlich und in Einklang mit dem lokalen Stamm der Mik’Maws, die ihnen in harten Zeiten halfen, auch nachdem die Tommies zum fröhlichen Brandschatzen und Plündern vorbei gekommen waren. Nachbarn sind was Feines.
Kurz vor Digby fiel uns eine deutsche Bäckerei mit sächsischen Spezialitäten ins Auge und wir schauten sie uns an. Aber nach der Begrüßung: “Was wollt ihr?” Im engelsgleichen Ton einer genervten Bootcamp Aufseherin (oder der Hausmeister von Hogwarts, sahen sich bissi ähnlich), hatten wir die Nase voll. Die Dame weiß bestimmt wie gerne wir faire, aber auch gnadenlos ehrliche Rezensionen schreiben? Wahrscheinlich nicht. Backen können die auch nicht. Was wir da als “Spezialität” kauften, war weder frisch, noch lecker. Setzen, 6!
Die ehemalige Verteidungsanlage Fort Anne nahmen wir noch unter die Lupe, bevor es dann entgültig zur Unterkunft ging. Fort Anne war das am härtesten umkämpfte Fort im anglo-französischen Gekloppe um Kanada. Insgesamt zehnmal wechselte das Ding den Besitzer. Auch wurden hier wichtige Verträge mit den Ureinwohnern unterschrieben, die tatsächlich auch Bestand hatten. Als es dann in kanadischen Besitz überging, wurde es die erste National Historic Site überhaupt. Das kleine Museum im ehemaligen Haupthaus konnte sich Kai nicht anschauen, denn der Charmebolzen schmiss ihn uncharmant auf französisch raus (“Wir haben geschlossen!”). Nette Leute in dem Ort. Da will man sich direkt ein Haus kaufen und die Nachbarn einladen. Jetzt aber weiter gen Digby. Das wurde auch langsam Zeit, waren wir bereits 11 Stunden unterwegs auf unseren 270 km. Auf dem Freeway wäre das wahrscheinlich schneller gegangen, aber da hätten wir auch nicht so viel gesehen.
Angekommen im Hotel lernten wir Kermit kennen, den Golden Retriever des Hotelbesitzers und bezogen unser Zimmer im ersten Stock. Hier fühlt man sich ein wenig wie im Museum, aber mit allen Annehmlichkeiten.
Als wir alles verstaut hatten wurde es Zeit für ein Abendessen: Lobster im Fundy Restaurant, dazu lokalen Wein. Unfassbar empfehlenswert und das Personal das ganze Gegenteil von heute morgen. Sehr nah am Gast und ständig abgesichert, was die Essbehinderte essen kann und was nicht. So muss das sein.
Für morgen haben wir eine Waltour gebucht und freuen uns schon wie verrückt darauf!
So und nun ist es spät und uns fallen die Augen zu. War ein echt langer Tag.
Gute Nacht + Cheers
Kat & ein bischen Kai
Tag 4 - Mittwoch, 17. September 2025 - Oh Happy Day!
Gestern Abend haben wir noch auf gut Glück eine Reservierung für eine Waltour angefragt und prompt Glück gehabt! Wie wir beim Frühstück hörten, hatten andere nicht so viel Glück, oder beim falschen Anbieter angefragt. Umso mehr konnten wir das tolle Essen (Bacon, Kartoffeln, Obst und Toast) und den Kaffee bzw Osaft genießen und uns auf unser bevorstehendes Abenteuer freuen.
Gegen halb neun machten wir uns auf den Weg in Richtung Brier Island, nachdem wir noch ein paar Vorräte gebunkert hatten. Die Straße führte über eine endlos scheinende schmale Landzunge, über rollende Hügel, vorbei an wunderschönen Holzhäusern im New England Stil, Seen und Buchten, die ganz langsam durch den Indian Summer in leuchtende Farben gehüllt wurden. Es war einfach herrlich, die Aussicht mit all ihrer Farbenpracht zu genießen.
Natürlich waren wir wie immer viel zu früh da, aber das hatten wir einkalkuliert und sind mit der ersten Fähren auf die Insel vor Brier Island übergesetzt und schauten uns hier noch ein wenig um. Immer wieder spannend, wie in diesem Land plötzlich und gefühlt im Nirgendwo eine Ortschaft aufploppt, wo man nie eine vermutet hätte. Selbst Coffee Shops gibt es hier überall, in Neu-Anspach warte ich auf sowas seit Jahren vergebens, Kaffee ist bei uns wohl weniger essenziell. Und immer wieder wird klar, dass ich nicht nach Deutschland gehöre ;)
Hier gefiel es uns gut und wir hätten bestimmt noch mehr schöne Ecken gefunden oder weiter nach Brier Island übergesetzt, aber die Fährenzeiten passten nicht zu unserem Termin, denn zwischen 12:30 und 12:45 sollten wir beim Veranstalter der Waltour sein. Also zurück auf die Fähre und die Tickets abholen. Hier war es schon ordentlich voll und wir hatten ein bisschen Bedenken, ob wir eventuell doch die Tour um 9:30 hätten nehmen sollen? Immerhin gingen hier nur 5 oder 6 Personen von Bord. Und bekanntlich sind wir keine Fans von Menschenmassen…
Doch mal wieder zu viele Gedanken gemacht und katastrophiert, denn wir standen oben mit ein paar anderen, die ebenfalls lieber froren, als etwas zu verpassen, zogen uns Schicht für Schicht mehr an, und bibberten immer noch. Aber egal, wir waren für die Wale hier und nicht, um gepampert zu werden. Die Guides erzählten etwas von Humpback Whales, die sie am Morgen gesehen hatten und wollten checken, ob die Tiere immer noch da sind.
OH MY GOSH: BUCKELWALE!!!!
Doch erstmal gab es einen ersten Vorgeschmack und einen Minkwal zu sehen, der sich in das Hafenbecken verirrt hatte, denn für gewöhnlich halten sie sich da nicht auf. Das kann ja was werden, wir waren nicht mal 10 Minuten unterwegs. Weiter raus, am Ufer lagen Robben und ließen sich die Sonne auf den Pelz scheinen und überall schwammen Puffins in kleinen Gruppen auf den fast kaum wahrnehmbaren Wellen. Nur leider tauchten sie jedes Mal ab, wenn man in ihre Richtung kam.
Wir fuhren in Richtung von zwei anderen Booten, die schon weiter draußen lagen und irgendwann konnte man den Blas der Wale sehen. Wir hatten sie gefunden!
Weiter draußen konnte man einen Wal springen sehen und immer wieder sah man ihn mit den Flossen winken und spielen. Er hatte richtig Spaß und unser Skipper lenkte das Boot in seine Richtung. Immer wieder waren diese gigantischen sanften Riesen in der Nähe des Bootes und endlich sahen wir auch mal Schwanzflossen! In Tofino war das Wasser tatsächlich nicht tief genug, so dass sie nie so tief abtauchen konnten und somit auch keine Schwanzflosse zu sehen war. Wenn sie so abtauchen, heißt es, dass sie die nächsten 5-7 Minuten untertauchen, bis sie wieder atmen müssen. Und dann beginnt das “Waiting Game", bevor sie wieder irgendwo auftauchen. Ein- zweimal sogar direkt neben dem Boot, das man das Ausatmen und das lautstarke Einatmen hören und den Blas sogar riechen konnte. Sehr beeindruckend. Ein schon großes Jungtier zog eine richtige Show ab und sprang immer wieder halb aus dem Wasser und ließ sich auf die Seite fallen. Wir bekamen eine unglaublich schöne Show geboten und wir können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass dieser Tag zu einem der schönsten Tage überhaupt für uns zählt. Auf der Rückfahrt wurde Musik an Deck gespielt und man sah den Leuten an, dass sie alle seelig mit den heutigen Erlebnissen waren. Glückliches Grinsen, dazu Sonne, Musik und Meer, what else is there to ask for?
Auf dem Rückweg ging die Sonne langsam unter und die Herbstfarben leuchteten noch viel mehr in der Golden Hour. Ich hätte stundenlang weiterfahren können, wäre da nicht der langsam aufkommende Hunger gewesen…
Also doch zurück nach Digby, bevor die schlechte Laune dazu kommt *hehe*.
Kurz im Hotel umgezogen, denn abends ist es schon frisch und dann zum “The Wheelhouse", wo es Burger und Fish & Chip for Dinner gab. Hier hat sich die ganze Truppe der Waltour wieder zusammengefunden und überall wurden die Bilder des Tages auf diversen Geräten bestaunt.
What a day!
Ich geh’ jetzt träumen :)
Cheers Kat
Tag 5 - Donnerstag, 18. September 2025 - Von Schmugglerhöhlen, Drohnenflügen und blutrünstigen Biestern
Neuer Tag, neues Abenteuer!
Frühstück hatten wir uns für 7:30 bestellt, damit waren wir auch gegen 8:30 abreise- und startklar. Doch erst musste noch ein Geburtstagsgeschenk besorgt werden, denn wenn ich schon nicht da bin, will ich ja wenigstens was Hübsches mitbringen. Tatsächlich machte der Laden erst offiziell um 10 Uhr auf, aber als ich mein Anliegen erklärte, bekam ich sogar fast die volle Tour und bin fündig geworden. Ich hoffe es gefällt ihr.
Noch fix tanken und auf geht’s auf den Highway 1 Richtung Westen mit dem Ziel Argyle Sound mit ganz vielen Stops along the way, da wo es uns gefällt, halten wir an.
Erster Stopp “Smugglers Cove”. Hier wurden früher in Zeiten der Prohibition Alkoholfässer in einer Höhle versteckt. Eine tolle, aber schroffe Küstenlandschaft mit bewachsenen Hängen, die uns sehr an Vancouver Island erinnern. Hier hätte man bleiben können. Und es gab eine Katze, die sich bereitwillig von Allen streichen ließ. Und unter diesen “Allen” lernten wir Kato kennen, die gestern auf dem Zodiac saß, dass buchstäblich von dem Buckelwal umtanzt wurde. Wir tauschten unsere Insta Handles aus, um später die Bilder und Videos auszutauschen.
Am Cape St. Mary’s haben wir Mozzie, unsere Drohne das erste Mal steigen lassen. Noch ein wenig verhalten, zog Kai Kreise am Himmel. Immer darauf bedacht, weder die Stromkabel, noch die Autos oder den Leuchtturm zu erwischen oder Mozzie gar im Meer zu versenken.
Am nahen Mavilette Beach hat er die Kunst des Fliegens dann schon ein ganzes Stück weiter perfektioniert. Ich traute mich bis zu den Knien ins eiskalte Wasser, während mich Mozzie surrend umrundete, und es war herrlich! Ein wunderschöner Sandstrand, der auf der einen Seite große Ähnlichkeit mit meinem heißgeliebten China Beach auf Vancouver Island hat und auf der anderen Seite viele kleine bunte Holzhäuser bot. Und bis auf Mozzie war ich da komplett allein. Kai mit seinem “Cockpit” stand weiter oben.
Heute hörten wir wieder, wie außergewöhnlich das Wetter gerade ist. Die Dame in der Tourist Info sagte es so: “Beautiful weather we got. Everything is burned to the crisp, our wells dry up, but beautiful weather!” Sarkasmus kann auch befreiend sein. Dass es sonst um die Zeit schon lange nicht mehr so warm ist und stattdessen fleißig regnet, trifft jetzt eben nicht zu.
Die nächste große Stadt ließen wir hinter uns, denn hier gab es nicht ganz so viel zu sehen. Außer das Feuerwehrmuseum als Highlight und ich glaube darauf können wir verzichten und schauen uns lieber tolle Landschaften an, wie das “Lost to the sea memorial” in Overton auf dem Weg zum Cap Forchu Lighthouse, das wirklich eine tolle Lage mit umwerfender Aussicht auf Yarmouth Harbor und die bei Ebbe trocken liegende Bucht, hat. Für einen 360 Grad Rundum-Blick kann man sowohl auf den Leuchtturm selbst, als auch auf diverse Aussichtsplattformen gehen. Dazu wieder der strahlende Sonnenschein, wo uns doch eigentlich Regen prophezeit wurde - genial. Den Aufstieg sparten wir uns, man hatte auch so einen wunderbaren Ausblick auf die Küste und das blaue tiefe Meer. Hier lag auch schon verdammt lang ein Wal rum. So lange, dass er schon bis auf die Knochen abgemagert war, der arme Kerl. Hätte man ab und zu mal füttern sollen.
Auf dem Rückweg noch ein kurzer Stopp am John’s Cove Beach und False Harbour Beach
welche sich direkt gegenüber liegen, bevor wir uns in Yarmouth Futter mit einem Sandwich versorgten und dann durchzogen zur Unterkunft. Wie kriegt man raus, ob Kathy ein Sandwich ungefährdet essen kann? Man kauft erst eins, nimmt es auseinander und wenn es passt, zieht sie los und kauft auch eins. Simple as that. Fiel uns beiden Genies heute dann doch ein.
Argyle by the sea heißt unsere heutige Unterkunft. Ein kleines großes Haus direkt am Meer (mit Tausenden von blutrünstigen Moskitos, die sich sofort auf einen ahnungslosen Hessen stürzten, die kleinen Bastarde!) mit drei Zimmern und einer sehr netten Gastgeberin Beatrice, die uns kurz nach der Ankunft einen Tisch im “The Red Cap” reservierte, damit wir auch was zwischen die Zähne kriegen.
Hier gab es tollen Support für die Essbehinderte. Top! Sehr gut hat es auch noch geschmeckt.
Pünktlich zur Golden Hour waren wir zurück in der Unterkunft, so konnten wir den Sonnenuntergang genießen und filmen, während Kai wieder inbrünstig seine Haut gegen rabiate Blutsauger verteidigte.
Gerade lassen wir den Abend bei einem Glas Wein im Wohnzimmer der Hosts ausklingen, was sich ein wenig surreal anfühlt, aber gut, alle sind nett und ständig fragt jemand, ob wir den Fernseher einschalten möchten, oder uns unterhalten wollen. Nein danke! Regel Nr. 392: Kein Fernseher auf Reisen!
Frühstück für 8 Uhr morgen früh ist bestellt, danach heißt es für uns weiter nach Mahone Bay, wo weitere viele tolle Abenteuer auf uns warten. Dazwischen spielen wir noch bissi Mulder und Scully. Mehr wird noch nicht verraten.
Jetzt aber erstmal Gute Nacht!
Cheers,
Kat & Mosquito Kai
Tag 6 - Freitag, 19. September 2025 - Der Tag der ursprünglich den Titel "Komm Schatz ich kühl dir deine Nüsse” heißen sollte, doch dann kam alles ein klein wenig anders…
Moin Moin von der Front, nicht wirklich, aber gefühlt. Ich liege noch im Bett, Kai ist gerade duschen und unsere Zimmernachbarn sind gerade nervös aufgesprungen. Wir teilen uns ein Bad, sie müssen wohl eine Fähre kriegen, sind auf den letzten Drücker aufgestanden, haben keine Absprache mit uns getroffen und nun ist Kai im Bad. Hier fliegen gerade ein paar Türen, aber wir können leider nicht hellsehen.
Fun Fact: Alle haben überlebt.
Als wir runter in die Küchen kamen, duftete es schon super nach Bacon und Eiern, die unsere Gastgeberin Beatrice frisch aus dem Hühnerstall geholt hatte.
Wir genossen unser Frühstück mit Kaffee und O-Saft und dann wurde es spannend. Wir haben die wilde Spezies der Verschwörungstheoretikerin direkt am Tisch sitzen. Uns wurde sehr empört über die von Glyphosat verursachten Waldbrände erzählt, denn Klimawandel ist nur ein Märchen, das die Regierung den Menschen verkaufen will. Und natürlich sind Chemtrails hochgradig gefährlich. Wir nickten freundlich, bissen uns auf die Zungen und gingen auf keine weitere Diskussion ein, schließlich waren wir nur Gäste in ihrem Haus.
Dann aber fix alles ins Auto gepackt und ab auf die Gass in Richtung Mahone Bay. Unterwegs hielten wir wieder überall, wo es uns gefiel. Einen kleinen Umweg nahmen wir zur Shag Harbour UFO Crashsite, wo 1967 angeblich eine fliegende Untertasse ins Meer stürzte. Tagelange Absucherei durch Küstenwache, Navy und ‘nen Schwarm Freiwillige, brachte keine Erkenntnis. Wie denn auch, das Ding war längst schon wieder gestartet und erschreckte anderswo Leute. Als X-Phile seit den Neunzigern war dies natürlich ein Must-See. An der Stelle stand noch ein kleiner Pavillon und ein Lobster Alien neben einem roten Stuhl. Ein paar Kilometer weiter hat einer der damaligen Zeitzeugen ein kleines Museum zu dem Thema eröffnet. Er hat damals als Neunzehnjähriger die erste Meldung an die Mounties gegeben. Heute sitzt er in seinem kleinen Museum und quatscht fröhlich mit jedem Besucher, der das möchte. Hier findet man Augenzeugenberichte, Zeitungsausschnitte, Figuren von kleinen grünen Männchen, obwohl jeder der Akte X geschaut hat weiß, dass sie eigentlich grau sind.
Was die Überreste eines versunkenen Ruderbootes als größtes Ausstellungsstück hier verloren hat, wissen wir beim besten Willen nicht. Wir stöberten uns durch und fanden es eine witzige Idee. Ich denke, es wäre anmaßend zu glauben, dass wir in all den Galaxien alleine sind. Aber dass jemand auf die Erde kommt, halte ich für unwahrscheinlich, denn die Menschheit tut einfach alles, um diesen Planeten zu ruinieren. Also bleibt lieber weg!
Der Shag Harbour Vorfall ist übrigens der einzige offiziell vermerkte und dokumentierte X-File der Welt. Keine kruden Erklärungsversuche, sondern man kann hier sogar die Meldungen der jeweiligen Behörden lesen ohne das etwas geschwärzt ist, Mulder würde man hier nicht mehr rauskriegen.
Anschließend machten wir einen kleinen Abstecher nach Clarks Harbour und The Hawk auf Cape Sable Island, leider war das Wetter nicht das Beste und so war die Sicht nicht ganz so gut. Trotzdem eine ganz hübsche Ecke.
Gerne hätten wir den Kejimkujik National Park Seaside besucht, aber der machte erst um 16 Uhr auf und wir waren zur Mittagszeit da. Wie können wir auch nur annehmen, dass so ein Nationalpark morgens aufmacht! Wir hatten noch einen recht weiten Weg bis Mahone Bay vor uns, daher warteten wir nicht bis 16 Uhr und bogen kurz vor dem Abzweig zum Park ab und fanden eine tolle Stelle am Meer, die auf der anderen Seite vermutlich nicht viel anders aussah, sich dort halt National Park nannte und Eintritt kostete. Hier verbrachten wir einen Weile mit Mozzie (unserer Drohne in der Luft) und am Meer sitzend, die Sonne genießend und einem kalten Budweiser Prohibition in der Hand - Life is good :)
Zurück auf dem Highway 7 ging es vorbei an Liverpool, Brooklyn, Queens, bis wir in Mahone Bay buchstäblich den falschen Weg nahmen.
Auf unseren bisherigen Trips haben wir immer zum großen Teil mit Karte navigiert und in Städten auf “Here we go” zurückgegriffen, da man damit die Karten super runter laden kann. Das machen wir nach der Erfahrung, die wir an diesem Tag gemacht haben, nicht mehr!
Wir fuhren laut Navi eine lange Schotterstraße entlang, links und rechts immer wieder Häuser und etwas zurückliegende Grundstrücke, nichts Ungewöhliches. Wir bogen hier und da mal ab. Immer noch ist alles gut. Die ersten zwei Abzweigungen, die das Navi vorschlug, nahmen wir nicht. Verrückt, da kommt doch kein Auto durch und schon gar nicht so ein Schiff wie unseres…
Und dann wurde die Strecke rumpeliger. Anfangs dachten wir noch, okay, Kanada, das kann schon mal vorkommen. Doch dann hatten wir selbst mit dem SUV langsam Probleme und schaukelten ordentlich über die immer größer werdenden Steine, tiefer werdende Löcher und enger werdende Bäume. Irgendwas stimmt hier nicht. Wie kann man ein Airbnb betreiben ohne solche Straßenverhältnisse mit anzugeben? Was machen Menschen mit einem normalen PKW? Die kommen doch niemals hier an und ich habe die Instructions der Gastgeber mehrfach gelesen. Davon stand da mit absoluter Sicherheit nichts. Oder? Hatte ich doch etwas überlesen? Kai kämpfte uns langsam aber sicher den Weg entlang. Ich merkte, wie angespannt er war.
Und Abendessen hatten wir auch noch nicht gehabt. Hieß, dass wir den Weg abends noch mal fahren müssen, um etwas zu essen zu kriegen? Wir hatten noch allen möglichen Kram, dann gabs halt Blueberry Pie zum Abendessen oder halt nichts, aber diesen Weg würden wir im Dunkeln bestimmt nicht nochmal fahren. Scheiße was ist das hier für ein Mist? Immer noch 3 km. In der Zwischenzeit war ich ausgestiegen und lief vor dem Auto her, zum einen um zu schauen, ob wir weiter kämen und zum anderen um zu gucken, ob wir über all diese Hindernisse kommen würden. Wir blieben vor zwei halb im Boden versackten Baumstämmen stehen. Hier kommen wir einfach nicht weiter. Und jetzt? Der Versuch zu wenden scheiterte an der Größe des Autos. Scheiße. Selbst die rumpelige Logging Road nach St. Josefs Bay auf Vancouver Island war hier gegen ein Scheißdreck. Und da waren wir mit dem winzigen Chevrolet Spark unterwegs (der heute noch anderen Mietwagen von seinem Trauma erzählt!). Der hätte hier vielleicht drehen können, wenn er denn erstmal so weit gekommen wäre… wahrscheinlich nicht.
Wir hatten keine andere Wahl, als ca. 500 m rückwärts zu fahren. Ein kleiner Trost war die Rückfahrkamera. Den anderen Teil übernahm ich und rannte vor dem Auto her und versuchte Kai zu dirigieren. Einmal kratzten die Äste schon gefährlich laut auf dem Lack. Scheiß drauf, wenn es nur das ist, sind wir versichert, wir müssen ja niemandem sagen WO diese Kratzer entstanden sind. Endlich erreichten wir die kleine Einmündung zur nächsten Gravel-Überraschung, aber wir fuhren den gleichen Weg zurück, denn den kannten wir schon, dann schaffen wir den auch zurück. Aber wie und ob wir zu unserem Airbnb kommen würden, hatten wir immer noch nicht raus. Im Kopf machte ich es uns schon im Auto bequem. Aber wer vermietet eine Unterkunft mit so einer Zufahrt??? Zwischendurch haute Kai ganz locker raus: “Ich bin übrigens noch immer nicht im Allradmodus, wir machen das hier mit zwei Rädern.” Zum Glück nicht, dann würden wir umkippen, oder?
Wir schafften es zurück auf die große Schotterstraße und checkten nochmal die beiden ersten Abzweige, aber das war auch keine Option. Was kostet es eigentlich, die mobilen Daten einzuschalten? Holy Moly, scheiß teuer, ne, das lassen wir. Kann ich eigentlich offline auf Google Maps etwas sehen?
Ach. Du. Lieber. Himmel!
Da geht noch eine Straße hoch. Ein Abzweig weiter, als wir gefahren sind. Lass uns die jetzt mal versuchen.
Tja und was soll ich sagen? Eine ganz normale Asphaltstraße bis ungefähr 2 km vor der Unterkunft und von dort aus auf einer ordentlichen Schotterstraße weiter, bis ans Grundstück. Warum hab’ ich das nicht eher gesehen? Aber woher sollte ich das auch wissen? Mir war jedenfalls immer noch schlecht und meine Hände haben gezittert. Heilige Scheiße, was ein Abenteuer. Kai sagte, das hätte alles nur 30-45 Minuten gedauert. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit und hat mich ganz schön getriggert.
Aber: Geschafft und nichts passiert. Nur Sprit gefressen hat die Karre auf den paar Metern wie eine Kuh.
Nach dem Ausladen konnten wir von dort aus ganz entspannt nach Mahone Bay fahren, etwas im gemütlichen Rebecca’s Restaurant essen und den Sonnenuntergang genießen.
Später fiel Kai mit Kopfschmerzen wie ein Stein ins Bett und ich ließ den Abend bei einem Glas Wein mit den Gastgebern ausklingen, daher gab es an dem Abend auch keinen Reisetagebucheintrag.
Falls ihr euch fragt, was es eigentlich mit den gekühlten Nüssen auf sich hatte: Kai hatte Mandeln mit Schokoüberzug gekauft und die liefen in der Sonne weg. Da half ich ihm und hielt sie vor die Klimaanlage. Schatz ich kühl dir deine Nüsse ;)
In diesem Sinne: Gute Nacht.
Cheers,
Kat
Tag 7 - Samstag, 20. September 2025 - Der Tag an dem wir NICHT kenterten
Ein paar Wochen bevor es losging, habe ich einen Reise-Podcast über den Westen Nova Scotias angehört und einige tolle Tipps rausgezogen. Zum Beispiel haben die zwei den Anbieter der Waltour, die wir in Digby gebucht hatten, empfohlen. So auch die Paddeltour, die für uns heute morgen auf dem Programm stand: Early Morning Paddling with the Seals between the Blue Rocks. Pleasant Paddling heißt die Truppe. Und schon mal soviel vorab: Absolute Empfehlung!
Doch erstmal mussten wir dort hinkommen, Kai war etwas spät dran, wir hatten noch kein Frühstück und die Stimmung war etwas gespannter. Unterwegs hielten wir noch schnell bei “The Barn” in Mahone Bay, schnappten uns 2 Sandwiches mit je einer kleinen Tüte Chips und einen Kaffee, wofür die einfach 40 (!!!) Dollar haben wollten. Aber wir hatten Hunger und wenig Zeit, also in den sauren Apfel gebissen und weiter ging’s. Zu deren Ehrenrettung schmeckten die Sandwichs aber sehr gut. Wir kamen sogar 8 Minuten, bevor wir da sein sollten an und konnten so noch fast in Ruhe essen.
Kai war irgendwie komisch, wollte aber nicht so wirklich mit der Sprache rausrücken, was los war. Ich werde schon noch rausfinden, was da im Busch ist.
Was die Tour anging erfüllte sie alle Versprechungen! Denn unsere Gruppe bestand nur aus 6 Personen inklusive unserem Guide namens Lucas aus Lunenburg. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde, bei der Kai seine Nervosität offenbarte (aha, ich wusste da stimmt was nicht) bekamen wir eine Sicherheitseinweisung und schon ging es aufs Wasser. Allerdings in einem 2-er statt zwei 1-er Kajak, das ist stabiler und hat Kai ein wenig die Nervosität genommen.
Wir schlugen uns aber ganz gut, obwohl wir noch nie in so einem Ding unterwegs waren. Wir kippten nicht um und drehten uns auch nicht permanent im Kreis. Und so paddelten wir bestem Wetter auf dem Fast-Atlantik durch die kleinen Inselchen. Vorbei an kleinen Motorbooten, die wir versuchten nicht zu rammen, durch Engstellen, die wir auch ganz gut meisterten, auch wenn mit etwas Diskussion, welche Lukas immer wieder zum lachen brachten, denn er sprach hervorragend Deutsch (Lunenburg ist eine der ältesten deutschen Siedlungen in Nova Scotia).
Kai steuerte hinten mit den Füßen das Ruder und ich hatte vorne die Sicht, ja es war bestimmt lustig für die anderen. Eine Seefahrt die ist halt lustig, gelle!
Immer wieder ploppten kleine Köpfchen um uns rum auf. Die Robben beobachten akribsch was wir hier in ihrem Revier machten. Eine tauchte sogar direkt vor uns auf, sah uns und tauchte erschrocken wieder ab. So schlimm sahen wir heute morgen doch gar nicht aus, oder?
Es gab sogar einen kleinen Zwischenstopp auf Hackmans Island, wo ein kleiner Snack bereitgestellt wurde und wir mal unsere Beine ausstrecken konnten. Die waren schon ein wenig steif vom ungewohnten Sitzen. Doch es lohnte sich so, so, sehr! Es war einfach wunderschön, die Natur um uns herum von der Wasseroberfläche zu sehen, die Tiere zu beobachten und die Sonne zu genießen. Ein absoluter Traum und Empfehlung für jeden, der einmal hierher kommt.
Für den Rückweg mit Gegenwind brauchten wir etwas mehr Kraft und das ein oder andere Mal sah ich uns vor meinem geistigen Auge in den Steinen hängen, aber natürlich kriegten wir das hin und so war unsere Tour leider nach 4 Stunden, die wie im Flug vergingen, viel zu schnell vorbei.
Von hier aus fuhren wir nach Lunenburg und schauten uns das hübsche Fischerstädtchen, welches mit seinen bunten Häuschen und gut erhaltenen alten Segelschiffen im Sonnenlicht strahlte, an. Eines war die Bluenose 2, der Nachfolger der legendären Bluenose, dem Wappenzeichen Nova Scotias, das andere das segelnde Aushängeschild von Massachusetts, die SSV Ernestina-Mirrossey. Doch wie unser Host Paul schon sagte, in einer Stunde seid ihr wahrscheinlich durch damit. Und tatsächlich brauchten wir nicht viel länger. Denn in diesem winzigen Städtchen kamen gerade vier große Reisebusse mit Kreuzfahrtschiffpassagieren an und wir nahmen reißaus. Man fühlt sich da immer ganz schön überrollt. Ich frage mich, warum die Organisatoren das nicht ein bisschen verteilen, einen Bus zu Spot A,einen zu Spot B und einen zu Spot C und dann wird getauscht. Wäre doch auch für die Passagiere netter, wenn sie sich nicht durch die Massen schieben müssten, oder? Mit ein Grund, warum das keine Art zu reisen für uns ist. Wir haben lieber unsere Ruhe.
Auf der anderen Uferseite lag ein Golfplatz und wenn man die Straße neben dem Golfplatz hoch fährt, hat man den typischen Blick auf Lunenburg, den man aus den Reisetipps kennt. Da wir hier eh lang mussten auf dem Weg zum Hirtle Beach, machten wir hier noch die obligatorischen Fotos und fuhren weiter. Am Rose Bay Bistro organisierte Kai uns ein paar Snacks,während mir im Auto buchstäblich die Augen zufielen. Doch mit einem Marzipanbrot aus der Heimat, weckte er meine müden Lebensgeister wieder auf! Da drin muss es ausgesehen haben wie im heimischen Rewe. Tat es, Kühne, Hengstenberg, Ritter Sport etc. Sah nur kanadisch aus von der Einrichtung her.
Nach ein paar Kilometern erreichten wir Hirtle Bay, wo uns Harmony und Paul eine tolle Wanderroute, den Gaff Point Trail empfohlen hatten. Aber irgendwie war die Luft raus, so dass wir nur noch gemütlich am Wasser saßen, ein (natürlich in der Öffentlichkeit alkoholfreies) Bierchen und ne Cola genossen und uns dann langsam auf den Rückweg machten. Für Mozzie war es hier zu windig und zu viele Leute am Strand.
Unterwegs holten wir uns noch ein Abendessen, dass wir uns in der Unterkunft zubereiteten. Leckeres Maulsperrensandwich und Weintrauben für Kai und Samosas mit Salat für mich. Dann fielen uns auch schon die Augen zu. Morgen wird ein langer Tag mit vielen Kilometern auf dem Highway raus ins Nirgendwo.
Daher sag ich nun: Gute Nacht!
Cheers,
Kat
Tag 8 - Sonntag, 21. September 2025 - Auf geht's ins Nirgendwo. Geradeaus auf die Milchstraße
Heute gehts von Mahone Bay nach Isaac’s Harbour, gute 350 km entlang der Südküste Nova Scotias, denn wir entschieden uns gegen den schnelleren Weg auf dem Highway durchs Inland. Wir wollen ja schließlich so viel wie möglich sehen und nicht nur Kilometer schrubben.
Kurz nach 8Uhr wir saßen gerade im Auto, mußten wir aber erstmal Sandra anrufen und um Geburtstag gratulieren. Dabei erfuhren wir, dass die Here we go App wohl seit Jahren nicht mehr upgedatet wird, was das beinahe Disaster von Vorgestern erklärte.
Nach gesungenem Ständchen und ein bischen Quatschen düsten wir los, der Hour entgegen. Herrlich! Wäre da nicht der im Kühlschrank vergessene Wein gewesen. Und da einen einfach Happy Box mit 4L Wein über 50 Dollar kostet, sind wir natürlich noch einmal zurück und haben sie geholt. Zum glück waren wir noch nicht all zu weit gekommen.
Erste Stopp sollte Halifax sein: Geld holen an der Scotia Bank, da wir keinen teuren Auslandgebühren verschenken möchten, sind ja Sparfüchse und das mit der Kreditkarte ohne Gebühren haben wir natürlich mal wieder verpennt… Aber es geht ja auch so.
Weiter zum Atlantik Superstore: Einkaufen. Denn da, wo wir die nächsten zwei Nächte sein werden, gibt es rundherum nichts. Der nächste Supermarkt ist mindestens 50 km entfernt. Also den Wagen voll gepackt mit allem was man so brauchen könnten, einen kleinen Herzinfarkt an der Kasse bekommen, was sich beim Umrechnen aber wieder entspanne, noch mal volltanken und weiter gehts, immer den alten Highway 7 entlang. Immer wenn man mal Wifi hatten, gab es einen neue Nachricht der Gastgeber Tammy-Jo und Mike, die uns eine gute Ankunft wünschten, über alles instruierten und scheinbar sehr nette Menschen sind.
Nach etwas mehr als der Hälfte wechselten wir uns ab, Kai schlief ein und ich steuerte unseren Trailblazer durch die wunderschöne Landschaft mit bunten Blättern (und leider sehr vielen Tierkadarvern auf der Straße). Hier und da rannte ein Eichhörchen über die Straße und einmal war sich ein Hirsch nicht ganz sicher, ob er lieber nach links oder lieber nach rechts in den Wald wollte. Ich machte die Warnblinkanlage an, ließ ihm Zeit und er entschied sich für die linke Seite. Wir kullerten weiter über gut asphaltierte Straßen und die rollenden Hügel bis nach Isaacs Harbour zu “unserem” Haus am Meer.
Nach dem wir alles ausgeladen und die erstmal Wäsche angestellt hatten machten wir einen kleinen Spaziergang am Meer, ließen Mozzie (unsere Drohne) mal wieder in die Freiheit.
Unterwegs gab es noch ein kleines Wildlife Highlight: Am Straßenrand auf der Wiese hockte ein kleines Stachelschwein und knabberte begeistert an den Blümchen rum. So süß,wir hatten noch keins in freier Wildbahn gesehen.
Jetzt hatten wir aber Hunger und während ich unsere Jacken vom Salzwasser befreite, zauberte Kai uns ein leckeres Abendessen mit Spareribs, Maiskolben und Butternuss. Super lecker!
Jetzt noch ein wenig das Tagebuch auf den aktuellen Stand bringen und dann mit dem Schürrhaken bewaffnet ( gegen Bären und Serienkiller) raus zum Sterne gucken. Tatsächlich kann man hier draußen ohne all die Lichtverschmutzung mit bloßem Auge die Milchstraße sehen. WOW! Der Schürrhaken kam auch nicht zum Einsatz. Lucky us!
Und nun ab in die Heia! Morgen ist ein anstrengender Tag voller Nichtstun angesagt.
Gute Nacht & Cheers,
Kat
Tag 9 - Montag, 22. September 2025 - Seele baumeln lassen.
Nach unserer “How to do all of Scotland in 12 days” Tour letzten Mai habe ich für diese Reise bewusst einen kleinen Break eingebaut. Und DER ist heute. Wir sind weit ab vom Schuss und genießen die Ruhe.
Heute Morgen gab es Frühstück im Schlafanzug! Kai hat uns ein tolles Frühstück mit Bacon, Eiern, Toast und Tomaten gezaubert. Ganz gemütlich und ohne Stress sind wir in den Tag gepurzelt.
Nach dem Frühstück wollten wir uns den Leuchtturm mal ansehen. Da es nicht allzu weit war, bin ich hingelaufen und Kai ist mit dem Auto hin gekullert. Immer irgendwo in Reichweite, falls doch irgendwo ein Bär auftaucht. Am Leuchtturm kletterten wir ein wenig unten am Wasser in den Felsen rum und unterhielten uns nett mit einem älteren Pärchen aus Toronto.
Zurück lief ich wieder und Kai fuhr Stop and Go mit dem Auto, machte immer mal wieder Bilder, von mir oder Kormoranen am Straßenrand. Lief ganz gut der erste Lauf wieder im Training nach kleiner “Offseason” und unterschwelliger Erkältung, die zum Glück nicht raus kam.
Danach genossen wir den Nachmittag bei schönstem Wetter auf der Terrasse, mit Dame, Backgammon, Kuchen und Chippies. Das tat gut nach so vielen Eindrücken.
Morgen geht es für die nächsten fünf Tage auf die Insel, genauer gesagt nach Cape Breton Island. Gemütlich am Küchentisch haben wir die nächsten Tage durchgeplant, damit wir auch alles unterbekommen, was wir sehen möchten und uns nicht verzetteln. Eben kam auch das Stachelschein wieder aus dem Gebüsch und graste entspannt auf der Wiese an der Veranda und störte sich überhaupt nicht an uns. Dafür fielen die Moskitos über uns her und wir verzogen uns nach drinnen. Guten Appetit ans Stachelschwein und die Hölle für diese verdammten Blutsauger!
Gerade läuft noch eine Maschine Wäsche, so können wir morgen mit zwei Koffern voller schnuffi frischer Wäsche weiter reisen, die Waschmaschine spielt übrigens ein Lied, wenn sie fertig ist.
Aber erstmal kocht Kai uns noch ein leckeres Abendessen (ich habe ja schon Sandwiches gemacht und die waren L-E-G-E-N-D-Ä-R) dann werden wir noch eine Runde Brettspiele spielen. Bevor uns die Äuglein zu fallen.
Ab morgen gibt es dann hoffentlich wieder ein wenig mehr Action :)
Bis dahin und gute Nacht!
Cheers,
Kat
Tag 10 - Dienstag, 23. September 2025 -Weltreise durch Lochaber, St. Andrews, Cleveland, Dundee, vorbei an Oban, und dem Highway folgend in Richtung Sydney
(Übrigens waren wir schon vorher in zwei verschiedenen Sydneys ohne in Australien gewesen zu sein!)
Time to say Goodbye to Isaac’s Harbour und auf nach Cape Breton Island. Die nächsten 5 Tage haben wir Zeit, die wunderschöne Insel zu erkunden. Dafür müssen wir aber erstmal knapp 207 km nach Baddeck zurücklegen. Mit guter Musik, leckeren selbstgemachten Sandwiches und noch besserer Laune durch das langsam herbstlich werdende Nova Scotia verging die Zeit wie im Flug.
Im ersten Visitor Center nach dem Canso Causeway, dem offiziellen Einfallstor zur Cape Breton Island, deckten wir uns schon mal mit den nötigen Karten und Infos ein und fanden tatsächlich mal einen Giftshop für die obligatorischen T-shirts. Die sind hier tatsächlich rar gesät und wir sind mittlerweile ziemlich picky.
Allerdings bin ich immer noch auf der Suche nach einem orangenen T-Shirt für den 30. September (Orange T-Shirt Day oder National Day for Truth and Reconciliation) der Tag im Gedenken an alle, die damals in den “Indian Residential Schools” ums Leben kamen oder in der Zeit unter dem kolonialen System litten. Seit unserer letzten Reise haben wir uns viel mit der Thematik beschäftigt und vor Ort mit betroffenen Menschen gesprochen, was uns tief bewegt hat.
Aber selbst in einem Indigenous Art Shop gab es diese nicht und ich würde lieber vor Ort kaufen, als es online zu bestellen. Es sind ja noch ein paar Tage.
Wir wollten eigentlich die Scenic Route über St. Peters entlang der Küste nehmen. Aber mit Aussicht war da nicht viel, also kürzten wir die kurvige Route ab und fuhren wieder auf den Highway, wo man tatsächlich mehr sah, nämlich das Cape Breton auch Höhe kann! Im “Farmer’s Daughter”, einem Sammelsurium aus Bistro, Supermarktverschnitt und Gift-Shop fand Kai auch endlich sein erstes T-Shirt. (Dachte schon, dieses Mal wird’s nix, puh!)
Im Motel, etwas außerhalb von Baddeck angekommen, wurden wir sehr nett von Vince, dem Betreiber, empfangen. Er zeigte uns auf der Karte alles was wir unbedingt sehen müssen und nahm sich richtig Zeit für uns. Dafür liebe ich Canada! Die Menschen setzen einfach andere Prioritäten und sind in der Regel deutlich entspannter als der gemeine Deutsche…
Zum Abschluss des Tages gingen wir in Baddeck noch ein wenig spazieren und entschieden uns dann für das Abendessen im “The Lobster Supper”. Ein absoluter Tipp hier in der Region und Lobster essen stand ja eh auf unserer To Do Liste für diese Reise.
Und da spalteten sich die Geister. Kai war begeistert und genoss seinen Lobster und das “Ausräumen” des Panzers in vollen Zügen. Bei mir machten die Schotten dicht, als die Kellnerin sagte “don’t eat the brain or the liver - you don’t want that” und dann guckte mich das Ding die ganze Zeit an und diese gekochten Augen und Antennen machten es auch nicht besser. War nicht ganz mein Geschmack, auch weil es komisch roch, aber das Sorbet zum Nachtisch war großartig!
Jetzt noch ein Gläschen Wein mit Blick aufs Meer, die nächsten Tage sind bereits geplant. Morgen wird’s kolonial ;-) (Trümmer eventuell…mal sehen!)
Gut’s Nächtle!
Cheers,
Kat & Trümmer-Kai
Tag 11 - Mittwoch, 24. September 2025 - Louisburg, oder wenn Briten und Franzosen schlechte Nachbarn sind
Heute wird’s historisch, denn die Festung Louisburg an der nordöstlichen Küste steht auf dem Programm. Die Fahrt zuerst einmal nach Sydney rein, denn wir müssen Geld nachtanken. Das gestaltete sich aber schwieriger als gedacht. Der erste Automat fertigte mich mit der Meldung "unable to conduct your withdrawal” und spuckte meine Karte wieder aus. Okay, dann eben den daneben. Das gleiche Ergebnis. Seltsam. Vielleicht schmeckt dem die EC-Karte nicht, also probiere ich die Kreditkarte. Wieder diese Meldung und jetzt wurde ich doch ziemlich nervös. Was war hier los? Also in die Bank rein und den Empfangs-Dude gefragt, was mit den Automaten vielleicht nicht stimmt? Hoffentlich liegt bei denen der Fehler. Ach ja, die links vom Eingang haben kein Geld mehr, ich soll die rechts nehmen. Wieder raus und probiert, schon kommen die Scheinchen. MANN!! Kann einem das der Automat nicht sagen? Meine Nerven sagen: Dankeschön! Als ich raus kam, schaute Kathy schon kritisch, weil ich so lange brauchte. Allgemeines Aufatmen und weiter geht’s, raus aus Sydney, weiter zur Küste. Das kleine gleichnamige Örtchen Louisburg ist unspektakulär. Typisch zersiedelt a la restliches Nova Scotia. Doch dahinter entdeckte man schon in der Ferne den Turm der alten Festungszitadelle. Um den natürlichen Hafen ging es herum und man erkannte immer mehr, dass die Festung in der Tat eine rekonstruierte Siedlung samt Festung ist. Tatsächlich sind nach dem 2. Weltkrieg bis Ende der 1990er Jahre “nur” knapp 25 % der alten Anlage wieder ausgegraben und wieder aufgebaut. Und das ist schon von Weitem absolut beeindruckend.
Am Parkplatz angekommen, ging es erstmal zum Einlass, der selbst schon in einem der historischen Gebäude untergebracht ist. Und da die Ferien-Saison schon um ist, kostet der Eintritt statt knapp 20 Can$ pro Nase nur 8,50Can$. Nebensaison ist doch was Feines!
Jetzt standen wir auf der Rue Toulouse, der alten Hauptstraße, die direkt zum opulenten Seetor am Hafen führt. In manchen Gebäuden sind kostümierte Mitarbeiter, die Anekdoten über das Leben in der Festung des 18. Jahrhundert erzählen.
Die Stelle der Festung wurde ab 1717 von französischen Siedlern …nun ja, besiedelt, da man den geschützten Hafen sehr schnell als strategisch wichtig erkannt hatte. Einerseits schützte sie den Zugang zum St. Lorenzstrom und nach Quebec samt Hinterland. Zum Anderen war es der ideale Ankerplatz für Marinegeschwader und Fischfangflotten, die in den extrem fischreichen Grand Banks im Norden fischten, was das Zeug hielt. Das fand auch der König Frankreichs und ließ die kleine Siedlung systematisch zu einer großen Siedlung und formidablen Festung ausbauen, die zu ihrer Blüte 3.500 Soldaten, 400 Milizionäre und Hunderte Zivilisten beherbergte. Ein Geschwader von 14 Schiffen schützte die Gewässer gegen neugierige Briten, während mehrere kleine und große Geschützbatterien rund um den Hafen verteilt waren, von denen heute nichts mehr zu sehen ist. 1745 wurde die Festung zum ersten Mal von Neuengland-Briten eingenommen, im Rahmen eines europäischen Friedensschlusses aber wieder an Frankreich abgetreten. 1758 kamen die Briten erneut mit einer großen Belagerungsflotte und -armee von 15.000 Mann. Wieder erbeuteten sie die Festung, die zwar formidabel geschützt, aber schlecht im Gelände platziert war, was die Briten bei beiden Belagerungen ausgenutzt hatten. Sechs Wochen hielten die Franzosen der Belagerung stand, dann mussten sie sich ergeben. Dieses Mal zerstörten die Briten die Festungsanlagen gründlich, damit sie keinen strategischen Nutzen mehr hatten. Selbst die Briten zogen ein paar Jahre später ab und die Reste verfielen, bis sie nach dem 2. Weltkrieg wieder teils ausgegraben und rekonstruiert worden.
Im Gift-Shop gab es ein schönes T-Shirt für mich und eine warme Mütze und einen Aufkleber für Kathy. Wir schlenderten am Hafen entlang zur Dauphin Demi-Bastion. Von dieser großen Geschützstellung ging es dann entlang der Wehrmauer zur King’s Bastion, der eigentlichen Zitadelle, die vom Garnisonsgebäude dominiert wurde. Hier waren auch einige kostümierte Mitarbeiter des Parks Board unterwegs und erklärten zum Beispiel die Uniformen, Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die ein Soldat der damaligen Zeit so mit sich herumschleppte. Der Nachbau der Muskete ist tatsächlich ziemlich schwer. Und das Ding unter gegnerischen Feuer bis zu zwei-dreimal in der Minute zu laden und abzufeuern brauchte verdammt viel Übung, wenn man erklärt bekommt, was alles gemacht werden muss, damit das Ding hoffentlich tatsächlich auch schoß. In dem Gebäude sind mehrere Ausstellungen über die Zeitgeschichte, die Ausgrabungs- und Wiederaufbauarbeiten zu sehen. Aber auch bemöbelte Stuben, die den kargen und engen Alltag der normalen Soldaten zeigten, während höhere Offiziere und besonders der Gouverneur wesentlich komfortablere Unterkünfte hatten. In einem der beiden Flügel waren 800 Soldaten kaserniert, während im gleich großen anderen Flügel 40 Offiziere und der Gouverneur mit seinem Stab untergebracht waren. Die Räumlichkeiten waren historisch akkurat eingerichtet, mit Nachbauten historischer Möbel, die damals alle per Schiff aus Europa rüber gekarrt worden waren.
Vor der Garnison wurde Kreuzfahrtschiffpassagieren gerade die damalige Welt erklärt und anschließend schoß der Erklärbär auch noch seine Muskete ab, die verdammt laut war! Jetzt stelle man sich bis zu hundert Musketen, die neben und hinter einem gleichzeitig abgefeuert wurden. Da war man schon mal halbtaub und eingehüllt in Pulverschwaden. Ideale Arbeitsumgebung, von den hundert entgegenkommenden Musketenkugeln der Gegner wollen wir da mal gar nicht sprechen! Kein Wunder, dass da Trommelkommandos genommen wurden, damit man verstand, um was es geht.
Aus der Zitadelle raus, widmeten wir uns noch den beim ersten Durchmarsch verpassten Gebäuden. Eines dieser Gebäude widmete sich den 1st Nations, war aber in unseren Augen schon fast eine verpasste Chance, denn es wurde kaum etwas über die Geschichte der Völker erzählt, auf die “Every-child-matters”-Kampagne wurde nicht wirklich eingegangen und auf anderes gar nicht. Es war ein wenig Kunst ausgestellt und ein 1st Nation saß am Tisch und bastelte an seiner Kunst. Aber das war’s. Schade, man hätte viel mehr machen können. Wir holten uns was zu beißen, Kathy einen leckeren veganen Karottenkuchen und ich ein Sandwich, damit uns der Magen nicht aus den Knien fällt. Zurück am Auto ging es mit gemütlichen Tempo weiter zum Louisburg Lighthouse Point. Der alte Leuchtturm, der damals mit Fischöl befeuert wurde, steht nicht mehr. Nur noch Reste des Fundamentes, den Rest haben die britischen Geschütze in Schnipsel verwandelt. Der jetzt hier stehende Turm ist aus dem letzten Jahrhundert. Wir machten schöne Fotos von, mit und auf den Klippen und dem Leuchtturm und der gegenüberliegenden Festung und tuckerten dann weiter. Es ging wieder gen Sydney, aber über die Scenic Route entlang der Küste. Nach einem Stück, entschieden wir uns in Glace Bay abzukürzen, denn jetzt hatten wir richtig Hunger. Wir haben tagsüber nicht wirklich viel gegessen. In Sydney hielten wir dann bei Dairy Queen Grill an und drehten und Canadian Fast Food rein. War okay. McDoof auf kanadisch halt. Wir wollten noch kurz bei der Breton Brewing Company reinschauen, aber das ging net, weil da eine private Party war. Dann eben nicht.
Im Motel war dann zig. Morgen wartet der hoffentlich sensationelle Cabot Trail und eine weitere Waltour auf uns.
In diesem Sinne…Gut’s Nächtle!
Cheers,
Kai
Tag 12 - Donnerstag, 25. September 2025 - Cabot Trail, Whale Watching & other Landscape Porn
Endlich war es soweit, der World Famous Cabot Trail wartete auf uns!
Ein 298 km langer Loop, der zum Großteil an der Küste von Cape Breton Island entlangführt und zum Teil den “Cape Breton Highlands Park”umkreist.
Um das Pensum inklusive einer im Vorfeld gebuchten Waltour um 10 Uhr 30 morgens ungefähr auf halber Strecke zu schaffen, hieß es für uns um 5 Uhr aufstehen, uns im Autopilotmodus startklar machen und um 6 Uhr durch die noch anwesende Nacht auf den Cabot Trail zu fahren.
Es war stockdunkel und gerade mal 1 Grad, aber wir waren für alle Wetter gewappnet, möge der Tag bringen, was er für uns zu bieten hat. Was es auch sei, wir machen das Beste daraus.
Rund um den Sonnenaufgang haben wir, glaube ich, jeden Spot genutzt, um die tolle Morgenstunde und die wunderschöne Natur mit Bildern einzufangen, die um uns herum herrschten.
An der Einfahrt zum Nationalpark versuchten wir an ein Tagesticket ran zu kommen, aber es war einfach niemand da. Waren wir zu früh? Oder die Parkmitarbeiter*Innen zu spät? Es gab nicht mal Automaten wie in Tofino. Kurz überlegt was wir machen und dann entschieden wir uns rein zu fahren und unterwegs ein Ticket nachzulösen. Es war nicht so, dass wir kein Ticket kaufen wollten, es gab nur keine Möglichkeit.
Wir haben entlang der Route immer wieder angehalten, am Lakes Head ging es einen kurzen Boardwalk ans Wasser und hier konnten wir neben der gerade aufgehenden Sonne auch Wale beobachten. Wahrscheinlich Pilotwale und nicht gerade wenige. Wahnsinn, schon wieder so ein Glück! Ich war ja ein wenig skeptisch, da einige Whale Watching Anbieter schon ihre Saison beendet haben, ob wir überhaupt etwas sehen würden, aber Tatsache, es war noch ein großes Gewusel an Walen.
Black Cove haute uns ganz schön aus den Socken: Was für eine wunderschöne kleine Bucht! Und wir waren hier zum besten Licht am Tag einfach ganz alleine!
Das haben wir natürlich erstmal zum Filmen und Fotografieren ausgenutzt. Es war ein bisschen wie St. Joseph’s Bay, nur ohne Stacks, nicht ganz so groß und ohne 60 km Schotterstraße. Also fast :)
Kurz vor unserem ersten Ziel haben wir in Cape North noch die Chance zum Tanken genutzt, man weiß ja nie, wann die nächste Möglichkeit kommt.
Zur Sicherheit hatte Kai noch einmal gefragt, wie man hier an Parktickets kommt und die nette Lady antwortet mit: “Fahrt einfach! Die sind hier immer spät dran! Und kontrollieren tun die auch nicht.”
Okay, dann machen wir das.
Hier fuhren wir runter vom Cabot Trail, ein Stück weiter nach Norden bis nach die St. Lawrence Bay, wo Oshan Whale Watch und unsere zweite Waltour auf uns warteten. Vorab wurden wir alle noch zur örtlichen “Comfort Station” aka. Klo geschickt und dann versammelten sich nach und nach alle Teilnehmer der Tour am Bootsanleger.
Die “Oshan” war ein kleines Boot, irgendwas zwischen Zodiac und den Booten, mit denen wir bisher so auf dem Wasser waren. Ich hatte etwas Angst, dass Kai’s Magen das nicht mitmachen würde, aber er schlug sich ganz hervorragend, aber den Job an der Kotztüte übernahm leidergottseidank jemand anders. Das Mädel konnte einem echt leid tun, denn von den Walen hat sie wahrscheinlich nicht viel gesehen.
Die Fahrt ging anfangs entlang der gewaltigen Klippenküste, vorbei an Meat Cove, bis Cape St. Lawrence, mit ordentlichem Wellengang, der uns gut durch schaukelte und ich des Öfteren mal eine ordentliche Ladung Salzwasser abbekam. Das konnte mir aber nichts anhaben und ich streckte die Nase etwas mehr in die Sonne und genoss die Tour in vollen Zügen, während Kai in der Kabine mit einem neuen Bekannten aus London die bisherigen Tiersichtungen fachsimpelte.
Wir drehten um und fuhren jetzt stattdessen weiter raus aus dem geschützten Gewässer, raus aufs noch mehr schaukelnde offene Meer. Was ein Spaß! Hier stießen wir endlich auf eine Gruppe Longfinned Pilot Whales. Durch das tiefliegende Boot schwammen sie direkt neben uns. Es war wunderschön, die eleganten Tiere zu beobachten. Sogar ihrem Gesang konnten wir lauschen, da der Skipper ein Hydrophon im Wasser hatte und über einen Lautsprecher alles wiedergab.
Unfassbar, was für ein Erlebnis!
Leider geht alles, was so faszinierend ist, viel zu schnell vorbei und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon wieder an Land. Als alle anderen Weg waren, ließen wir Mozzie über das kleine Hafenbecken fliegen (unsere Drohne und nein Mozzie kommt nicht von Motzen, sondern spricht sich Mossie).
Weiter ging es nach Norden. Da wir eh schon was da waren, wollten wir weiter nach Meat Cove, ein Flecken Erde was man gesehen haben sollte und Kai eigentlich skippen wollte, da der Tag ja eh schon viel Fahrstrecke hatte. ABER ich habe gewonnen, und bis auf die Moskitostiche, dei seinen linken Arm übel aussehen lassen, hat er es glaube ich auch nicht bereut.
Meat Cove ist ein wunderschöner Spot an der Klippenküste, den wir vom Wasser aus schon sehen konnten, aber von hier oben war es noch mal eine ganz andere Hausnummer.
Nachdem Kai sich die Starterlaubnis im lokalen Campingplatz Büro eingeholt hatte, durfte Mozzie die Steilküste aus der Luft erkunden und die Aufnahmen sind unfassbar schön geworden. Ich kann es nicht erwarten, die ganzen Eindrücke zusammenzuschneiden.
Leider wurde Kai währenddessen am Boden von blutgierigen Höllenausgeburten in Form von kleinen Fliegen zerfleischt. Und mein Zukunfts-Ich kann euch sagen, er läuft immer noch mit dicken Schwellungen durch die Gegend. Mich wollten sie nicht, ich hab nämlich nichts.
Im kleinen Shop des Campingplatzes deckten wir uns noch mit Hoodies ein, denn die gibt es mit dem Aufdruck tatsächlich nur hier.
Jetzt müssen wir aber ein paar Meter machen und es ging zurück nach Cape North, um hier wieder auf den Cabot Trail abzubiegen, wo noch der ganze westliche Teil auf uns wartet.
Es ging rauf und runter durch die Aspy Fault, einer gewaltigen Gesteinsfalte, die sich entlang der Route zieht, mit Gesteinen, die über eine Milliarde Jahre alt sind. Wir hielten gefühlt an jedem View Point an und genossen die Aussicht. Mal über das Meer und die beeindruckende Küste, dann wieder über die Aspy Fault mit ihren Herbstfarben.
Leider haben wir trotz vieler Hinweisschilder weder Bären noch Elche gesehen. Wir sind ja noch nicht weg, das kann ja noch kommen.
Trotz Hinweisschildern, dass er evtl. zu sein könnte, ist der Skyline Trail offen. Juchuuuu. Einer der Trails im Park. Aber wir entschieden uns, das auf den nächsten Tag zu verschieben, denn mit wilden Tieren im Dunkeln zurück zu laufen, ist glaube ich nicht die beste Idee. Aber wir haben hier ja zum Glück Zeit!
Die grandiose Natur auf diesem Trail ist atemberaubend und all die Reiseberichte, die ich in den letzten Monaten gewälzt habe, haben nicht zu viel versprochen. (Puuuh, da ist der Tourguide froh, dass der Teilnehmer happy ist. Denn Kais Kommentar zu allem was die Planung anging war: Ne das will ich vor Ort sehen. Jo, dann plan ich mal alleine, aber bisher hat er sich auch nicht beschwert.)
An der Westküste ging uns dann auch ein Licht auf (haha Wortwitz incoming), warum man überall liest, dass man den Cabot Trail anti clockwise fahren soll: Na weil du dann immer das beste Licht und Sonne hast!
Und die Westküste legte nochmal eine Schippe an Aussicht drauf. Holy Guacamole, so hielten wir auch noch am drölfzigtausendsten Viewpoint und bewunderten auch hier wieder die einfach atemberaubende Küste bis runter nach Cheticamp.
Dann bog der Cabot Trail ins Landesinnere ein und man konnte die Mundwinkel, die die letzten Stunden nur mit Aaaaa und Ooooo beschäftigt waren, mal wieder ins resting bitch face zurückbringen. Mal sehen ob das Muskelkater gibt ;)
Am Visitor Center des westlichen Nationalparktor haben wir uns noch ein wenig umgesehen, das obligatorische Bild vor dem Nationalpark-Schild gemacht und das Hippie-im-Tipi Bild von 2017 an den Sunwapta Falls in Jasper erneuert.
Von hier aus sind wir dann auch zügig bis Baddeck durchgefahren, denn es war ein sehr langer Tag und WIR HATTEN HUNGER!
Letzteren stillten wir bei Tom’s Pizza und wurden nicht enttäuscht.
Dann hieß es ab ins Motel und Bubu. Wahnsinn, schon wieder so viele Eindrücke. Die wollen erstmal verarbeitet werden.
Der Wetterbericht versprach für den nächsten Tag allerdings nichts Gutes. Ein Sturm über Cheticamp, das nicht weit vom Skyline Trail weg ist, zum Glück haben wir noch einen Tag Reserve, mal schauen.
In diesem Sinne, gute Nacht!
Cheers,
Kat
Tag 13 - Freitag, 26. September 2025 - Cape Breton hat Waschtag
Wie befürchtet wurden wir bei starkem Regen und ordentlichem Wind wach. Also bestand auch kein Grund zur Eile, um loszukommen. Wir waren ja zum Glück flexibel mit einem Tag in Reserve, also stand heute “Ausspannen, Kaffee im Bett trinken und langsam in den Tag kullern” auf dem Plan.
Als wir loszogen, merkten wir, dass wir (also eher Kathy, ich direkt T-Shirt) viel zu dick eingepackt waren. Ja, es war windig und es regnete, aber es war schwül wie in einer Waschküche. Huiuiui.
Wir kauften ein paar Lebensmittel ein, fragten in der Visitor Information nach Aktivitäten, die man bei Regen gut machen kann, ich hoffte auf die Empfehlung einer Therme, was kam, war der Tipp in die Bücherei zu gehen “die haben Computer und Bücher” Helau! Ab vor den Rechner, warum auch nicht… Nein danke. Oder klappert die Shops ab, die haben nämlich auf. Haben wir doch schon längst. Naja, sie hat es versucht.
Wir entschieden uns für das Alexander Graham Bell Museum, der gute Mann hat unter anderem das Telefon erfunden. Was wären wir ohne ihn?
Es war sehr interessant! Ein rastloser Geist, der vor Genialität und Ideen übersprudelte. Nicht nur das Telefon geht auf seine Kappe, er hat auch sehr viel für Taube und Taubstumme getan, indem er die sprachlose Sprache erfunden, die es den Betroffenen erlaubte, zu kommunizieren. Das wird bis heute angewendet und gelehrt.
Die Fliegerei war seine zweite große Leidenschaft und zusammen mit anderen Enthusiasten entwarf und baute er das erste motorgetriebene Flugzeug Kanadas, die Silver Dart, das tatsächlich über einen Kilometer weit flog. Eine Replik ist hier ausgestellt, neben zahllosen anderen Exponaten, die die Familie Bell gestiftet hat.
Danach ging’s zurück ins Motel, einfach bissi entspannen und dösen. Irgendwie war uns Beiden danach.
Da wir abends weiter faul sein wollten, gingen wir in das Restaurant nebenan, die Lobster Galley, aber das genervte Personal und deren Augenrollen beim Thema Allergien brachte uns nur dazu aufzustehen, nach Baddeck rein zu fahren und einen mega Abend im Freight Shed bei bester Musik, grandiosem Service und so leckerem Essen zu verbringen. Ein super Burger und als Beilage hatte Kai einen Seafood-Chowder und ich eine Butternut Suppe! Beste Entscheidung die Lobster Galley die Touri-Durchschleuse sein zu lassen, die sie ist und hierher zu fahren! Was ein grandioser Abend! Großes Danke an unsere tolle Kellnerin, die das Essen so möglich gemacht hat!
Anschließend noch ein wenig auf dem Pier spaziert, Fotos der beleuchteten Schiffe und Häuser gemacht und Sterne geguckt und dann haben wir uns mal das Tagebuch vorgenommen. Hier waren wir ein wenig im Rückstand, aber nun sind wir wieder so gut wie up to date und morgen geht es endlich auf den Skyline Trail! Das wird großartig!
Bis morgen!
Cheers,
Kat
Tag 14 - Samstag, 27. September 2025 - Touch the Sky in Nova Scotia
Nachdem wir uns an unserem ersten Tag auf dem Cabot Trail dazu entschlossen hatten, den Skyline Trail auszulassen, gestern der Tag ziemlich grau und teilweise verregnet war, sollte es heute endlich so weit sein. Schon vor der Reise habe ich so viele Bilder und Videos vom Skyline Trail gesehen und mich schockverliebt. Heute ist also der Tag der Tage!
Wir starteten ganz entspannt in den Tag, da die Sonne erst mittags auf dieser Seite ankommen würde. Und genau das wollten sie natürlich sehen.
Gegen halb elf fuhren wir los auf den Cabot Trail, dieses Mal nicht wie empfohlen, anti-clockwise, um mit der Sonne und immer auf der äußeren Seite zu fahren, diesmal im Uhrzeigersinn, den Rest kannten wir ja schon, gell.
Gefrühstückt wurde beim The Dancing Goat, eine der unzähligen Empfehlungen, die ich bereits über das Jahr gesammelt hatte. Super lecker! Absolute Empfehlung und ordentlich Betrieb, was ja immer für das Lokal spricht.
Am Gate zum Nationalpark kauften wir brav unser Tagesticket und fragten mal, was der Hinweis “Expect Skyline Trail to be closed” wohl meint. Wenn zu viele Menschen dort parken und auf dem Trail unterwegs sind, wird er geschlossen, kann aber später wie geöffnet werden. Aktuell ist er übrigens zu. Na da! Na gut, dann drücken wir mal die Däumchen und fahren straight durch. Und was soll ich euch sagen, der Trail war wirklich zu. Die Enttäuschung kickte rein wie ein Tritt in den Magen. Echt jetzt? Da komm ich aus Deutschland hergeflogen, eines meiner absoluten Highlights ist dieser Trail und jetzt ist er zu? Ach man, warum sind wir ihn nicht doch vorgestern schon gegangen? Meine Laune sackte von jetzt auf gleich in den Keller ab. Was für ein MIst.
Okay, dann erstmal nach Pleasant Bay, da ist ein Whale Interpretive Center. Wir schauen uns das an und fahren dann noch mal zum Trail. Das Center war ca. 15 Minuten entfernt und… Trommelwirbel… auch zu, weil sie an dem Tag kein Personal hatten. For fucks sake…
Nun gut, dann machen wir lustige Fotos mit der am Wasser stehenden Buckelwal Plastikflosse und vertrödeln etwas Zeit am Wasser, wo die Wellen durch den Wind schon ganz ordentlich an die Brandung klatschten.
Dann schauen wir mal, wie es jetzt ist. Neues Spiel, neues Glück. Ich hatte echt ein doofes Gefühl. Kai, der alte Zuversichtler summte vor sich hin und meinte, der ist jetzt sicher auf. Und am ersten Häuschen stand immer noch “Closed” aber die Einfahrt war nicht mehr gesperrt! Ich hatte schon fast abgeschlossen, als Kai rief. “Der ist offen!” Woooohooooo! Wie geil!
Beim Reinfahren durften wir unseren Tagespass zeigen, den wir ja heute hatten ;) und ich rief vor Freude: “Yeah we made it!” und die Parks Board Mitarbeiterin freute sich, glaube ich mit uns, dass wir uns so freuten.
Trotz Warnung vor Bären und Elchen entschieden wir uns für die große Runde, knapp 8,5 km.
Ein wunderschöner Wanderweg auf dem Plateau des Berges, dessen Namen wir nicht wissen.
Der bekannte Teil geht über einen Boardwalk (und ich sage es zum Millionsten Mal: ICH LIEBE BOARDWALKS) ein ganzes Stück nach unten und man hat eine fantastische Aussicht über das Meer, den Cabot Trail, wie er sich um den Berg schlängelt und, wenn man zur rechten Zeit da ist: die goldene Sonne! Fantastisch! Wunderschön! Wir hätten Stunden dort verbringen können.
Der Teil des Weges war natürlich ordentlich voll, denn die meisten Menschen gingen nur das kurze Stück. Die wunderschöne große Runde ließen sie aus, aber dafür hatten wir es hier um so ruhiger. Und genossen es in vollen Zügen.
Wir saugten noch ein wenig die Atmosphäre auf dem Boardwalk mit seinen spektakulären Aussichten und dem dazu passenden dramatischen Himmel in uns auf und machten uns dann langsam auf den Rückweg, denn vor uns lagen noch ein paar Kilometer zu fahren, und wir mußten noch unser Abendessen jagen. Aber dafür hatten wir schon eine Idee. Vorgestern sind wir schon dran vorbei gefahren. Heute Morgen auch wieder.
Wir wunderten uns, dass uns auf dem Rückweg Massen an Leuten entgegenkamen, die offensichtlich den Sundowner genießen wollten.
Am Parkplatz angekommen, lösten wir das Rätsel: Um die Uhrzeit gab es keine Kontrollen mehr. Okay, das ist gut zu wissen, wenn man tagsüber keine Möglichkeit dazu hat, kann man abends hin.
Auf dem Rückweg machen wir Halt an einem Ort wie im Bilderbuch mit dem poetischen Namen 15771 (ist die offizielle Bezeichnung dieser Ministrasse. Ordnung muss sein): Stacks guckten aus dem Wasser, Wellen klatschten dramatisch an die Steine und die Sonne ging gerade unter. Das sind die Momente, in denen wir so dankbar dafür sind, flexibel zu sein und an keine Zeiten gebunden zu sein.
Ein paar Kilometer weiter hielten wir in Cheticamp beim Doryman Pub. Die Schilder hatten wir vorgestern schon auf dem Trail gesehen und wollten ihn heute ausprobieren.
Für mich gab es einen Burger und für Kai ein Clubhouse Sandwich. Beides hat gut geschmeckt und das Lokal war bestens besucht. Um 21 Uhr würde hier die Live Musik mit “Rising Tide” anfangen. So gerne wir das miterlebt hätten, aber das war ein wenig spät für uns, also fuhren wir im Dunkeln zurück zum Motel, ohne auch nur ein (großes) Tier gesehen zu haben. Es hat wohl nicht sein sollen.
Kai hat uns sicher zur Unterkunft gebracht, als im Doryman gerade die Party startete, wo wir hundemüde in die Federn fielen.
Gute Nacht,
Kat
Tag 15 - Sonntag, 28. September 2025 - Adios Cape Breton!
Neuer Tag, neues Abenteuer: Für uns ging es heute leider runter von Cape Breton Island nach Pictou.
Von Vince, dem Motelbetreiber, wurden wir super nett verabschiedet und wir ließen noch einen unserer Aufkleber am Schild des "Cabot Trail” direkt vor dem Motel, quasi die 2025er Variante von “I was here", nur mit mehr Stil.
Wir fuhren doch noch ein paar Kilometer auf dem Cabot Trail. Im Red Barn erstand ich noch eine karierte Mütze und hielten am Lake O’Law. Hier haben wir nett nachgefragt, ob wir unsere Drohne steigen lassen dürften, denn wir wollten einmal die Herbstfarben von oben einfangen.
Die nette Dame, die wartend in einem Schuppen hockte, wusste zwar nicht, warum sie das nun entscheiden sollte, hatte aber auch nichts dagegen und guckte interessiert zu.
Mozzie und Kai waren happy, dass sie spielen durften und ich genoss die Stille am See. Win Win würde ich sagen! Und Kai wird immer besser im Umgang mit der Drohne! Ach was freue ich mich auf die Aufnahmen. Prompt wurde er wieder von blutrünstigen, fliegenden Wegelagerern attackiert.
Am Abzweig nach Inverness hieß es endgültig Goodbye Cabot Trail, aber im Co-Op gab es Blueberry Pie und Blaubeer-Muffins und die Tränen der Trauer trockneten relativ schnell.
Das Städtchen Inverness hatten wir irgendwie anders in Erinnerung, ach stimmt, das war ja in Schottland und nicht hier. Touché. Wir fuhren durch. Städte in Kanada sind tatsächlich nicht wirklich spektakulär, es sei denn sie heißen Vancouver, aber der Strand war wirklich schön. Und Vince sagte uns, dass wäre der einzige Strand weit und breit mit Sanddünen! Ein wenig wie in Holland oder Dänemark. Super schön! Hier blieben wir eine Weile und ich musste natürlich wieder mit den Füßen ins Meer. Scheiße war das kalt! Hier kriegt man Eisbein frei Haus.
Noch fix ein Foto am Ortsschild und penibel darauf geachtet, dass wir keine Steine anfassen, wir wollten ja nicht irgendwo im 18. Jahrhundert bei den Highlandern landen. Obwohl, wenn sie Jamie Fraser heißen, könnte man vielleicht darüber reden….
Next Stop Glenora Distillery, die erste Single Malt Distillery in Canada. Wir fühlten uns direkt nach Schottland verpflanzt. Wir schauten uns ein wenig auf dem Gelände um, und ich kaufte - typisch für einen Whisky Distillery - ein Kochbuch für Gerichte mit Maple Sirup.
Dann hieß es erstmal ein paar Kilometer machen, bis wir das Ortsschild Antigonish lesen: “The Heart of the Highlands!”. Dann lass uns doch mal schauen, ob wir hier Highlander finden.
Wir fanden Kinder mit Rollern, alte Ladies, die mürrisch aus hübschen Oldtimern schielten, aber keine Kilt tragenden Highlander. Vortäuschung falscher Tatsachen würde ich sagen. Vielleicht auch gut so. Dunnotar Castle sag ich nur.
Aber: Wir fanden Futter, Benzin und Bargeld, ist ja auch was, oder? Dann weiter den Highway 104 in Richtung New Glasgow, und weiter bis Pictou.
Unser Motel war ziemlich abgerockt im Gegensatz zu all den schönen Unterkünften, die wir jetzt auf der Reise hatten, aber wird es wohl für zwei Nächte tun. Man so scheiße sah das doch auf den Bildern gar nicht aus, aber dieser Geruch nach Chlor machte mich wahnsinnig. Tja, da hat die Reiseleitung bei der Planung wohl mal verkackt. Hoffe, Kai ist mir nicht böse (Nein, ist er nicht!). Zum Glück war es soweit sauber. Aber lange würde ich es hier tatsächlich nicht aushalten.
Ab jetzt erstmal raus hier, mal sehen, was Pictou so zu bieten hat. Unser Lieblings-Youtuber aus Schottland war ja so angetan von Pictou, aber Steve hat manchmal auch seltsame Ansichten. Es ist ein kleines süßes Städtchen, welches durchaus alte Steinhäuser hat, die absolut schottisch aussehen und eine Waterfront, die gerade in der Entstehung ist. Aber viele Gebäude scheinen leer zu stehen, Läden leer und zu. Es ist, als ob Pictou gerade aus dem touristischen Dornröschenschlaf erweckt wird. Der erste kleine Abschnitt der neuen Waterfront ist schon fertig und lässt erahnen, wie schön das wird, wenn es fertig ist. Aktuell wird überall gewerkelt. In zwei, drei Jahren wird man das wahrscheinlich nicht mehr wiedererkennen. Das Hector Heritage Building sieht schon mal fertig aus. Leider war es zu. Die Hector selber war ein relativ kleines Segelschiff mit dem am 15. September 1773 an dieser Stelle 189 schottische Siedler ankamen und zu siedeln anfingen. Der Segler wird gerade in Originalgröße nachgebaut und liegt noch ohne Masten, Bugspriet und Takelage an einem Kai. Voll getakelt sah es schon größer aus. Aber wenn man sich vorstellt, 189 Siedler, jede Menge Viecher, Vorräte, Crew, Ausrüstung und und und auf dem kleinen Kahn über den Atlantik. Meine Güte! Respekt vor allen, die das damals mitgemacht haben.
Uns war nun erstmal nach Abendessen: Im Nook&Cranny gab es einen Bison Burger für mich und einen BBQ Bacon & Cheeseburger für Kai. Beides schmeckte sehr gut.
Anschließend sind noch ein paar Bilder des Sternenhimmels gemacht worden und Kai ist auf dem Rückweg einmal verkehrt in eine Einbahnstrasse gefahren, dann war Feierabend für uns!
Guts Nächtle,
Kat
Tag 16 - Montag, 29. September 2025 - Rund um Pictou, drüber raus und wieder zurück
Die Nacht war…okay. Im Bad demolierte Kathy erstmal die baufällige Dusche und hatte den Duschkopf in der Hand, die ich wieder ein- und die Dusche wieder in Gang setzte. Dann hatten wir Hunger und wollten frühstücken. DAS sollte sich als schwieriger als angenommen erweisen. Wir fuhren zu Sobey’s, aber hatten hier wieder das Problem, das die einfach nicht draufschreiben, was in den Sandwiches drin ist. Also wieder mit meinem, unterdessen dezent meckernden, Hangrybird raus. Wir finden sicher was unterwegs. Die tatsächlich einzige Möglichkeit, eine Lodge, serviert kein Frühstück. Gibt’s in Pictou oder New Glasgow, sagte die nette Dame. Okay, okay, okay, dann wieder fix zurück zum Start, bevor ich mit meiner Rübe als Kühlerfigur ende. Kathy braucht jetzt Kaffee, sonst wird’s gefährlich. In Pictou wurde nicht lange gefackelt, sondern zum allseits beliebten Tim Horton’s gefahren. Es…nunja, sättigte, aber einen Bagel mit Ei, Speck und Käse geschmacksneutral hinzubekommen. Ganz ehrlich Respekt, das muss man erstmal hinkriegen. Egal. Kaffee intus wurde die Laune bei ihr besser und wir legten Tagesstart No. 2 hin. Es ging nach Karibou Island, einer Halbinsel, die sich nördlich von Pictou an der Küste entlang zog. Am Lighthouse, wo auch sonst, parkten wir und spazierten durch die trockengelegte Gezeitenzone. Wir beobachteten Robben und die uns, sahen der Prince Edward Island Fähre bei der Abfahrt zu und sahen wahrscheinlich Delphine oder kleine Wale. Aber nur kurz. Immerhin! Besser als jede Waltour ab Lunenburg!
Entlang der Küste fuhren wir zurück und stoppten an interessanten und schönen Stellen. Leider war es zu windig für Mozzie, also blieb sie im Hangar. Nach diversen Stränden entschieden wir uns, nach New Glasgow zu fahren und uns dort umzusehen. Tja, wat soll ich sagen. War net so doll. Brücke mit Namen drauf, mal links und rechts geguckt. Jupp, reicht. Und jetzt? Kathy lotste mich nach Sinclair Island, wo wir am Strand auf Felsen rumkletterten. Danach ging es zum Powell’s Point Provincial Park. Kleiner Park, schöne Aussicht, rabiate Stechviecher, geplagter Kai, schnief. Ach ja, zwischendurch suchten wir mal wieder eine 1st Nation, aber die haben anscheinend kein Interesse ihre Kultur zu präsentieren, oder wir suchen am falschen Platz. Die könnten so viel aus ihrer Geschichte und Kultur machen.
Kurz vor New Glasgow hielten wir auf der Rückfahrt am Trenton Park. Ist eine hübsch gemachte Parkanlage mit Schwimmbad, Spielplatz, mörderisch langen Trails von knapp anderthalb Kilometern und einem Zerstörergeschütz aus dem 2. Weltkrieg als Denkmal. Der Rest von dem Kahn ist wahrscheinlich schon Eisenbahngleise oder andere nützliche Dinge. Wir stoppten kurz an unserer Bruchb…Motel und holten das Backgammon Spiel, denn Kathy hatte die gute Idee, an die Waterfront zu fahren und dort bei bestem Wetter ein paar gepflegte Partien zu spielen. Hat anscheinend Blut geleckt, wenn auch momentan noch der Boden mit ihr gewischt wird. Aber das wird besser! Wir fanden zwei typische Kanada-Holzstühle und spielten Backgammon, während im kleinen Hafenbecken neben uns ein Junge Godzilla für Krabben spielte und jeden Stein dreimal umdrehte, um den Krabben einen Herzkapser zu kredenzen und die armen Viecher einzukassieren. Nachdem Kathy dreimal abserviert wurde und einmal grandios gewonnen hatte, packten wir zusammen und schlenderten wieder zum Nook&Cranny für das Abendessen. Überhaupt war hier heute schon Einiges mehr los, als am Sonntag, wo alles wie ausgestorben war. Kathy ass noch einmal den Bisonburger (ohne Hörner) und ich gebratenen Haddock (Fisch) mit Wildreis und Gemüse während die Sonne farbenfroh unterging. Beides war wieder prima. Satt und happy ging es zurück. Einmal schlafen, dann ist das hier auch erledigt.
In diesem Sinne.
Gut’s Nächtle!
Kai
Tag 17 - Dienstag, 30. September 2025 - Bay of Fundy vom Feinsten
Nach einer ungemütlichen Nacht, in der Kathy kaum geschlafen und Horrorgeschichten in Form von Bewertungen des nächsten Motels gelesen hatte, wurde da spontan umgebucht. Bruchbude 2.0 storniert, dafür im Best Western Glengarry in Truro ein schönes Doppelzimmer für zwei Nächte gebucht. Es gibt sogar Frühstück inklusive und Pool samt Whirlpool. Prima. Keine Katastrophe mit Ankündigung, sondern was Schönes.
So entspannt entschieden wir uns, den kleinen Hopser nach Truro direkt zu fahren und dort zu frühstücken. Nach nicht einmal einer Stunde waren wir schon da. Ja, das hier ist die kleinste Etappe unserer Reise und wir sind jetzt richtig im Indian Summer angekommen. Die Wälder leuchten so wunderschön in Rot- , Orange- und Gelbtönen, es ist eine wahre Pracht. Im Stacked wurde gefrühstückt. Die etwas begriffsstutzige, aber freundliche Kellnerin war da nur ein kleines Hindernis. Das Frühstück war so mächtig, das reichte uns beiden bis zum Abendessen. Lecker war es dazu auch noch. Was will man mehr? Ach ja, da gibt's was. Wir wollten endlich orange T-shirts finden. Schließlich war heute schon der Reconciliation-Tag, wo man den unmenschlichen Verbrechen an den Kindern in den staatlich/kirchlichen Schulen gedachte. Aber leider fanden wir weder im Dollarama noch im Walmart Center welche und denen, die welche trugen, konnten wir sie ja schlecht abnehmen. Dafür fanden wir aber ein paar sehr gemütliche Sachen für die Herbst/Winter-Saison. Das ist doch auch was, oder?
Jetzt ruft uns die Bay of Fundy. Wir fingen an der Fundy Discovery Site in Truro selber an. Dort bewunderten wir massig Gänse, Enten und… braunen Matsch. Ist gerade Ebbe, das Wasser irgendwo, nur nicht hier. Im Visitor Center fragten wir nach interessanten Punkten. Wenn wir jetzt sofort und auf der Stelle losfahren würden, könnten wir im Five Island Provincial Park auf dem Meeresboden wandern und Klippen von unten bewundern. Okidoki, kein Problem. Der netten Dame die angesabberte Karte entrissen und mit quietschenden Reifen los gebrettert. Nein, wir nahmen natürlich eine schnuffifrische Karte und fuhren gesittet eine knappe Stunde an der fast wasserfreien Bay of Fundy entlang, bis wir im Provincial Park ankamen. Dort das Auto geparkt und ab ging’s auf den Meeresboden.
Was! Für! Ein! Panorama!
Diese Riesenbucht wasserfrei zu erleben, auf dem rotsandingen Meeresboden spazieren zu gehen und dabei die gewaltigen Klippen zu bewundern, das ist schon ein einmaliges Erlebnis. Allerlei Leute waren hier unterwegs. Eine Frau buddelte den Boden, auf der Suche nach Muscheln, rabiat mit einer Gartenhacke um. Möwen, die sich ihren Anteil erhofften (Meins! Meins!) saßen drumrum. Andere - Menschen, nicht Möwen - donnerten mit ATVs herum. Wir liefen entspannt an der Felsküste entlang zum Two Hour Rock, der eine Landspitze und charakteristische Landmarke formt. Um die Ecke sieht man dann wunderbar die grau-roten “Old Wife"-Klippen. Warum sie so heißen? Keine Ahnung. Fragt den, der die benannt hat. hat sich sicher was dabei gedacht, vermute ich. Sieht aber spektakulär aus. Genauso spektakulär ist an der Stelle der Wind, der einen bei Unachtsamkeit glatt von den Felsen weht. Gut, dass die Mützen fest saßen! Da die Flut sichtbar und relativ zügig loslegte, gingen wir wieder zurück. Ich sammelte unterwegs tatsächlich das Stück eines Fundy Achates und ein paar andere schöne Steinchen ein. Kann da nicht widerstehen. Wie ich die heimkriege? Schaun mer mal. Kathy sammelte Impressionen. Am Auto wieder angekommen, sahen wir von oben, wie schnell und weit die Flut tatsächlich schon wieder alles überschwemmt hatte. Wehe denen, die sich zu weit ins Gezeitenbecken raus, oder auf eine der bei Ebbe zu Fuß erreichbaren Inselchen wagen. Viel Spaß, nächste Ebbe in zwölf Stunden!
Wir entschieden jetzt zurück zu fahren und ins Hotel einzuchecken. Der nette Empfangsmitarbeiter upgradete uns in die nächstbeste Kategorie und uns gehört die nächsten zwei Tage ein sehr großes, sehr sauberes und sehr bequemes Zimmer. Wir richteten uns ein und dann ging es in den Pool/Hot Tub zum Entspannen und Einweichen. Kathy absolvierte ein paar Bahnen im Pool, ich weichte derweil weiter ein.
Das Abendessen fiel auf das hoteleigene Restaurant und war super. Kathy hatte honigglasierten Lachs mit Gemüse und Fries, ich einen Pulled-Pork Burger mit Caesar Salad.
Jetzt ist das Tagebuch auf den aktuellen Stand geschrieben, Kathy schläft schon im seeehr bequemen Bett und ich mache jetzt hier Schluss. Morgen gibt’s die große Runde am Nordufer der Bay of Fundy.
In diesem Sinne!
Cheers,
Kai
Tag 18 - Mittwoch, 01. Oktober 2025 - Bay of Fundy, vom Sommer in den Spätherbst in ein paar Stunden
Schon vor 7 Uhr und dem Wecker waren wir wach. Heute stehen ordentlich Strecke und Programm entlang der Nordküste der Bay of Fundy an. Gestern waren wir bis Five Islands Provincial Park gekommen. Heute geht's darüber hinaus. Sehr weit darüber hinaus!
Die Super Dusche war nach den ganzen Dröbbeldingern endlich mal eine mit Druck und eine richtige Wohltat! Schnuffifrisch ging es nach unten ins Restaurant. Frühstück! Kein Rumgesuche, wo man was kriegt. Nein, direkt und jede Menge. Es gab Müsli, O-Saft, Kaffee und frische Omeletts und hat sehr gut geschmeckt.
Frisch gestärkt ging es dann los. Draußen das Auto geweckt und dann erstmal tanken und "flipping the bird" to the Bruchbude gegenüber. Nachdem das erledigt war, ging es zur nächsten Scotiabank Geld holen. Finanziell wieder solide unterwegs, fuhren wir jetzt direkt durch bis nach Parrsboro. Zwischendurch stoppten wir kurz und ließen Mozzie aus dem Hangar und über die spätsommerliche Landschaft düsen. In Parrsboro wurden im Fundy Geolocial Museum Tatsache endlich zwei orange T-Shirts mit sehr schönem Motiv drauf und ein mit 1st Nation Kunst verzierter Geldbeutel für Kathy erstanden. Draußen auf einem Schild vor dem Museum, das wir nicht besuchten, wurde mit meinen brillenverstärkten Adleraugen das spontane nächste Ziel entdeckt. Da geht's unbedingt hin, denn das Bild sieht großartig aus.
Cape D’Or Lighthouse Point, hieß das Plätzchen und versteckt sich hinter einer frisch geschobenen Schotterpiste, was unseren Trailblazer ganz schön hin und her hoppern ließ, Kathy Muffensausen verpasste und ihren Instant-Milkshake ordentlich durchshakte. Dafür wurden wir dann am Ziel angekommen mit einem wunderbaren Panorama über die Bay of Fundy und die gewaltigen Basaltklippen belohnt. Auf der anderen Seite der Bay regnete es und wir standen in der warmen Sonne und freuten uns, das er dort drüben war. Little did we know, was der Tag für uns noch in petto hat. Auf dem Hin- und Rückweg zum Auto wurden wir von energisch knatternden Grashüpfern begleitet, die die steile Schotterstraße zum Parkplatz für sich beanspruchen. Im Windschatten der Klippenküste war es richtig heiß, so knallte die Sonne da rein, das die Jacken wieder ausgezogen wurden. Unten am Lighthouse war der Wind schon kalt gewesen.
Wir hoppelten zurück zur Teerstraße und fuhren das kurze Stück weiter nach Advocate Harbour, um dort Mozzie spontan über das leere Gezeitenbecken und die “gestrandeten" Boote surren zu lassen. Die Aufnahmen sind echt schön geworden. Von da aus war eigentlich die “The Three Sisters" -Formation an der Küste angedacht. Erst scheiterte es am blockierten direkten Weg vom Cape Chignecto Provincial Park dorthin, dann am einsetzenden regnerisch-stürmischen Wetter und der zu wandernden Distanz. Über Apple River fuhren wir eine lange Schotterpiste entlang der beeindruckenden Küste zum Tagesparkplatz, den es dort tatsächlich gibt. Aber statt der gedachten 400 Meter zum Aussichtspunkt, waren es fast vier Kilometer. Da wir noch ein bisschen Programm vor uns hatten, entschieden wir uns dagegen. Auf dem Rückweg entdeckten wir einen einzelnen Präriehund, den wir natürlich eingehend bewunderten, während der sich wunderte, was wir eigentlich von ihm wollten. Kurz danach stand auch noch ein junger White-tailed Deer auf dem Weg und hatte genug Mumm, sich knipsen zu lassen, bevor er sich ins Dickicht verdünnisierte.
Zurück auf der Teerstrasse, die man so auch locker in einem Erlebnispark als Achterbahn finden könnte, ging es am Raven Head Wilderness Area entlang. Eigentlich wäre das der nächste Programmpunkt gewesen, aber da ging es anscheinend nicht rein, oder da, wo wir nicht waren. Dafür suchten wir nach einem Plätzchen, um vielleicht Mozzie nochmal fliegen zu lassen. Aber der stramme Wind und auch der immer wieder einsetzende Regen machten dem Plan einen finalen Strich durch die Rechnung. Riskieren wollten wir aber auch nix. Also Klappe zu für die Drohne für heute.
In Joggins stoppten wir am Fossile Cliffs and Centre. In Regenjacken und -hose (Kathy) ging es hinunter auf den Klippenstrand, wo man sprichwörtlich zwischen den Gesteinsschichten herumwandert, die hier aus dem Strand auftauchen, und nach Fossilien suchen kann. Ganz wichtig, nur gucken und anfassen, NICHTS mitnehmen. Egal was! Lange hielt es uns nicht auf dem kalten windgepeitschten Strand und wir gingen wieder zurück. Denn jetzt stand ein besonderer Punkt auf dem Programm. Wir fuhren nach Fort Cumberland in…New Brunswick. Ja, eine weitere Provinz wurde zumindest am Rand besucht. Dramatischer Himmel und die Reste eines Forts, um das sich damals natürlich wieder Franzosen und Tommies gekloppt haben, bildeten den Rahmen für die kurze Stippvisite. An der großen Raststätte am Trans-Canada Highway holten wir uns ein Sandwich, da uns beiden der Magen schon zwischen den Zehen hing.
Jetzt aber zurück nach Truro. Immer wieder Regen, Regenbögen, große Trucks und dramatischer Himmel waren bei der einstündigen Rückfahrt die Begleiter. Im Hotel ging es direkt ins Restaurant. Für mich heute den anderen Burger und für Kathy ein sehr gutes Steak. Beides wieder sehr gut. Kathy schwamm dann noch ein paar Runden, während ich das hier zusammentippe. Viel Spaß beim Lesen. Morgen geht's zurück nach Halifax. Der letzte volle Tag steht an.
In diesem Sinne…
Cheers
Kai
Tag 19 - Donnerstag, 02. Oktober 2025 - Bay of Fundy heute die südliche Küste und mal den Grundbesitz inspizieren
Um 7Uhr klingelte uns der Wecker aus dem Schlummer. Nach dem wieder guten Frühstück hieß es heute Abschied nehmen vom superbequemen Zimmer. Aber da wir die Unterkunft in Halifax ja schon kennen, war das nicht so schlimm, wie bei der letzten Reise, als wir die wunderschöne Unterkunft in Tofino verließen und dann zwei Nächte im Hostel des Grauens hausten. Aber das ist eine andere Geschichte und wird woanders erzählt.
Wir absolvierten das übliche Prozedere aus Tanken, was für Sandwichs für unterwegs einkaufen und dachten endlich tatsächlich daran, Briefmarken für die Postkarten zu kaufen. Tja, es soll aber wohl nicht sein, das die Dinger mal mit kanadischen Briefmarken über den Atlantik fliegen. Dieses Mal streikt die kanadische Post. Wir können zwar Briefmarken kaufen, aber nix versenden. Wir haben es wirklich versucht. Ganz ehrlich. Also gut, dann jetzt aber los. Die Strecke ist heute nicht allzu lang, aber das Programm doch wieder reichhaltig.
Der erste Stopp war am Tidal Bore Interpretive Center. Das war ein kleines Häuschen voller Informationen über die höchsten Gezeitenunterschiede weltweit in der Bay of Fundy und wie es dazu kommt. Am Fluss, der mit der Bay verbunden ist, kann man auf einen hohen Steg laufen und sich Wasser angucken, wie es entweder verduftet, oder wieder zurückkommt. Scherz beiseite, wenn es passt, kann man die dann tatsächlich reinrauschende Flutwelle beobachten, auf der sogar ganz abenteuerliche Personen eine Raftingtour machen können. Es war gerade auslaufende Ebbe, was nicht sooo spektakulär war, aber man konnte schon mit bloßem Augen sehen, was für eine starke Strömung da war. Mozzie durfte hier starten, da sowohl das Center als auch das Wetter mitspielten. Ab mit der Drohne, den spektakulären Indian Summer einfangen. Das klappte so gut, dass wir das vom Parkplatz aus gleich nochmal machten. Kathy hatte zwischendurch Bammel, das ein kreisender Fischadler es vielleicht auf Mozzie abgesehen haben könnte, aber der war an dem wild surrenden Ding nicht interessiert.
Wir fuhren weiter entlang der südlichen Küste zum nächsten Stopp, den wir nur durch Zufall überhaupt entdeckt hatten. Und wenn wir den verpasst hätten. Wir hätten uns zu Hause schwarz geärgert, wenn erst da gemerkt hätten, was sich hinter den Worten Burntcoat Head Spektakuläres verbirgt. Vom Parkplatz aus läuft durch einen kleinen hübschen Park, bis man vor drei Schildern steht. Leuchtturm, gut, haben wir schon ein paar gesehen unterdessen. Viewpoint, joa, mal später schauen. Aber das dritte war unser Ziel. Ocean Floor!
Über eine Treppe gelangt man da hin, begleitet von Worten, das man hier ertrinken kann oder von herabstürzenden Felsen, Bäumen und anderen netten Dingen erschlagen werden kann. Prima…aber nein danke! Dann der erste Ausblick, der war schon ein Wow. Hier ist der Gezeitenunterschied am höchsten in der ganzen Bucht. Und da gerade fast schon der tiefste Ebbepunkt erreicht ist, schaut man auf den freiliegenden Ozeanboden und auf ein kleine Felseninsel, deren Klippen 10-15 Meter über einem aufragen. Garniert mit Wald drauf, sieht das fantastisch aus. Unten angekommen dann der Rundblick mit anschließendem Kinn-wieder-hoch-kurbeln, denn es nicht nur diese Felseninsel. Nein, der ganze Küstenabschnitt besteht hier aus diesen riesigen Klippen und überall noch mehr dieser Inseln, Flower Pot Islands genannt. Man kommt sich vor, wie in einem Steingarten für Riesen. Wäre es einer der alten Sindbadfilme, käme hinter der nächsten Biegung ein riesiges Monster raus. Naa? Wer kennt die Filme noch? Wir waren hellauf begeistert und wanderten zwischen den Klippen herum und versuchten, das gewaltige Panorama in passende Bilder zu fassen. Dann die Erkenntnis. Moment mal, das ist hier weder ein National, noch ein Provincial Park!!! Also raus mit Mozzie und ab nach oben. Wir waren erst ein wenig skeptisch, ob die zahlreichen herumwanderten Besucher sich eventuell echauffieren, aber niemand meldete sich. Wunderbar. Wir wanderten weiter an der Küste entlang und meine Güte, das geht ja so beeindruckend immer weiter. Das schaffen wir gar nicht. Also versuchte Mozzie soviel wie möglich der großartigen Szenerie einzufangen, was, glaub ich, ganz gut gelungen ist. Nach zwei Stunden, stiefelten wir die Treppe wieder hoch und nutzten die Reinigungsstation für eingesautes Schuhwerk. Also ich, Kathy nicht. Sie hatte Bammel, statt die Schuhe zu reinigen, sich diese erfolgreich zu fluten.
Jetzt inspizierten wir noch den Leuchtturm, wo man bis in die Spitze hoch kann und den Blick nach unten in die großen Gezeitenbecken hat. War aber ziemlich heiß da oben. Ein Hüngerchen meldete sich und wir nutzten die Picknicktische und machten uns frische Sandwiches. Das fiel sofort der ansässigen Streifenhörnchenpopulation auf, die immer frecher näher kamen, um zu inspizieren, was wir da mit Sicherheit Leckeres hatten. Zuerst nur um die Füße, waren sie kurz darauf auf dem Tisch und wollten auch mal in unsere Futtertüte gucken. Putzige kleine Hektiker, die uns ganz schön auf Trab hielten unsere angebotene Gurke allerdings ablehnten.
Frisch gestärkt, ging es weiter, denn jetzt steht ein besonderer Punkt auf dem Programm, den wir dachten, niemals umsetzen können zu können. Vor ein paar Jahren hat mir Kathy zu Weihnachten ein Stück Land in Kanada geschenkt. Yep, Grundbesitz! Mein Land, Kai-Land. Staatlich bestätigt und mit Urkunde, die stolz zu Hause an der Wand hängt. Über die Größe kann man jetzt schweigen…okay, okay, okay, ein Quadratmeter klingt nicht nach viel, aber hey, es gehört mir. 🥳😆
Und das Gute, das liegt auf dem Weg nach Halifax. Also fahren wir bis zum Kempt Quarry, da in der Urkunde der Zugang jederzeit garantiert wird. Wir sind neugierig, wie die das bewerkstelligen. Am Abzweig steht dann das Schild Kempt Quarry Recreation Site. Aha! Ein kleiner Park also. Prima, dem Fahne hissen wieder ein Stück näher. Der Quarry ist ein ehemaliger Quarzsteinbruch, der geflutet wurde und jetzt ein richtig hübsches Fleckchen ist. Laut den Koordinaten ist Kai-Land irgendwo hinter dem See, also lassen wir doch mal Mozzie schauen, was da so ist. Wald, ziemlich dicht sogar. Der kleine Rundweg um den See samt Abstecher ins Gekröse brachte dann Gewissheit. An meinen Quadratmeter kommen wir gar nicht ran. Kein Flagge hissen (die ich gar nicht dabei hatte), keine baulichen Maßnahmen (die gar nicht gestattet sind). Aber hey! Geiler Scheiß ist das schon und wir fanden es beide sehr unterhaltsam, fast dran gewesen zu sein. Zurück am Auto ließ ich Mozzie für eine spektakuläre Verfolgungsjagd hinter Kathy im Auto hinterherfliegen. DIE Nummer wäre beinahe im Desaster geendet, denn am Wendepunkt an der Straße riss der Kontakt vom Controller zur Drohne ab. Ich rannte los, wie ein Wiesel, aber dann fiel mir ein. Stürzt ja gar nicht ab, die hovert dann, bis man wieder nah genug dran ist. Puh, mei Nerve! Die Aufnahme sieht dafür richtig gut aus.
Jetzt wollten wir bis nach Halifax durchziehen, denn in der Unterkunft, in der wir bei der Ankunft schon nächtigten, stehen eine große Waschmaschine und Trockner. Alles versiffte wird blitzesauber nach Hause fliegen. Mal was anderes, als der sonst übliche Waschmarathon. Im Quartier räumten wir das Auto komplett aus und dann ging das große Sortieren los. Wäsche sortierte Kathy, den Berg an Broschüren, Flyern und Karten mistete ich aus und beide Koffer wurden komplett neu gepackt für morgen Abend. Als die zweite Maschine dann lief, fuhren wir was essen denn es wurde langsam spät und die Nacht wird verdammt kurz werden.
Futterplatz Plan A fiel wegen Wartezeit von über einer Stunde ins Wasser, ist aber eine tolle Location. Namen hab ich vergessen. Ich tipp das grad im Flieger und kann Kathy, die schläft nicht fragen. Irgendwas mit Narrows (The Narrows Public House). Plan B war dann die Pizzeria Salvatore's knapp um die Ecke. Und das war eine gute Wahl, denn die kanadische Interpretation einer traditionellen italienischen Pizza war verdammt lecker. Satt ging's zurück und böse Überraschung, die Maschine war gar nicht gelaufen und die Wäsche noch trocken. Na gut, wird es später als gedacht. Wir ließen den kleinen Rest und stopften es in meinen Koffer. Aber das Gros war sauber. Mir fielen irgendwann gegen Zwölf die Augen zu, Kathy erledigte tapfer den Rest.
In diesem Sinne…Gut’s (kurzes) Nächtle
Kai
Tag 20 - Freitag, 03. Oktober 2025 - Final Hooray für diese Reise
Viertel vor fünf waren wir wieder wach. Keiner von uns behauptet, das der Plan ohne Tücken ist, aber wenn man zum Sonnenaufgang am Peggy's Cove Lighthouse Point sein will, DEM Platz auf Nova Scotia für Leuchtturm-Sonnenaufgänge, muss man früh raus aus den überhaupt nicht ausgeschlafenen Federn. Alles ins Auto gepackt, Kaffee für Kathy dabei und ab die Post. Die Fahrt durch die fast erledigte Nacht war unproblematisch und um Viertel vor sieben waren wir am Ziel. Meine Hoffnung, Mozzie um den Leuchtturm kreisend, den Sonnenaufgang filmen zu lassen, zerschlug sich, denn es wehte eine steife Brise. Und eine saukalte noch dazu. 7 Grad mit Wind ließ uns bibbernd am Leuchtturm warten, bis die Sonne pünktlich um 7:15 Uhr über den Horizont linste. Auch ohne Drohne wurden es schöne Fotos und Videos. Und das Beste? Bis auf 2-3 andere klappernde Verrückte, waren wir da komplett alleine. Zwei Stunden später sah das ganz anders aus!
Wir fuhren ein wenig von der direkten Küste weg, denn das ganze Gebiet rund um Peggy's ist wunderschön. Von Gletschern während der Eiszeiten geformtes Gelände, auf denen sich massive glattgeschmiergelte Granitblöcke, kleine Seen und Nadelwald die Klinke in die Hand geben. Hier war es windstill. Also raus aus dem Hangar Mozzie und zwei schöne Runden gedreht.
Wir fuhren zurück zum Leuchtturm, denn um halb neun macht das dortige Konglomerat aus Restaurant, Gift Shop und Toiletten auf und wir hatten Hunger, mussten mal und wollten hier noch ein schönes T-Shirt ergattern. Das Frühstück war lecker, warm und reichhaltig. Da tauten sogar meine…na lassen wir das. Mit vollem Magen durchstöberten wir den sehr großen Gift Shop. Das ist einer der Sorte, was wir net haben, ist auch kein Souvenir. Wir wurden fündig, erwarben jeder ein schönes T-Shirt und gingen raus. Mal sehen, wie jetzt die Lage ist.
Holy Cow! Die Kreuzritter, äh -fahrer fallen ein. Und nicht etwa ein Bus. Nö nö, da kamen SIEBEN Doppeldecker und spuckten ihre fotowütige Fracht aus. Kennt Ihr das, was passiert, wenn man mit einem Stöckchen in einem Ameisenhaufen rumstochert? Jep, so ging’s hier zu. Strammen Schrittes wurde das Areal gestürmt, begleitet von den leidlichen Spielkünsten eines einzelnen kilttragenden Dudelsackspielers, der anscheinend von jeder ehrwürdigen schottischen Melodie nur die erste Strophe kannte. Kitsch und Irrsinn im Quadrat. Für uns hiess das - Nix wie weg!
Wir schauten noch kurz im Visitor Center vorbei, dann gondelten wir entspannt die schöne Küste entlang und stoppten da, wo es uns gefiel. Unser heutiger Plan besteht aus zwei Punkten, okay, eigentlich drei: Peggy's Cove (ist erledigt), Zeit rumkriegen, bis wir zum Flughafen fahren (sind wir dabei) und nicht einschlafen, was verdammt schwer war. Deswegen regelmäßige Stopps und umgucken und zwischendurch die Klimaanlage auf erfrischende Arktiseinstellung. So funktionierte das bis High Noon ganz gut. Dann hatten wir, salopp gesagt, die Schnauze voll und fuhren zum Flughafen. Beide hundemüde und volle Autobahn. Ging aber alles gut. Ein letztes Mal unseren allzeit zuverlässigen Trailblazer aufgetankt und dann mit exakt 4.444 gefahrenen Kilometern wieder bei Hertz abgegeben. Wenn das mal keine Punktlandung ist, dann wissen wir das auch nicht.
Unsere Koffer können wir leider erst um halb vier abgeben. Also schlagen wir die Zeit tot, essen die Sandwiches und daddeln auf dem Handy. Kathy bekam natürlich noch eine Nova Scotia Tasse. Ist ja unterdessen schon Tradition, genauso wie noch Last-Minute Souvenirs. Haben ja bis jetzt kaum was gekauft…hust.
Dann Gepäckaufgabe. Mein Koffer zu schwer Kathys dezent zu leicht. Kurze Anspannung, war aber kein Problem. Die beiden Koffer dann loszuwerden, dafür schon. Die musste man selber auf das Band legen. Nur waren die Sensoren so sensibel/zickig, dass jeder, wir inklusive, mit der Technik haderte, bis endlich beide Koffer in den Untiefen des Flughafens verschwanden und hoffentlich mit nach Deutschland fliegen. Laut Mail-Info sollen sie es (lustigerweise gab es drei Emails für zwei Gepäckstücke). Damit mein voll ausgenutzter Koffer net platzt, bekam er noch einen zweiten Koffergurt spendiert. Dann ging es tatsächlich nochmals zum Gift Shop, denn dort gab es zwei Halifax T-Shirts zum sonst Preis von einem. Und wer sind wir, dass wir sowas ignorieren. Danach durch die Security ohne Probleme und wir waren im Abflugbereich und jetzt galt es noch vier Stunden totzuschlagen, was hier gar nicht so einfach ist, denn es gibt nicht so viel zu gucken auf dem kleinen Flughafen. Aber es gibt einen Shop von Amos Pewter, die hübschen Zinn-Schmuck herstellen. Kathy bekam eine kleine Walflosse für ihre Kette, worüber sie sich sehr freute. Dann begann endlich das Boarding und sofort startete die übliche Shitshow, wenn ein Haufen Deutscher, die eingecheckt sind, Angst haben, nicht an Bord zu kommen. Die Abfertigungscrew tat ihr Bestes, um die nervös scharrenden Deutschen zu managen und wir nebst anderen geduldigen Passagieren grinsten uns eins über den Irrsinn. Dann gingen wir an Bord und, oh Wunder, auch unsere Sitze waren noch frei. Sachen gibt's!
Der Flug war, durch starken Jetstream, eine Stunde kürzer als geplant. Das war auch das einzig Positive, was mir einfällt. Das war mit Abstand das lauteste Flugzeug, mit dem wir bisher geflogen sind. Man verstand sich kaum nebeneinander. Und die Bordverpflegung war ein sehr schlechter Scherz, die vom Kapitän vollmundig als köstlich angepriesen wurde. Kathys veganes Essen war komplett geschmacklos (Kichererbsen mit Kichererbsensalat und trockenem Reis - Essbehinderter kriegen ja immer als erstes was zu essen ;) ), ich habe bei meinem lieber gepasst. Der Knaller war das ebenfalls als köstlich beschriebene Frühstück. Für den normalen Fluggast gab es einen eingetüteten trockenen Muffin, für Kathy als vegane Alternative…eine Banane und einen Apfel. Wir hatten das Gefühl, dass es sogar der Crew peinlich war. Auf keinem Interkontinentalflug hatten wir so miese Verpflegung. Glückwunsch Discover, damit werden wir Euch garantiert nicht mehr buchen.
In Frankfurt angekommen, waren wir froh, da raus zu kommen. Die Anschlusszüge klappten tadellos und in Neu-Anspach erwartete uns schon das bestellte Taxi für die letzten Meter nach Hause. Und dann konnten wir endlich unsere beiden Fellnasen wieder knuddeln, die beide erstmal perplex waren, dass wir plötzlich wieder auftauchten, aber dann aus dem Knuddeln nicht mehr rauskamen. Sie hatten auch keine Chance ☺️.
Damit endete auch diese wunderschöne Reise wieder da, wo sie vor drei Wochen startete.
Jetzt heißt es wieder im Alltag ankommen, das Fotobuch zusammenstellen und Kathy kann es kaum erwarten, den Reisefilm zu bearbeiten.
In diesem Sinne
Over and out for this time!
Bis zur nächsten Reise (vermutlich nach Irland)
Kathy und Kai
Und zu guter Letzt wie immer die Restaurants & Unterkünfte auf unserer Route
Halifax
Unterkunft: Garden City-Private 1BR Full Apt
Gut ausgestattete kleine Wohnung mit allem was man braucht
Sauberkeit: ★★★★☆
Lage: ★★★★☆
Komfort: ★★★☆☆
Ausstattung: ★★★★☆
Restaurant(s):
The Chicken Burger ★★☆☆☆
The Salt Yard - Lucca Cafe Breakfast ★★★★★
The Salt Yard - Smokes Poutinerie ☆☆☆☆☆ (Worst Poutine E-V-E-R)
Digby
Unterkunft: Come from Away B&B
Altes aber sehr gepflegtes Herrenhaus im viktorianischem Stil und leckerem Frühstück.
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
The Fundy ★★★★★
The Wheelhouse ★★★★★
Argyle Sound
Unterkunft: Argyle By The Sea B&B
Schön gelegene Unterkunft mit allem was man braucht, dem was man braucht, nur den Aluhut der Gastgeberin muss man ignorieren können.
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
The Red Cap ★★★★★
Mahone Bay
Unterkunft: Airbnb
Tolle Unterkunft mit sehr nettem Gastgeberpärchen. Auf dem Grundstück kann man die Paddelboote ausleihen, Lagerfeuer machen, wenn es gerade keinen Fireban gibt und es sich am See gemütlich machen
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
Rebecca's Restaurant ★★★★★
Isaacs Harbour
Unterkunft: Airbnb "Ocean Front Serenity"
Wunderschönes Haus direkt am Meer und super Ausstattung, man muss sich nur darüber bewusst sein, dass weit und breit nichts ist und der nächste Supermarkt 45 Minuten entfernt ist. Wir waren vorbereitet und fanden es super.
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
Keine 🙂
Baddeck
Unterkunft: St Ann's Motel & Cottage
Perfekt gelegen für den Cabot Trail, sauber und mit sehr nettem Besitzer
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★☆
Restaurant(s):
The Lobster Supper ★★★★★
Tom's Pizza ★★★★★
The Freight Shed ★★★★★
Lobster Galley ☆☆☆☆☆ Touri Durchschleuse 👎🏼
Dairy Queen Sydney ★★☆☆☆
Pictou
Unterkunft: The Lionstone Inn Motel and Cottages
Ein Satz mit X
Sauberkeit: ★☆☆☆☆
Lage: ★★★★☆
Komfort: ★☆☆☆☆
Ausstattung: ★★★☆☆
Service: ☆☆☆☆☆
Restaurant(s):
Tim Hortons ★☆☆☆☆ - sorry Canada
Truro
Unterkunft: Best Western Glengerry
Für uns der reinste Luxus
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
One 50 on Willow ★★★★
Touren
Whale Watching Digby - Petit Passage Whale Watch ★★★★★
Kayak Tour Blue Rocks - Pleasant Paddling ★★★★★
Whale Watching St. Lawrence Bay (Cape Breton) - Oshan Whale Watch ★★★★★
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