23.09.2023 Tag 0: Last Minute Panic
Nachdem wir unsere Reise so akribisch geplant hatten, hätte wohl keiner von uns mit dem nervenaufreibenden Tag vor der Abreise gerechnet...
Bereits im Februar, als wir unserer Flüge gebucht hatten, beantragten wir unser eTa (eine elektronische Einreisegenehmigung ähnlich dem ESTA für die USA). In der Vergangenheit hatten wir hiermit nie Schwierigkeiten und hakten das Thema nach der schriftlichen Bestätigung mit dem Vermerk "approved" als erledigt ab.
Als wir dann 23 Stunden vor dem Flug online einchecken wollten, erwischte uns die Überraschung eiskalt, denn der Check-in war nicht möglich, da uns die Einreisegenehmigung fehlte. Wie kann das denn sein? Wir hatten beide unsere Bestätigung erhalten, was ist hier los?
Der Anruf bei der Airline war ernüchternd, da man uns sagte, wir müssten halt vor Ort einchecken, das wäre halt so. Nein, so war das bisher nie und wir sind ja mittlerweile auch schon Canada-Reise-erfahren, dachten wir zumindest.
Beim Status check des eTAs ging es dann weiter mit der Meldung "not found" und in uns stieg langsam aber sicher die Panik auf. Was jetzt?
Noch mal prüfen. "not found", nächster Versuch einzuchecken "keine Einreisegenehmigung".
Werden wir in unserem Urlaub nur maximal den Feldberg erwandern?
Kai's Getippe am PC wurde hektischer und ich merkte wie mein Hals anfing zu pochen.
Wir suchten nach Telefonnummern, da die Chatbots von Canada Immigration nicht reagierten, natürlich nicht am Samstag.
Wir fanden eindlich eine Telefonnummer 1-800-O-CANADA "...please call during our business hours: mondays to fridays..."
Shit. Was tun?
Was passiert, wenn wir es einfach noch einmal beantragen? Die letzten Mal ging dies immer innerhalb von Minuten. Okay, lass es uns probieren.
Zuerst Kai. Daten eingegeben, Kreditkartenzahlung autorisiert, keine 5 Minuten später: eTA approved.
Nun mein Antrag, der gleiche Ablauf, aber die Email kam gefühlt erst eine Ewigkeit später, ABER auch approved.
Dann fiel uns der Fehler auf, wir haben im Februar die längere Passnummer angegeben, die hatte 2 digits mehr.
Ein kleines bisschen Erleichterung war zu spüren.
Wieder versuchten wir einzuchecken, aber das ging immer noch nicht. Nächster Status Check der neuen eTas: wieder "not found" aber auch der Hinweis, dass es innerhalb von 72 Stunden zu finden wäre.
Okay, jetzt mussten wir abwarten und machten uns erstmal auf den Weg um die letzten Besorgungen zu erledigen.
Nachdem alles gepackt und vorbereitet war und wir zu Abend gegessen hatten, fragten wir uns abwechselnd: Wollen wir schon mal zum Flughafen fahren? Aber keiner wollte die "Drama Queen" sein.
Irgendwann gegen 20h haben wir uns das Gepäck geschnappt und sind wir einfach gefahren.
Vor Ort war kein Schalter (mehr) offen. Mist. Und jetzt? Einfach wieder zurück fahren?
An einem Air Canada Schalter an dem man wohl eTAs kurzfristig beantragen kann (für viel Geld) fragte ich, ob wir wohl auf der sicheren Seite wären. Und der Mitarbeiter bestätigte, dass wohl alles glatt gehen sollte. Die nächste kleine Erleichterung, doch einchecken konnten wir immer noch nicht. Bummer. jetzt sind wir extra mit dem ganzen Kram hergefahren.
Aber lass uns doch mal den Check In Automaten probieren. Pass gescannt, Daten bestätigt. Erst Kais, dann meine. Und dann kam der Ausdruck. Das nächste Gebirge fiel uns vom Herzen. Von da an war Kai tiefenentspannt. Wir fuhren zwar samt Gepäck wieder heim, aber mit unseren Boarding Passes in den Händen. Ich war immer noch skeptisch und habe sehr unruhig geschlafen.
Erst nach dem das Gepäck aufgeben war, wir die Security Kontrolle passiert hatten und jetzt hier am Gate auf den Abflug warten kann ich langsam aufatmen. Endlich!
Ich drücke uns alle Daumen, dass das der einzige Panikmoment auf dieser Reise bleiben wird.
24.09.2023 TAG 1: Wenn du schon ins Klo greifst, dann bitte richtig...
Voller Vorfreude machten wir uns auf zum Boarding. Was sollte jetzt noch schief gehen? Wir konnten an Board gehen und das ohne Steine in den Weg gelegt zu bekommen. Wir richteten uns auf unseren Sitzen für den 9,5 Stunden Flug ein, begannen Filme zu schauen und so langsam überwog endlich wieder die Vorfreude auf das, was kommen sollte. Nach knapp 2 Stunden Flugzeit über Schottland sprachen wir über die für 2024 geplante Reise dorthin und plötzlich kam eine Durchsage des Flugkapitäns über die Lautsprecher: “Auf Grund eines medizinischen Notfalls müssen wir in Manchester notlanden.” Moment. War das ein Scherz? Wenn ja ein sehr schlechter. Dann die Ansage noch einmal auf Englisch. Wir hatten richtig gehört. Okay, das würde jetzt spannend werden, denn wir haben in Calgary einen Connection Flight und in Vancouver ein Mietauto gebucht und im schlimmsten Fall stehen wir ziemlich im Regen und ohne Auto, dann können wir die drei Wochen zu Fuß gehen. Kurz nach der Landung in Manchester klinkten wir uns in die mobilen Daten ein, das Wifi war hier draußen auf der Parkposition leider nicht erreichbar, doch zum Glück fällt Großbritannien auch nach dem Brexit noch ins EU Roaming und es wurde nicht ganz so teuer. Zuerst probierte ich es telefonisch bei dem Vermietungsportal des Mietwagens und die Aussage ließ die gestrige eTa Panik wieder neu entflammen: “Nein tut mr Leid, ich kann AVIS nicht für Sie informieren, das geht leider nicht und wenn Sie nach einer Stunde Vrspätung das Auto nicht abholen, verfällt leider die Reservierung. Aber Sie können gerne für 50 Euro direkt telefonisch stornieren.” War das ihr Ernst? Dann können wir die Reise auch direkt vergessen, denn ohne Auto läuft im Norden der Insel einfach nichts. Okay dann mal in den sauren Apfel beißen und versuchen bei Avis in Canada anzurufen, aber jedes Mal, wenn ich den entsprechenden Menüpunkt gewählt hatte, flog ich aus der Leitung. Kai’s Versuche endeten genauso. Wir durchsuchten das Internet, es musste doch irgendeinen Kontakt geben, das durfte doch langsam alles nicht mehr wahr sein. Am liebsten hätte ich gesagt: Lasst mich hier raus, ich flieg wieder nach Hause, Feierabend, Schnauze voll. Auf dem Voucher der Reservierung stand noch eine weitere Telefonnummer, denn die Buchung läuft über ein komisches Konstrukt: Buchungsportal, Agentur und Autovermietung. Als ich dort endlich jemanden erreichte und unsere Misere schilderte, sagte der super nette Mann in der Leitung: “Oh no worries, you have 24 hours starting at your pick up time until the booking is cancelled, so take your time, travel safely and pick up your rental.” Ich konnte es kaum glaub die andere Dame sagte doch, nach einer Stunde würde die Buchung verfallen?! Holy Shit! Ich antwortete “Thank you so much I just saw our holiday go down the drain.” Und er meinte nur “ “Yeah I could basically hear your relief.” Jetzt konnten wir uns erstmal zurücklehnen und abwarten, was jetzt passieren würde, eine große Wahl hatten wir ja auch nicht wirklich. Tatsächlich hat uns die Zwischenlandung gute 4 Stunden gekostet, als wir in Manchester wieder abhoben, hatten wir noch 8 Stunden Flug vor uns, das würde ein langes Ende werden, und die Ungewissheit, wer von den beiden am Telefon nun Recht behielt, machte mich währenddessen wahnsinnig. Es war ein Zwiegespräch von Engelchen und Teufelchen und Abwarten war noch nie meine Stärke… Auf Grund der Verzögerung hatte die Crew natürlich auch keine Struktur mehr in ihren Pausenzeiten, weshalb der Service eingestellt wurde, wer was brauchte, sollte dies in der Gally hollen. Ist ja kein Problem, deren Job möchte ich an diesem Tag ganz bestimmt nicht haben. Als ich uns dort nach gut 4 Stunden Getränke organisieren wollte, traute ich meinen Augen nicht, dort in der Gally stand ein älterer Herr, mit einem Messgerät für die Sauerstoffsättigung am Zeigefinger, sehr geschwollenen Beinen und panischem Blick. Auf meine Frage nach einem Getränk an den Flugbegleiter, welcher sich gerade nicht um den Herren kümmerte, bekam ich die Antwort: Wir können gerade nichts rausgeben, wir haben den nächsten medizinischen Notdienst. Alter hängen wir seit gestern in einer Zeitschleife aus einer Aneinanderreihung aus fucking Freitag, dem 13. fest? Ich ging zurück an meinen Platz und scrollte die Karte des Entertainmentsystems durch und fing schon mal an zu raten, wo wir als nächstes runtergehen würden. Zum Glück ging es dem Mann bald besser und er kam zurück an seinen Platz ein paar Reihen vor uns. Doch Mittlerweile waren wir über 12 Stunden in diesem Flugzeug eingesperrt und ich wollte einfach nur noch raus. Frische Luft, weniger Menschen, raus. Ich hab gemerkt wie eine Panikattacke sich langsam aber sicher versuchte anzuschleichen, kriegte sie aber glücklicherweise vor der Eskalation in den Griff. Trotzdem hatte ich die Schnauze gestrichen voll und zählte förmlich die Kilometer runter, bis zur Landung in Calgary. Wir hatten bis ca. eine Stunde vor der Landung immer noch keine Info, wie es weitergehen würde, auf unsere Fragen diesbezüglich bekamen wir keine Rückmeldung. Irgendwann gab es dann die Durchsage, wir wären alle bereits umgebucht und bekämen eine SMS oder Email. Okay das klingt doch so, als wäre es tatsächlich organisiert. Gelandet, Daten eingeschaltet und die hohen Kosten einfach mal verdrängt, wir erhielten beide: weder Email noch SMS. Das ist alles ein Alptraum und ich werde gleich wach, warte es nur ab. Raus aus dem Flugzeug, ab ins WiFi, hinter dem Schild “Connecting Flights” hinterher, zwischenzeitlich versuchen dem Internet eine Information abzugewinnen und dabei schön weiter rennen. Durch die Immigration durch, weiter rennen. Kein neuer Boarding Pass, keine wirklich Info, nur “this way - follow the purple line”. Als wir ziemlich planlos vor einer Abflugtafel standen, fragte uns eine ganz liebe WestJet Crew, ob sie helfen könnten und nannten uns endlich den richtigen Weg: hier in die Bahn einsteigen, bis Terminal C und dann zur AirCanada Info, da sollten wir alles weitere erfahren. Genau das hat dann auch endlich mal geklappt, großes DANKE an die hilfsbereiten Retter! Wir wurden auf den nächsten Flug nach Vancouver umgebucht und erhielten einen Kontakt, für den Fall, dass uns weitere Schäden durch die Verspätung entstehen (Stichwort Mietwagenreservierung…). Und als wir dort am Gate warteten, fragte ich Kai, ob er mitbekommen hätte, dass wir auf dem Weg durch den Flughafen offiziell eingereist waren und somit mit dem eTa offensichtlich wirklich alles richtig gemacht hatten. “Oh, stimmt ja!” antwortete er mit etwas erstauntem Gesichtsausdruck und wir mussten lachen. Dann endlich Boarding, noch 90 Minuten Flug über die Rocky Mountains bis zum Pacific und diese schienen endlos zu sein. Kai saß irgendwo ein paar Reihen hinter mir und wieder dieser Drang: Ich muss hier raus. Auch das war geschafft, wir spurteten zur Kofferausgabe und schnappten unsere Sachen und marschierten Richtung Autovermietung. Keine Ahnung, ob Kai’s Chaos im Kopf genauso groß war, aber mir flogen nur noch Gedankenraketen zwischen den Ohren hindurch. Dann die erlösenden Worte, als wir sagten, dass wir ein Auto reserviert hatten: “Yes sure, Creditcard and Driver’s License, please.” Ich glaube der nette Herr am Schalter hatte keine Ahnung, dass dies die magischen Worte des Tages waren. Ein Stein, nein ein ganzes Gebirge mindestens von der Größe der Coastal Mountains klatschte von unseren Herzen. Wir sind nicht über Nacht in Calgary gestrandet und wir hatten jetzt das Auto! Noch schnell das Schadensprotokoll ausgefüllt, Sachen verladen und durch die Dunkelheit nach Surrey. Ca. 40 Minuten vom Flughafen entfernt war unser Airbnb in einem hübschen und modern Wohnkomplex. Leider war die einzige Futterquelle in der Nähe eine Tankstelle, aber scheiß drauf, irgendwas zu Essen schnappen und dann ins Bett fallen, der Tag war sowas von zum Abhaken… Gute Nacht!
25.09.2023 Tag 2: Ghoulis, vom Dach scheißende Ziegen und andere Wegpunkte oder von Surrey nach Port Hardy
Nachdem wir abends früh ins Bett gekippt waren und in den wohlverdienten Schlaf fielen, war die Nacht entsprechend früh vorbei, genauer gesagt um 4h morgens. Aber das spielte uns in die Karten, wir hatten ja noch einen gute Strecke vor uns, denn heute sollte es mit der Fähre von Horseshoe Bay im Norden Vancouvers nach Vancouver Island, genauer gesagt nach Nanaimo gehen. Von dort aus mit dem Auto weiter bis nach Port Hardy, so ziemlich der nördlichste Ort der Insel für eine Unterkunft - danach ist nur noch Natur und Wildnis.
Und so saßen wir auch schon um 5h im Auto und schlugen den Weg in Richtung Vancouver North ein, laut Navi sollte die Fahrt ca. 40 Minuten dauern. Wir kamen sehr gut durch und umgingen, dank des frühen Starts, die Rushhour, was uns die Möglichkeit gab, noch einen kleinen Umweg zu fahren. Auf Höhe der Lions Gate Bridge bogen wir vom direkten Highway auf den Marine Drive ab, um bei der Partnerbank unserer Hausbank Bargeld zu holen, da spart man nämlich ordentlich Gebühren. Hier sah alles schon sehr weihnachtlich aus, überall hing Beleuchtung. Vielleicht ist das auch schon für Thanksgiving am 9. Oktober? Es sah auf alle Fälle sehr gemütlich aus und ließ uns emotional vom Sommer direkt in den Winter rauschen.
In dunkler Erinnerung hatte ich, dass auf dem Marine Drive die Tankstelle aus der Folge Ghouli meiner Lieblingsserie The X-Files zu finden war, bei der wir 2017 an anderer Stelle schon das rege Treiben der Dreharbeiten beobachten durften. Und tatsächlich, nach ein paar Kilometern erreichten wir das Gebäude, was eigentlich eine Autowerkstatt ist und machten ein paar Bilder.
Der Straße weiter folgend erreichten wir unser erstes Etappenziel - “Horseshoe Bay”, ein wunderschönes kleines Städtchen mit Blick auf die Bucht und die Coastal Mountains im Nebel. Das Wetter könnte besser sein, aber seien wir mal ehrlich: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung und was das angeht, sind wir bestens ausgerüstet!
Hier fanden wir mal wieder ein kleines Cafe, in dem es frische Sandwiches, Cafe für mich und frisch gepressten O-Saft für Kai gab. Mit diesen kleinen Lokalen hatten wir bisher immer Glück und es gibt die besten Sandwiches!
Da unsere Fähre erst um 11 Uhr ablegen würde und die empfohlene Ankunftszeit (2 Stunden vorher) auch noch ein Weilchen hin war, guckten wir uns noch ein bisschen um und dann mit dem Auto in Richtung BC Ferries Anleger.
Hier hatten wir endlich mal richtig Glück! Aufgrund unseres “Undersized Car” gab es Geld zurück für das vorher bereits gekaufte Ticket und die 8h Fähre war etwas verspätet und noch nicht voll, so dass wir diese nehmen konnten und entsprechend früher auf der Insel ankommen würden.
Auch wenn es ordentlich stürmte und es immer mal wieder regnete, blieben wir an Deck und verbrachten im Gegensatz zu den anderen Passagieren die Überfahrt nicht drinnen im Bordrestaurant.
Die Überfahrt war das genaue Gegenteil der sonnigen Fährfahrt im Oktober 2017, aber nicht weniger imposant. Der Wellengang ließ uns immer mal wieder in eine andere Richtung als geplant stolpern und es gab sogar eine Ansage, besondere Vorsicht walten zu lassen, da es draußen nicht ganz ungefährlich sein kann.
Nach etwas über 100 Minuten ging es auch schon wieder runter von der Fähre und rauf auf die Insel in Richtung Highway 19 nach Norden.
Unterwegs organisierten wir uns im Canadian Tires noch Bärenspray für unsere Wanderungen, denn die Dosen, die wir 2017 geschenkt bekamen, verschenkten wir weiter, um die nächsten damit glücklich zu machen. Und außerdem kann ich mir vorstellen, dass dies in Deutschland unter das Waffengesetz fällt und nicht mitgebracht werden darf.
Der Mitarbeiter hielt uns für Noobs und guckte etwas erstaunt, als wir ihm wider Erwarten sagen konnten, wie man damit umzugehen hat. Anschließend ging es noch fix in den Supermarkt, um uns für den Tag mit dem Nötigsten einzudecken.
Unseren Stop zum Mittagessen planten wir in Coombs beim berühmten “Goats on the Roof” ein, wenn alle hiervon so schwärmen, müssen wir das doch mal genauer unter die Lupe nehmen.
Eine Ziege war tatsächlich noch auf dem Dach und es war schon witzig anzusehen, wie das Gehege dort oben angebracht war, scheinbar lebte sie derzeit alleine oder die anderen hatten sich gut versteckt.
Vom Laden an sich waren wir etwas enttäuscht, da es kein Farmer's Market mit lokalen Spezialitäten und Kunst (mehr) war, sondern man irgendwie alles bekam. Aber jeder will natürlich etwas vom Tourikuchen abhaben, und so gab es einen Magneten für den heimischen Kühlschrank mit einer vom Dach kackenden Ziege als Erinnerung und ein paar Sausage Rolls zum Mitnehmen. Ich muss sagen, ich liebe es, wie ernst hier damit umgegangen wird, wenn man sagt, dass man Allergien hat. Es wird in der Küche nachgefragt, es werden Kollegen darauf hingewiesen oder nachgeschaut. Kein Vergleich zu dem Augenrollen in Deutschland. Richtig super!
Zurück auf dem Highway gab es immer mehr Warnschilder, dass Wapitis den Weg kreuzen und wir scannten die Straße, doch leider gab es an diesem Tag für uns außer ein paar Hirsche und Bambis nur Steine und Büsche zu bestaunen, bei denen das Auge der Meinung war, dass dies ein Geweih sein könnte. Aber wir haben ja noch ein wenig Zeit vor uns und bisher hatten wir immer Glück und viele Tiere gesehen.
Auf halber Strecke machte sich dann das Coffein Level alarmierend bemerkbar (bidu bidu bidu) deshalb schnell in den nächsten Ort und einen Soy Latte bei The Island Grind Coffee & Tea und das nach einem Tag Fahrt durch den Regen im Sonnenschein. Das tat so gut! In der Sonne sitzen, Kaffee genießen und wissen, dass man weit weit weg ist, von der Realität zu Hause.
Nach knapp zwei weiteren Stunden Fahrt durch die immer weniger besiedelte Landschaft und immer mehr durchblinzelnden blauen Himmel inklusive Regenbogen kamen wir am Zielort Port Hardy an.
Das Motel ist geräumig und sauber. Hier können wir es definitiv drei Nächte aushalten und der Manager eine lustige Erscheinung, aber sehr freundlich und hilfsbereit.
Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, ging es noch einmal auf die Jagd nach etwas Essbarem - denn auch dies ist hier etwas rar gesät - wurden dann aber im Pub des Kwa’Lilas Hotels fündig und satt.
Morgen geht es dann endlich auf Erkundungstour durch den wilden Norden, wie sie ihn hier nennen.
Bis morgen und gute Nacht!
26.09.2023 Tag 3: Oh, misty eye of the mountain below... (Ed Sheeran)
Als ich heute Morgen um 4h mit dem Gedanken aufwachte: "Können wir jetzt los?!" schlief Kai noch tief und fest. Ich beneide ihn immer für seine Fähigkeit, während des Hinlegens bereits einzuschlafen, bevor der Kopf das Kissen berührt und dann auch lange und tief zu schlafen.
Beschäftigung musste her, also machte ich mich erstmal daran, die Einträge unseres Reisetagebuchs aufzuarbeiten, von dem Getippsel ist er scheinbar wach geworden. Ooh das tut mir aber Leid - endlich kann ich jemandem meine Ideen erzählen, denn vor dem Schreiben habe ich schon online die Gegend ausgecheckt und Pläne geschmiedet.
Gegen 7h30 schauten wir uns mal das Frühstück hier im Motel an, aber das sagte uns so gar nicht zu, nirgends waren Inhaltsstoffe zu finden und es sah auch nicht unbedingt gemütlich oder schmackhaft, geschweige denn sauber, aus. Außerdem gab es auch keine Milchalternative für meinen Kaffee, und sind wir mal ehrlich: Kaffee ohne Milch geht einfach gar nicht. So entschieden wir uns kurzer Hand nach Port Hardy rein zu fahren und unser Glück beim Market Street Cafe zu probieren.
Hier landeten wir einen Volltreffer, das Frühstück war super lecker, auch wenn es eine kuriose Zusammenstellung war, die sich erst am Tisch offenbarte (Tomaten, Ei, Bacon und Kartoffelwürfel mit Sauce Hollandaise). Außerdem gab es Mandelmilch zum Kaffee, der Tag konnte also beginnen, Kaffee war sichergestellt.
Anschließend holten wir uns ein paar Inspirationen beim Visitor Center in Port Hardy und trotzten dem Regen, liefen an der Beachfront entlang und bestaunten die mystisch aussehende und wolkenverhangene Szenerie sowie die Kunst am Ufer.
Als nächstes wollten wir uns Coal Harbor anschauen, ein kleiner Ort in ca. 15km Entfernung, welcher für Walsichtungen bekannt ist.
Auf dem Weg dorthin hielten wir an einem Totem Pole, um ihn genauer zu betrachten, danach bogen wir nicht direkt wieder auf den Highway ab, sondern fuhren durch die Siedlung, um am Ende wieder auf den Highway zurückzukehren.
Hier bekamen wir einen kleinen Kulturschock und es erinnerte ein wenig an unseren zwei stündigen Ausflug in die USA 2017. Alle dort stehenden Häuser und Grundstücke waren mit Müll überschwemmt. Wenn man das von außen sieht, kann man nur mutmaßen, wie es im Inneren aussieht. Und das nicht nur um ein einzelnes Grundstück, sondern nahezu alle glichen eher einer Müllhalde als einem Garten. Schnell weg hier und weiter in Richtung Zielort.
Doch hier war nicht viel los, außer ein paar Fischer, die ihre Boote fertig machten oder gerade mit denselbigen wieder zurückkamen.
Von Walen keine Spur, und alles war auch hier ein wenig trashig.
Auf dem Rückweg machten wir halt an einem kleinen Wanderloop, am Northern Vancouver Island Salmon Enhancement Center, der über einen Campingplatz führte. Die Betreiberin nahm uns ein bisschen hoch, als sie uns vor dem Bären in der Gegend warnte. Zum Thema Bearspray meinte sie nur: “Damit würzt ihr euch nur noch ein wenig mehr für ihn.” Egal, wir nahmen es trotzdem mit.
So ganz wohl war uns bei der Sache nicht, wir müssen uns noch ein wenig an den Gedanken gewöhnen, weshalb Kai das Spray auch immer einsatzbereit in der Hand hielt. Ein entgegenkommendes Pärchen sah die Flasche direkt und fragte mit großen Augen “Did you use it already?” Worauf wir antworten konnten: “No, we are just scared…” und konnten die Erleichterung in den Augen der beiden erkennen, also waren wir nicht die Einzigen, die mit einem mulmigen Gefühl die Schönheit der Umgebung bewunderten.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel um uns mit etwas wärmeren Sachen auszustatten und dem Versuch ein Frühstück für mich zu organisieren, fuhren wir wieder raus nach Port Alice. Da es den ganzen Tag immer wieder ordentlich regnete, hatten wir kein schlechtes Gewissen, nur im Auto unterwegs zu sein, dafür aber trocken zu bleiben.
In Port Alice erwartete uns ein wunderschöner Fjord mit Hügeln im Hintergrund, welche vom Nebel mal mehr mal weniger verdeckt wurden. Diese Stimmung erinnerte uns stark an Lake Minnewanka im Banff National Park. Der See präsentierte sich damals in einer ähnlichen Mystik, einfach wunderschön.
Da ich an den Coffee Shops hier nur schwer vorbei gehen kann, ich bin der festen Überzeugung, dass Canada den besten Kaffee hat, wurde auch hier gleich mal eine Qualitätsprüfung im Foggy Mountain Cafe durchgeführt. So, so lecker!
Dort trafen wir auf eine kleine Gruppe nörgelnder Deutsche, die sich in einer Tour über das Wetter echauffierten. Und über die “uralte Kaffeemaschine" herzogen. Liebe Leute, das ist eine Hightech-Siebträgermaschine und ein Traum meiner schlaflosen Nächte.
Mit einem Augenrollen sahen wir zu, dass wir Land gewannen, immer dasselbe mit den deutschen Touristen.
Das Wetter lässt sich nicht ändern, also machen wir das Beste daraus und freuen uns schon unglaublich über die Tatsache, dass wir hier sind.
Nochmal zurück am Strand entdeckten wir etwas Schwimmendes, was eventuell ein Otter hätte sein können, aber leider war es (was immer es auch war) viel zu schnell im schützenden Geäst am Ufer verschwunden.
Wir geben die Hoffnung auf die Sichtung von Wildlife nicht auf und sind ja auch noch eine ganze Weile hier.
Auf dem Rückweg machten wir noch Halt am Beaver Lake und genossen auf dem Steg ein wenig die unwirkliche Ruhe. Bisher sind wir beide noch nicht runtergefahren und Ruhe ist immer noch schwer über längere Zeit auszuhalten. Ein Prozess, welcher immer ein paar Tage benötigt, gerade nach so einer turbulenten Zeit, wie den letzten zwei Jahren.
Abendessen gab es heute in der Sporty Bar & Grill.
mit Blick aufs wolkenverhangene Meer schmeckten Fish & Chips und Burger gleich noch einmal so gut.
Morgen soll das Wetter endlich besser werden und wir wollen versuchen unser Wunschziel hier oben zu erreichen, denn nur dafür sind wir eigentlich hier hoch in den Norden gekommen. Drückt uns die Daumen, dass wir nicht wieder Unwetterwarnungen haben, denn dann sollte man dort nicht hinwandern, da es nicht ganz ungefährlich ist.
Gute Nacht!
27.09.2023 Tag 4 “Buckle up, it’s gonna be a bumpy ride! oder “When the road to hell actually leads to a wild paradise!”
Ein wenig traurig waren wir schon, als das Wetter erst nicht besser werden wollte, denn das hätte bedeutet, der Cape Scott Provincial Park besser gesagt die San Josef Bay müssten wir tatsächlich ausfallen lassen, da es zu gefährlich ist, dort bei schlechtem Wetter hinzufahren und den Rest zu wandern.
Mit dem Gedanken: Wir fahren da morgen hin, weil die Wolkendecke einfach mal aufreißen muss, legen wir uns schlafen und dies scheint tatsächlich etwas gebracht zu haben, denn als wir heute morgen aufstanden, war der Himmel blau. Und zwar richtig blau!
Da es empfohlen wird jemandem mitzuteilen, wenn man sich in diese Gegend begibt, schickten wir Sandra in der Heimat alle notwendigen Daten und die Info, wenn wir uns bis 22h unserer Zeit nicht melden, dann ruf doch bitte mal die Nummer an, dann hat uns wahrscheinlich ein Bär oder Wolf zum Frühstück verspeist. Denn dort ist man sowohl in einem Bären-, als auch in einem Wolfgebiet, aber dazu später mehr.
Abgemeldet, Sachen gepackt und ab ins Auto. Wir fuhren noch einmal nach Port Hardy rein, um das Meer und den Sonnenschein aufzusaugen. Endlich konnte man mehr als Wolken und Nebel erkennen. Die Sonne ließ die Glückshormone förmlich toben.
Beim Save on foods - auch bei unserer dritten Canada Reise das “Go To”, wenn es um Sandwiches für unterwegs geht - deckten wir uns mit Cranberry Turkey Sandwiches und Bagels ein. Unser kleiner Kater Stark zu Hause wäre neidisch, wenn er diese Cranberries probieren dürfte, er liebt sie nämlich abgöttisch, der kleine Keks. Vermutlich werde ich ihm welche mitbringen.
Auch hier bekam ich wieder Unterstützung. Die nette Lady ging extra ins Lager den Karton holen, damit ich die Inhaltsstoffe prüfen kann, auch wenn ich mich täglich wiederholen muss, das ist in Deutschland lange nicht so selbstverständlich wie hier. Wir haben schon Witze darüber gerissen, dass man hier vermutlich einfach schneller verklagt wird und die Menschen deshalb so sensibel damit umgehen.
Mit der Kassiererin hielten wir einen kleinen Smalltalk und als sie fragte, was wir heute vorhaben und wir ihr aufgeregt davon erzählten, dass wir zur San Josef Bay wollten, rutschte mir das Herz bei ihrer Antwort noch mehr in die Hose. “Be careful, they drive like maniacs on the logging road!”
Tatsächlich habe ich kleiner Kontrollfreak die Planung hier oben Kai überlassen. Aus seinen Erzählungen habe ich mir ein wildes, gefährliches Gedankenkonstrukt gestrickt. (Kai hier: Was aus meiner Erzählung wurde, dafür kann ich nichts! ;-) War in meiner Erinnerung auch gar nicht so wild!?!)
Ich weiß, dass da hoch nur Logging Roads führen, also Schotterstraßen, auf denen Holzfäller Trucks unterwegs sind. Diese sollen dort mit einem irren Tempo unterwegs sein und man muss ihnen ausweichen und sich in Sicherheit bringen. Trucks from Hell, die auf einen zugerast kommen oder einen von hinten wegschieben, weil sie so schnell unterwegs sind und ein kleines Auto wie unseres gar nicht wahrnehmen. Zumindest hatte ich dieses Bild im Kopf und dementsprechend mulmig fühlte sich meine Magengegend an, als ich an die Fahrt dorthin dachte. Hinzu kam die Empfehlung, sich bei jemandem an- und abzumelden. Da ich seit Wochen nur True Crime Podcasts hörte und das hier für mich alles wie ein entsprechendes Skript klang, sagte ich morgens schon zu Kai mit einem Zwinkern: “Lass uns mal dieses berühmte letzte Bild von uns auf der Camera Roll machen.”
So setzte ich mich mit fast schon vollen Hosen, bevor es überhaupt losging, ans Steuer, denn besonders wenn ich vor etwas Angst habe, brauche ich Kontrolle. Wir fuhren ein paar Kilometer den Highway 19 in Richtung Süden und setzten den Blinker nach rechts in Richtung Cape Scott. 63 km Logging Road und keine Ahnung wie das aussehen würde, lagen nun vor uns.
Nach knapp 10 Minuten Fahrt endete der Asphalt und es ging in ziemlich tiefen Schotter über und die kleinen Reifen rutschten darauf hin und her, weil sie keinen Grip bekamen. Dafür hatte ich aber relativ schnell ein Gefühl. Auf diesen Straßen sind 24/7 Fahrzeuge unterwegs, die den Schotter glatt ziehen und nach kurzer Zeit kamen wir an einem vorbei und durften weiter über die Strecke fahren, die er bereits bearbeitet hatte, das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Trotzdem wartete ich auf die “Trucks from Hell” und darauf, von der Straße geschoben zu werden. Doch bis dahin gab es nur ein paar große Pick Ups, die an uns vorbei rauschten und über den Schotter drifteten. Das würden wir mit der kleinen Schüssel ganz bestimmt nicht probieren. An einer Stelle sah es von weitem aus, als hätte jemand seinen Müll ausgekippt und ich rutschte schon in den “Das kann doch nicht wahr sein Modus” als wir erkannten, dass es sich hierbei um schräge Kunst zu handeln schien. Der Müll waren Schuhe und sie waren bis oben an den Baum hoch genagelt. Es war der berühmte “Shoe Tree”. Wir würden uns das auf dem Rückweg genauer anschauen und bleiben jetzt erstmal nicht stehen.
Die Straße wurde deutlich schlechter, drölfzigtausend Schlaglöcher und Pfützen so tief wie der Marianengraben, und der dadurch entstandene Slalomkurs brachte uns bestimmt die doppelte Kilometerzahl auf den Tacho.
Ein leerer Truck kam uns entgegen, an einer Stelle, an der man gut ausweichen konnte. Und der fuhr auch noch langsam und bedankte sich mit Handzeichen, als ich ihm Platz machte. Werden die doch von Menschen, statt von Dämonen, gefahren? Man könnte mal darüber nachdenken.
Nach ca. 45 km kamen wir in Holberg an, einem kleinen Holzfällerdorf mitten im Nirgendwo. Niemals hätte ich hier eine Schule, einen Supermarkt und einen Pub vermutet.
Wir machten eine kurze Pause, kauften Beef Jerky, um das Klo benutzen zu dürfen, und spielten mit der Katze, bevor wir uns auf das letzte Drittel des Höllenritts machten.
Der Mitarbeiter im Shop sagte uns, dass die Straße nach Cape Scott gerade in richtig üblem Zustand wäre und er sollte Recht behalten. Von hier aus knallten und schepperten die Steine lauter unter den Unterboden und ich hatte ganz schön Mitleid mit Stoßdämpfern und Fahrwerk, aber da mussten wir jetzt durch. Einige Pfützen waren so groß, dass ich davor stehen blieb, weil ich förmlich Angst hatte, wir würden darin absaufen. Kais Spruch: Wie tief soll es denn schon sein? rief in meinem Kopf immer das Bild auf, wie wir einfach in der Pfütze verschwanden. Doch soll ich euch was sagen? Es passierte rein gar nichts.
Und da war es dann plötzlich, hinter der Kurve ein riesengroßes, gelbes Ungetüm von Fahrzeug, mit einem gigantischen Kettenfahrzeug auf der Ladefläche. Und Überraschung, das Ding fuhr ganz langsam, und es sah uns sogar. So konnte ich einfach nach rechts in den Pull Out fahren und es passieren lassen. So langsam entspannte ich mich. Die Dämonen waren wohl tatsächlich Menschen.
Nach weiteren 18 km passierten wir die Einfahrt zum Campingplatz und einen Kilometer weiter erreichten wir unser Ziel in the middle of nowhere. Doch hier gab es überdachte Picknick Spots und Toiletten.
Ausgerüstet mit Kamera und Verpflegung begaben wir uns zum Trailhead, an dem ausdrücklich darauf hingewiesen wurde: “YOU ARE IN WOLF COUNTRY” und “CAUTION! ACTIVE BEAR IN AREA!” (Kai hier: Diese Warnung war zwar von April, aber man kann ja nie wissen!)
Kai hatte das Bear Spray in der Hosentasche, also klebte ich entsprechend an ihm dran und gab ihm immer wieder zu verstehen, dass ich es nicht so toll finde, wenn er sich zu weit entfernt. Ich war selten so tiefentspannt auf einer Wanderung. Vor jeder nicht einsehbaren Kurve klatschte ich in die Hände, man soll ja auf sich aufmerksam machen, denn das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn man den Bären überrascht. Dann gilt: Dem Bären nicht in die Augen schauen, sich so groß wie möglich machen, langsam dahin zurückgehen, wo man hergekommen ist und hoffen, dass er keinen Hunger auf Menschen hat.
Und so unterhielten wir uns laut, ungewohnt, wenn man sonst eher die Stille im Wald genießt. Aber: Better safe than sorry!
Der Wanderweg führte über knapp drei leicht wellige Kilometer durch den Regenwald. Vorbei an interessant verdrehten, mit Moosen bewachsenen und von Flechten überzogenen Bäumen und sogar über 2 sehr gut instand gehaltenen Brücken. Selbst hier draußen war der Weg super gepflegt und gesichert, wie wir es auch von anderen Regionen aus Canada kennen, da kann Deutschland sich echt mal einen Scheibe von abschneiden, wenn ich da an die Wanderwege im Taunus denke…
Als sich der Wald lichtete und wir das Meer langsam erahnen und hören konnten, stieg die Aufregung. Noch ein paar Schritte und die Sicht auf die Bucht war frei.
Wow!!!
Diese Aussicht war schwer in Worte zu fassen. Ein fast menschenleerer, naturbelassener Strand. Nur zwei Kanufahrer trugen ihr Boot zum Wasser. An den Seiten rahmten bewaldete Hügel die Bucht und in der Mitte die Weite des Pazifiks. Ich hatte mich überraschen lassen und nicht vorher alles recherchiert und das haute mich einfach um.
Mich würde man niemals an einen Strand kriegen, an dem Liege an Liege steht und wo man sich den ganzen Tag rösten lässt. Genau das hier sind die Strände, die ich liebe.
Wir verbrachten eine ganze Weile hier am Strand und in der ganzen Zeit zählte ich lediglich 11 weitere Menschen an diesem Ort, aber auch nicht zur gleichen Zeit.
Das Meer war wild und die Flut kam gerade rein, weshalb wir uns ein wenig beeilen mussten um noch ein wenig von den berühmten Stacks an der San Josefs Bay erkunden zu können.
Bei Ebbe konnte man darin spazieren gehen, die lag zu dieser Jahreszeit leider etwas ungünstig, dass man entweder den Hin- oder den Rückweg über die Logging Road im Dunkeln hätte fahren müssen, wovon dringend abgeraten wurde.
Doch wir konnten trotzdem einen Blick darauf werfen, auch wenn sie teilweise schon geflutet waren. Es sah spektakulär aus, wie die Gischt gegen die Steine prallte und das Wasser förmlich aufbrach. Den Möwen schien das Rafting auch zu gefallen.
Wir konnten uns an der Aussicht einfach nicht satt sehen und setzten uns auf einen Baumstamm und machten eine kleine Lunch Break. Irgendjemand hatte einen Autoreifen samt Felge in einen Baum gehängt. Ich glaube, ab jetzt habe ich auch ein Lieblings Schaukeln- Ranking und diese hat die Schaukel in Berchtesgaden mit Blick auf die Berge gerade vom Sockel gefegt.
Noch einmal ein Blick in die Weite und so langsam traten wir den Rückweg wieder an. Es ist wirklich bemerkenswert, mit was diese Orte alles ausgestattet sind, auch hier gab es am Trailhead Toiletten auf Stelzen und bärensichere Foodboxen, welche mit Karabinern gesichert sind.
Der Rückweg war deutlich entspannter und es kamen uns auch mehr Menschen entgegen, so dass die Wahrscheinlichkeit eines Bear Encounters relativ gering war.
Zurück am Auto entdeckten wir auf dem Parkplatz tatsächlich ein Wohnmobil, welches den Weg über die Road to Hell überlebt haben muss und malten uns aus, wie darin unterwegs alles aus den Schränken gefallen sein muss. Liebe Leute, für die Aktion habt ihr meinen größten Respekt, das hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut.
Auf dem Rückweg war Kai’s Fahrstil definitiv forscher als meiner und ich war mir sicher, dass das Ersatzrad, nach dem er vor dem Aufbruch geschaut hatte, auch nichts bringen würde, wenn das aktuelle Rad aus der Verankerung brechen würde. Es ist ein richtiges Scheißgefühl daneben zusitzen und keine Kontrolle zu haben, aber ich versuchte mich auf ein scharfes Lufteinziehen hier und da zu beschränken, denn das und den leichten Anflug von Panik in den Augen, wenn es wieder mal schepperte, konnte ich leider nicht abstellen. Sorry Kai!
Zum Abendessen ging es in den Pub vom Glen Lyon Inn. Man muss sagen, bisher im Vergleich das schwächste Essen. Kai hatte ein Sandwich, das eher ein Burger war und mein Poutine war recht trocken, da sie ihre Gravy mit Sahne herstellten. Ganz ehrlich? Ein Sauce ist doch schnell angerührt und nach fast einer Stunde Warten, hätte man das durchaus zaubern können.
Morgen ist ein neuer Tag und für uns geht es ein wenig weiter südlich. Doch vorher machen wir nochmal einen Abstecher nach Port Alice.
Also dann, gute Nacht!
28.09.2023 Tag 5: Day of the dead Bunny
Heute morgen war Aufbruch angesagt: Für die nächsten zwei Nächte ist ein neues Airbnb-Abenteuer angesagt, aber dazu später mehr. Deshalb hieß es Auszug aus dem Airport Inn.
Bevor wir uns aber auf den Weg in Richtung Süden machen würden, wollte ich noch einmal ins Visitor Center zurück und mir das dort bereits erspähte Tshirt kaufen, da mein erklärtes Ziel ist, irgendwann nur noch Shirts und Hoodies von allen Orten auf der Welt zu besitzen, die ich bisher besucht habe. Also reihte sich hiermit ein weiteres Shirt ein.
Beim Save on Foods gab es noch einmal die gleichen super leckeren Turkey & Cranberry Sandwiches wie gestern und bei der Bank holten wir Bargeld ab. Da die Scotia Bank eine Partnerschaft mit der Deutschen Bank hat, sparen wir hier die Gebühren beim Geldabheben und haben somit auch keine teuren Auslandsgebühren mit der Kreditkarte. Die Partnerschaften scheinen allerdings immer mal zu wechseln, 2017 und 2019 waren es andere Banken.
Als nächstes wollten wir noch einmal nach Port Alice zurückkehren, welches wir am Dienstag nur im strömenden Regen erleben durften. Bei wunderschönem Sonnenschein trafen wir nach ca. 30km über den Highway 30 dort ein und genossen ein Frühstück mit frischem Kaffee auf einer Bank im Park mit Blick auf den Fjord. Auch hier gabe es eine Schaukel und ich auch diese wird es in mein Schaukelranking schaffen, auf welchem Platz muss ich mir allerdings noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Am Ortsende gab es noch eine Schotterstraße um einen See herum und zu Wasserfällen, die wir fahren wollten und uns beim letzten Mal nicht getraut hatten, da wir annahmen, die Straße wäre zu Ende. Nach ca. 10 km kamen uns die Schilder komisch vor, weil nichts zu dem passte, wo wir hin wollten. Beim Blick auf die Karte stellten wir fest, dass wir uns gründlich verfahren hatten und drehten um. Da hatten wir schon einige Logging Trucks mehr gesehen, als gestern auf der Road to Hell, oh ich meine auf der Straße nach Cape Scott.
Die von uns eigentlich geplante Straße war leider gesperrt, hier wurde ein ganzes Werk abgerissen und war ein riesige Baustelle.
Auf dem Weg zurück nach Port Alice hielten wir an einem Aussichtspunkt mit Picture Perfect Aussicht über den Fjord. Hier gab es ein lang vermisstes Budweiser Prohibition, oder wie sie es jetzt nen "Budweiser Zero”. Zum Glück haben sie nur den Namen geändert, aber der Geschmack ist immer noch genauso gut. Gekrönt wurde der Moment durch eine Robbe, die mit uns Hide and Seek zu spielen schien.
Bevor wir ins Airbnb eincheckten erkundigten wir uns im Visitor Center nach den Fährverbindungen für den morgigen Tag. Durch ein Missverständnis war ich die ganze Zeit davon ausgegangen, dass Kai keine Lust hat nach Cormorant Island rüberzufahren. Doch jetzt stand die Entscheidung fest und ich freue mich bereits sehr darauf, was genau dort ist, erzählen wir euch morgen.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl machten wir uns auf den Weg zu unserem Airbnb, welches dieses Mal keinen Zahlencodezugang ohne persönlichen Kontakt hatte, sondern im Haus eines älteren Pärchens war. Man konnte auf der Webseite erstmal nur eine Anfrage stellen und die beiden sendeten dann entweder eine Bestätigung oder lehnten ab. Wir hatten Glück, sie bestätigten unsere Anfrage und hießen uns sehr herzlich in ihrem schönen Haus willkommen. Die zwei Hunde Piper und Tora, so wie die Katze, deren Name ich mir nicht merken kann, schlossen wir direkt ins Herz.
Vor dem Abendessen entdeckten wir ein paar der berühmten Holzstühle, hier einmal nicht in Rot, die immer an Stellen mit besonderer Aussicht stehen.
Lustigerweise standen diese direkt in einem Wohngebiet, mit Blick auf das Meer. Hier genossen wir eine Weile die Aussicht und die Ruhe und wurden ungewollt Zeugen eines Mordfalls. Denn der kleine Jagdhund der Anwohner im pinken Haus neben uns, erlegte in einem Satz das Kaninchen der Tochter derselbigen Anwohner. Das Geschrei war groß und als wir gefragt wurden, ob wir einen schwarzen Hund mit totem Kaninchen gesehen hätten, mussten wir laut loslachen, genau wie der Fragende.
Zum Abendessen ging es ins Gus’ Pub & Grill, das war richtig lecker und mit Blick auf den kleinen Hafen.
And now we call it a day, because we have a ferry to catch early in the morning.
29.09.2023 Tag 6: Danger! Unstable Conditions!
Um halb acht, nachdem wir Thora und Piper (die Hunde unserer Gastgeber) Guten Morgen gesagt hatten, machten wir uns auf den kurzen Weg nach Port McNeill, deckten uns wieder mit Sandwiches ein und parkten unser Autochen am Anleger der Fähre, welche uns nach Cormorant Island bringen soll und zwar zu Fuß. Der Hafen lag in der wunderschönen Morgensonne vor uns und es versprach, ein herrlicher Tag zu werden.
Wir platzierten uns an Deck mit Blick nach vorne gen Alert Bay, unser erklärtes Ziel für heute.
Die Sandwiches ließen wir uns während der Fahrt schmecken, aus dem geplanten Kaffee wurde leider nichts, denn die Vending Machines waren nur mit Kaltgetränken bestückt.
Gut, direkt am Anleger ist ein Coffee Shop, also nichts wie hin, no such luck, denn der machte erst um 12h auf. Kathy ohne morgendlichen Kaffee… Good Luck for the rest of the day, Kai…
Ähnlich war es mit der Tourist Info “Staff in Meeting”. Na denn, wir rocken das hier auch alleine, so groß ist die Insel nicht und wir haben eine Karte.
Gegen den Uhrzeigersinn am Ufer entlang spazierten wir in Richtung Big House der First Nations, in der Hoffnung, hier etwas Kultur hautnah erleben zu dürfen.
Bereits nach ein paar Minuten kamen wir an einem Friedhof vorbei, auf dem es statt Grabsteinen Totem Poles für die Verstorbenen gab. Eindrucksvolle Kunstwerke, einige neuer, andere bereits verwittert. Wir konnten nachlesen, dass einige Familien die Poles immer wieder erneuern und pflegen, andere lassen sie ver- und auch umfallen, weil dies dem Kreislauf des Lebens entspricht und die Seele des Toten das Grab dann auch verlassen hat.
Während ich fasziniert von den kuriosen Wohngebilden war, hielt Kai stetig Ausschau nach Walen.
Ich bin immer wieder erstaunt wie freundlich die Menschen in diesem Land sind, wenn man sich auf der Straße begegnet wird gelächelt (in Deutschland muss man manchmal Angst haben, dass man einen in die Fr… bekommt, wenn man nicht grimmig schaut) und selbst die Autofahrer grüßen, wenn sie an einem vorbeifahren. Ich lebe im falschen Land, aber irgendwann, wenn ich groß bin, dann schaffe ich den Sprung hierüber. Kai kommt mit, ob er will oder nicht. Basta.
Hier haben wir auch wieder eine Schaukel mit Aussicht gefunden und kurz verweilt, bevor es eine ordentliche Steigung zu bewältigen gab. Oben angekommen standen wir beinahe auf dem Rollfeld des lokalen Flughafens.
Von hier aus wollten wir dann die Trails zurück ins Zentrum der Insel nehmen.
Der Trailhead war schon mal vielversprechend, denn es gibt weder Bären noch Wölfe, noch Pumas auf der kleinen Insel und wir denken nicht darüber nach, dass Bären gut schwimmen können. Der schmale Trail wurde nach wenigen Metern und der ersten Kurve zu einem schönen Waldwanderweg durch den Regenwald. Bäume wandten sich in allen möglichen und unmöglichen Weisen um sich selbst und die Farne hier waren riesig. Eigentlich haben wir nur noch auf die roten Augen des Rindenheinis aus Detour gewartet und schon nach Bodenfallen gesucht, in die wir nicht reinfallen wollten. Ob uns die Agents Mulder und Scully zu Hilfe kommen würden? Vielleicht, wenn unsere geliebten Rentner noch im Dienst sind.
An einer Weggabelung stand ein Hinweisschild: “Danger! Unstable Trail Conditions!” Wollen wir das Risiko eingehen? Ja wir wollen und der erste Blick in die Richtung war schon entsprechend. Der Weg war ausgewaschen, als wäre ein Fluß hindurch gelaufen. Na was solls, ein wenig Abenteuer. Ungefähr so ging es weiter, bis wir den weiteren weg links liegen ließen und weiter runter zum Wasser gingen. Hier machten wir eine kurze Pause und trauten unseren Ohren kaum, war das Geräusch ein Luftausstossen oder lud jemand Kies ab? Nichts zu sehen. Dann wieder dieses Geräusch. Und plötzlich eine Wasserfontäne! WALE!!! Unfassbar und kurz darauf tauchte einer auf. Oh mein Gott. Mit dem Fernglas konnten wir erkennen, dass es Humpbacks sein mussten. Wir sind einfach so beim Wandern auf Wale getroffen, wir konnten es einfach nicht fassen.
Leider hatten wir noch ein wenig Weg vor uns und ein paar Dinge auf unserer To Do Liste, bevor die Fähre zurück ging, also machten wir uns schweren Herzens zurück auf den Trail und da erwartete uns das wahre Abenteuer: Der Weg war ordentlich zugewachsen. Wir krabbelten durchs Gestrüpp, kletterten über umgefallene Bäume und balancierten über nicht unbedingt Vertrauen erweckende Bretter, welche über tiefere Pfützen gelegt waren. An einer Stelle habe ich sogar fast den linken Schuh verloren, weil er im Matsch stecken blieb, eine Machete wäre hier gut gewesen. Allerdings waren überall die gelben und roten Bändchen der Wegmarkierung zu finden, so dass wir nie vom Weg abkamen. Für die knapp 2 Kilometer benötigten fast 1,5 Stunden, aber auch definitiv eine Erfahrung, die wir so schnell nicht vergessen würden.
Am Trailhead krabbelten wir aus dem Busch und freuten uns, wieder etwas mehr als 2 m sehen konnten und die Sonne trocknete unsere nass gewordenen Klamotten wieder. Zum Big House der Namgis First Nations war es nicht weit. Aber hier waren die Vorbereitungen für den morgigen Feiertag, den Reconciliation Day, in vollem Gange, somit zogen wir weiter zum Cultural Center.
Dies war sehr informativ und liebevoll gestaltet, so viel schöner als das Museum in Banff und macht definitiv Lust mehr über die Kultur derer zu erfahren, die vor Tausenden von Jahren aus der Mongolei über die Landbrücke nach Nordamerika wanderte und dann später auf übelste Art und Weise von den Europäern behandelt und gedemütigt wurden. Ich würde gerne wissen, was aus der Welt geworden wäre, wenn das britische Empire sich nicht überall breit gemacht hätte. Was für eine wunderbare Diversität hätten wir dann? Man kann nur mutmaßen.
Mit ein paar Souvenirs bewaffnet, stiefelten wir los in Richtung Fähre, zum Glück gab es am “Culture Shock Shop” nun einen ersten Kaffee, der meine nicht vorhandene schlechte Laune in Luft auflöste.
Die Rückfahrt genossen wir bei etwas wärmeren Temperaturen auf dem Sonnendeck.
Zurück auf Vancouver Island und in Port McNeill war relativ klar, dass wir noch mal im Gus’ Pub & Grill dinieren wollten und schlugen direkt den Weg hierher ein. Auch das war wieder sehr lecker, wenn auch ein Mörderportion, merke: Poutine zum Burger tut hinterher im Magen weh, weil nicht genug Platz da ist. (Edit Kai: doppelte Portion Fish & Chips auch!)
Unsere Gastgeber sahen an dem Abend nicht mehr viel von uns. Wir fielen ins Bett wie ein Sack voll Steine. Der Plan um 20h nochmal runter zu gehen, ein Glas Wein zu trinken und das Tagebuch zu schreiben habe ich buchstäblich verpennt…
In diesem Sinne: Gute Nacht!
30.09.2023 Tag 7: Heading South
Nach zwei gemütlichen Übernachtung verabschiedeten wir uns von Francelia & John, unseren wunderbaren Airbnb Gastgebern. Das Experiment ist definitiv geglückt und bei der nächsten Reise werden wir diese Form zu buchen ebenfalls wieder in Betracht ziehen. Nach einer ausgiebigen Streicheleinheit für Thora, einer jungen Staffordshire Terrier Hündin mit dem größten Bedarf zum Knuddeln überhaupt und Piper, der Schäferhündin und Rudelführerin auf diesem Anwesen ging es auf Frühstückjagd im lokalen Supermarkt, einem IGA, in dem größter Wert darauf gelegt wird, so viele lokale Produkte wie möglich anzubieten. Das Tagesziel war Campbell River, in den Midlands der Insel, doch erst wollten wir uns noch Telegraph Cove genauer ansehen. Leider war das Whales Science Center, auf das wir uns eigentlich schon gefreut hatten, bereits geschlossen. Hier ist die Nebensaison bereits eingeläutet. Schade, aber es gibt bestimmt irgendwo eine adäquate Alternative. Um die kleine Bucht führte ein Boardwalk am Steilhang entlang. Hier machte sich gerade ein Gruppe Kanufahrer auf den Weg raus aufs Wasser. Am Aussichtspunkt ging der breite Weg in einen kleinen Trail über und nach kurzem Hin- und Her und dem Check ob das Bearspray dabei ist (ja war es, in Kai’s Hosentasche), stiegen wir den kleinen Hügel hinauf, der (Überraschung) im gerade neu entstehenden Wohngebiet endete. Hier standen wunderschöne Holzhäuser mit Blick aufs Meer. Ja, da würden wir auch einziehen. Wie gesagt, ich arbeite ja noch an der Umsetzung. Über einen doch noch gut besuchten Campingplatz führte der Weg zurück zum Parkplatz. In dem kleinen verschlafenen Nest gab es doch noch eine Artgalerie, in der es wunderschöne Handarbeit zu bestaunen gab. Die Inhaberin des Shops fand es ebenfalls traurig, dass schon alles geschlossen und sie sich schon mehrfach darüber geäußert hat - kann man nichts machen. Hier gibt es genug für uns zu tun und zu erleben. Draußen vor der Tür flog ein ganzer Schwarm Jays herum, eine Art Kingfisher mit wunderschöner blauer Färbung und der Wappenvogel der Provinz. Der Highway 19 führte uns weiter in Richtung Süden. An diversen Aussichtspunkten machten wir halt, ein wenig verwundert standen wir auf denselben, denn wirklich zu sehen gab es hier nicht, vielleicht muss man uns das Konzept erst noch erklären. Was uns in den letzten Tagen auffiel, war der Unterschied bezüglich Sauberkeit zwischen den Nationalparks in den Rocky Mountains und dem Norden Vancouver Islands. In den Parks war es unfassbar sauber und nirgends lag Müll rum. Dies sah hier schon anders aus, nicht übermäßig, aber es fällt auf. Wir machten einen Abstecher durch das kleine verschlafene Nest Woss und den Ort Sayward, wo das geschlagene Holz im Wasser gelagert und später auf Schiffe verladen wird. Im Visitor Center unterhielten wir uns lange mit der dortigen Mitarbeiterin, die uns die genauen Hintergründe zu den oragenen Tshirts mit “Every Child Matters” Aufschrift erklärte. Dies ist auf die brutale Behandlung der Kinder in den Residential School (Staatlich beauftragte Internate, kirchlich geführt) zurückzuführen. Sowohl indigene als auch christliche Schüler erlitten eine menschenunwürdige Behandlung während ihrer Schulzeit und viele Schüler, meist indigene Kinder, kamen nicht mehr nach Hause, nie wieder. Man fand ihre kleinen Knochen später in anonymen Gräbern. Mit einem Kloß im Hals verließen wir Sayward und machten uns auf die letzten Meter nach Campbell River. Hier würde es noch einmal spannend werden, denn wir hatten eine Nachricht von unserem gebuchten (und bereits bezahlten) Motel erhalten, dass sie sich spontan entschieden haben zu renovieren und wir umgebucht werden würden, wenn wir bestätigen. Da wir auf die Bestätigung nie eine Antwort erhielten, schlossen wir es nicht aus, dass wir die nächste Nacht ggf. im Auto verbringen. Okay, zumindest sind wir darin vor Bären geschützt. Doch es kam ganz anders, wir wurden in ein anderes Motel umquartiert und hatten keine Aussicht auf den Fluss, sondern aufs Meer und was für einen! Jackpot! Am Nachmittag nahmen wir die kleine Stadt noch ein wenig unter die Lupe und machten ein paar kleine Besorgungen, denn die Kombination aus morgigen Feiertag und Sonntag ließ uns ein wenig vorsichtiger sein, es könnte ja doch mal passieren, dass die Geschäfte zu sind. Aber dem ist nicht so. Ganz schön verrückt. Versucht das mal in Deutschland! Zum Spaß schlenderten wir durch den Dollarama (eine Art Schnäppchenladen) und am liebsten hätte ich mich hier an der Halloween Deko totgekauft. Das hätte ich gerne etwas mehr bei uns in Deutschland. Erschlagen vom Real Canadian Superstore, in dem es einfach ALLES zu kaufen gibt (vom Cracker bis zum Autoreifen) und ich mir eine warme Weste kaufte, da ich tatsächlich etwas… sagen wir optimistisch gepackt hatte, endeten wir bei Dick’s Fish & Chips. Eine Empfehlung des Motelbesitzers. Ich hatte ein richtig leckeres Stück lokal gefangenen Lachs und Kai einen Lachs Wrap. Satt endeten wir den Tag mit einem Gläschen Wein mit Aussicht. Mal sehen, was der heutige sagt so für Abenteuer für uns bereit hält.
01.10.2023 Tag 8: Bear statt Cougar
Am Sonntagmorgen starteten wir gemütlich mit dem Sonnenaufgang von unserem Zimmer aus. Hierfür habe ich Kai aus dem Bett geschmissen, da es morgen bewölkt sein sollte und wir das Schauspiel so nicht hätten bestaunen können.
Zum Frühstück probierten wir das vom Motelbesitzer empfohlene Ideal Cafe aus. Ein interessanter Laden mit vielen Portraits von Musik- und Filmstars an den Wänden. Und wie das in Canada so ist, ist es richtig laut hier.
Beinahe hätte ich mich selbst über den Jordan geschickt, weil ich den Toast mit Butter drauf nicht bemerkt hatte, aber Kai, mein Lebensretter, hat alles gemanagt.
Für den weiteren Tag deckten wir uns noch mit Obst und Nüssen im lokalen Supermarkt ein und lenkten unser Autochen in Richtung Elk Falls Provincial Park, eines unserer Highlights auf dieser Reise. Ein leicht mulmiges Gefühl hatten wir allerdings aufgrund der Cougar Sichtungen in dem Gebiet, denn es ist und bleibt “a fucking mountain lion", um unsere Gastgeberin in Golden 2019 zu zitieren.
Die Verhaltensregeln machen ebenfalls Mut:
If you encounter a cougar:
STOP Never approach a cougar at any time for any reason.
STAY CALM Maintain eye contact, speak in a confident voice and slowly back out of the area. Do not run.
KEEP CHILDREN CLOSE Always keep children nearby and in sight. Pick up small children immediately.
APPEAR LARGE Make yourself look large. Do not bend over or crouch down. Raise your hands. Hold your coat open. Utilize natural barriers and create space and distance.
BE PREPARED Carry Bear Spray, Walking Stick, and Noise Makers can be used for protection. Fight back if attacked.
PETS Dogs may attract Cougars. Keep dogs on a leash or at home.
AVOID WALKING ALONE.
Doch da so viele Menschen unterwegs waren, machten wir uns auf den Hauptwegen keine Sorgen.
Der Weg führte uns erst über eine Hängebrücke über die Schlucht, von der aus man den Wasserfall sehr schön sehen konnte und an deren Ende ein Aussichtspunkt mit Bänken zum Verweilen installiert war. Anfangs waren wir noch allein, dann kamen die Grüppchen und es wurde schnell voll auf der Brücke. Über einen kleinen Trail auf der Startseite der Brücke kam man nach unten an den Lauf des Wassers. Imposant, mit wie viel Kraft das Wasser durch den natürlichen Steinkanal schießt. Hier stand jemand und zeichnete die Szenerie, was schon nach den ersten paar Strichen wirklich schön aussah. Da es hier erstmal steil runter ging und dann wieder hoch, wurde es hier schon leerer, was die Besucherfrequenz anbelangte. Den Wanderweg schien so gut wie keiner zu benutzen, also hielten wir das Bärenspray griffbereit und gingen die kleine Runde, die auf der Karte riesig wirkte. Ein schöner Spaziergang durch den Regenwald mit einem weiteren, breiten Wasserfall und am Ufer fanden wir tatsächlich Fell, helles Fell, welches sehr streng nach nasser Katze roch. Da es nahezu windstill war, ließ sich auch nicht wirklich sagen, seit wann dies dort liegen könnte. Wir hielten jetzt doch ein wenig mehr die Augen auf und unterhielten uns wieder lauter. Doch bis auf eine nette Lady schon fast am Ende der Runde, gab es außer einem Eichhörnchen, welches uns klarmachen wollte, dass das seine Nuss ist und es diese nicht mit uns teilen wollte, keine Tiersichtungen.
Der Park bekommt von uns definitiv einen Daumen nach oben und absolut sehenswert, leider ein bisschen klein.
Weiter ging es in den Strathcona Provincial Park in Richtung Westen. Auf dem Weg nach Gold River hatte man das Gefühl, in die totale Wildniss zu fahren, bis man den Blick nach vorne mal zur Seite schweifen ließ und ein Haus nach dem anderen im Wald auftaucht. Richtig versteckte, wunderschöne Holzhäuser, zumindest die meisten, denn viele hier haben ein Messie Problem mit ihrem Schrott in den Gärten und Autos werden zur Entsorgung gerne in eine Hecke gefahren, oder auf der Wiese stehen gelassen, bis sich eine Hecke darum bildet? Ich glaube, das ist eine ähnliche Frage wie die mit dem Huhn und dem Ei.
Am Eingang des Strathcona Provincial Park steht ein großer Holz-Wapiti (Elk) und wir durften bei der “Fütterung” zuschauen, als ihm ein paar Zweige mit dem Kommentar “He’s hungry!” ins Maul gestopft wurden. Sah hübsch aus mit den Blättern bereits in herbstlichem Gelb.
Wir hielten hier und da an Viewpoints und ließen den Tag gemütlich laufen. Gold River passierten wir vorerst und fuhren weiter bis zum Muchalat Inlet (Fjord). Von hier aus starten Flug- und Schiffstouren für Fotosafaris, leider wie alles andere auch: Bis Ende September.
Nichtsdestotrotz hat sich die Fahrt hier raus gelohnt, denn als wir gerade zurück kullern wollten, erspähten wir einen Schwarzbären im Bett des Fluss gegenüber. So konnten wir aussteigen und die Sichtung genießen. Yay, unser erster Bär dieses Mal, das wurde aber auch Zeit!
In Gold River brauchte ich einen Kaffee, denn ich bin unterwegs ordentlich eingeschlafen. Vor dem kleinen Center, in dem sich der Coffee Shop befand, standen wunderschön geschnitzte Holzfiguren. Überall findet man hier Kunst zu bestaunen, das macht richtig Spaß. Egal ob Holzfiguren, Streetart oder andere Kuriositäten, wenn man die Augen aufhält, gibt es immer etwas zu entdecken.
Für das Abendessen hatte Kai einen China-Imbiss mit besten Bewertungen aufgetan und der sollte nicht enttäuschen, denn hier war es voll. Das Essen war super, allerdings würde uns die Portionsgröße das Abendessen für den nächsten Tag sichern. Auf der Rückfahrt zum Motel entdecken wir tatsächlich noch einen Schwarzbären mitten in einem Wohngebiet. aber da wir selber hungrig waren, stoppten wir nicht. Hunger hat Vorfahrt!
Nach ein paar Youtube-Videos über Vancouver Island fielen wir in die Federn.
Night Night!
02.10.2023 Tag 9: Angst um Loki, schlimme Nachrichten von zu Hause
Ich kann es nicht erklären, aber in der Nacht habe ich sehr unruhig geschlafen und war unglaublich früh wach. Die Unruhe zog sich durch und so räumte ich meinen Kram mal wieder auf. Und dann die Schocknachricht von Zuhause: Loki bewegt sich ganz komisch, frisst nichts, ist völlig apathisch. Maria packte ihn ein und fuhr mit ihm zu unserer Tierärztin. Der Weg dahin fühlte sich von hier aus an wie Tage. Was hatte er angestellt? Ist er irgendwo heruntergefallen? Hatte er einen Schlaganfall? Haben sich Loki und Stark so sehr gerauft?
Frau Dr. Breidbach sagte uns am Telefon, dass der kleine Mann ganz schmerzhaft ist und immer wieder krampft und er dringend in die Tierklinik muss.
Das hieß Loki und Maria mussten wieder zurück. Wieder warten. Kai sagte in der Tierklinik Bescheid, dass Maria bitte nicht mit der Rechnung belästigt werden soll, darum kümmern wir uns. Nach der Untersuchung konnten wir auch hier mit der Tierärztin sprechen. Loki hatte eine Exsikkose, er war komplett dehydriert. Keiner von uns kann sich erklären, wie das passieren konnte. Vergiftung, Nierenproblematik und Sturz standen immer noch im Raum. Er soll über Nacht dort bleiben und sie machen ein Blutbild. 10 Uhr am nächsten Morgen können wir anrufen und uns nach ihm erkundigen. Kurz nachgerechnet 1h morgens für uns. Alles klar, das würde ein harter Tag werden. Wir hatten unwahrscheinliche Angst, unseren kleinen Gorilla auch zu verlieren, nachdem wir vor etwas über zwei Wochen unsere Trinny über die Regenbogenbrücke gehen lassen mussten. Ständig überlegten wir, was passiert sein könnte. Immer wieder schlichen sich die schlimmsten Szenarien in unsere Köpfe. Wir versuchten uns abzulenken und stürmten alle Outdoor und Gift Shops, fuhren die Küste rauf und runter, guckten uns die Wohngebiete an. Alles, nur nicht stehen bleiben, die Gedanken waren ständig bei unserem Kleinen und wir hofften, dass Tropf und Schmerzmittel wirkten und er schlafen konnte.
Wie ging es Stark dem kleinen Keks ganz alleine zu Hause? Erst Trinny weg, dann wir und nun auch noch Loki. Auch der kleine Knuff musste jetzt ganz tapfer sein. Nach Flügen hatte ich schon geschaut, und auch wie die Stornobedingungen der gebuchten Übernachtungen sind. Wenn es hart auf hart käme, soll Kai weiter Urlaub machen, ich flieg nach Hause. Ohne wenn und aber. (Kai: Als ob ich allein hier bleiben würde!!)
Zurück im Zimmer versuchten wir uns einfach zu beschäftigen, mit belanglosen Dingen, die keine Denkleistung voraussetzen.
Kai hat es geschafft, wach zu bleiben, ich bin immer wieder eingenickt und hochgeschreckt. Dann war es endlich kurz vor ein und wir riefen an. Ich glaube, unseren Herzschlag konnte man bis aufs Festland hören. Und dann endlich die Erleichterung: keine akute Lebensgefahr und ihm geht es besser. Sie wollen ihn aber noch beobachten und noch einmal Blut abnehmen. Gegen 16h würden wir mehr erfahren. Da fiel uns schon mal ein richtiger Brocken vom Herzen. Wir würden unseren kleinen Rabauken wiedersehen. 16h ist bei uns 7 Uhr morgens, also Wecker gestellt und erstmal etwas erleichtert geschlafen. Natürlich haben wir uns zwischendurch immer wieder mit Maria ausgetauscht und sind irre dankbar, dass sie sich um die beiden kümmert und ihr die Veränderung des kleinen Quirls aufgefallen ist.
Kurz vor sieben klingelte der Wecker und die Nachrichten, die wir nun erhielten, waren noch schöner. Lokis Blutwerte waren fast wieder normal und er war putzmunter. Ein Tag noch am Tropf und er kann höchstwahrscheinlich wieder nach Hause.
Was für ein Krimi…
Als Maria fragte, ob es für uns in Ordnung wäre, dass sie bei den beiden Chaoten übernachtet, wusste ich nicht, wo wir diesen Engel gefunden hatten.
Ich kann nicht mehr, ich muss ins Bett.
03.10.2023 Tag 10: Exploring Quadra Island Die Idee noch einmal zu schlafen hat nicht funktioniert, irgendwie waren wir erstmal ziemlich im Eimer und einfach nur wahnsinnig erleichtert. Aber die Sonne schien und es versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Viel zu schade, um ihn hier im Zimmer zu verbringen.
Mein Kopf war noch nicht in der Lage, Pläne zu machen. Erstmal Frühstück: Toast mit Blueberry Jam und ein Kaffee. Kai ging duschen und ich sortierte meinen Kopf ein wenig.
Wollen wir rüber nach Quadra Island fahren? Kam die Stimme aus dem Off, äh aus dem Bad.
Ich: Klar, darüber habe ich mich aber noch nicht informiert, was gibt es denn dort?
Kai: Keine Ahnung, aber auf jeden Fall den Leuchtturm, den wir von hier sehen können.
Okay, seine Synapsen hatten einen ähnliche Leistungsfähigkeit wie meine, wir würden einfach schauen, was es dort zu entdecken gab. Also ab zur Fähre, die war ja hier um die Ecke. Doch diesmal würden wir das Auto mitnehmen, denn die Insel ist ein kleines bisschen größer als Cormorant Island, welche man zu Fuß erstiefeln kann.
Die Überfahrt dauerte keine halbe Stunde, war aber trotzdem schön und wir bibberten fröhlich und immer noch voller Erleichterung auf dem Sonnendeck Quadra Island entgegen.
Runter von der Fähre und erstmal Kaffee organisieren und die üblichen Sandwiches. Dann einen schönen Spot suchen, wo man den Kaffee am besten genießen kann.
Der hatte sich schnell im Rebecca Spit Provincial Park gefunden, eine kleine Landzunge mit reichlich Picknickbänken, die aber alle im Schatten lagen, wir wollten in die Sonne und so fanden wir einen tollen Platz mit Blick aufs Wasser in der Sonne und auf am Strand liegenden Baumstämmen. Der Kaffee schmeckte gleich drei mal so gut und der nette Gentleman, der an uns vorbei lief, wies uns auf die Wale hin, die hier gerade durchzogen. Damit hatte er unserer Aufmerksamkeit sofort zu 100%. Und wir hatten Glück und konnten einige Humpbacks sehen. Was für ein wunderschönes Schauspiel, das nun schon zum zweiten Mal und unsere Waltour kommt doch erst in Tofino (weil dort an der Westküste auch noch Orcas unterwegs sind, haben wir uns entschlossen zu warten).
Wir mussten uns richtig losreißen, zu schön war die Aussicht auf die Meeresgiganten. Doch sie entfernten sich immer weiter, so dass wir zurück zum Auto gingen.
An einem Trailhead hielten wir und wollten zu einem See wandern, der nur drei Kilometer entfernt war, dass diese drei Kilometer permanent bergauf gingen, wurde nirgends erwähnt. Nach knapp einem Kilometer klettern, erreichten wir einen wunderschönen Aussichtspunkt und genossen den Weitblick über die Wälder. Wahnsinn. So eine Weite und an vielen Stellen wirklich noch unberührte Natur. Die Sonne wärmte jetzt richtig gut und an den regnerischen Tag von gestern erinnerte fast gar nichts mehr.
Wir entschieden uns hier umzudrehen, denn wir waren beide fix und fertig vom gestrigen Tag und der unruhigen Nacht. Doch einige Höhenmeter haben wir hier gesammelt.
Weiter ging es in Richtung Norden der Insel, über eine Logging Road fuhren wir zur Open Bay. Ein relativ steiler Weg bergab führte uns durch den Regenwald an eine wunderschöne kleine Bucht. Den ganzen Strand teilten wir uns mit einem weiteren Pärchen und deren Hund. Bis auf uns und die Möwen war niemand hier. Wahrscheinlich wiederhole ich mich, aber ich werde mich niemals am Hotelstrand dicht an dicht mit anderen um die Wette rösten lassen. Dann lieber an so einem Ort, an dem man genauso die Sonne genießen kann, aber seine Ruhe hat.
Nächster Point of Interest befand sich im Nordwesten der Insel und nannte sich Surge Narrows Marine Park. Da wir keine Ahnung hatten, was uns erwarten würde, fuhren wir einfach drauf los. Am Village Bay Lake und am Mine Lake vorbei landeten wir am Ziel. Hier gab es allerdings nur ein kleines Dock, wo die Locals ihre Einkäufe etc. aus ihren Autos in kleine Boote verluden, um dann auf die noch kleineren Inseln überzusetzen. Wir unterhielten uns mit einem Pärchen, die gerade mit der Schubkarre zwischen Auto und Dock unterwegs waren. Die Aussicht ist hier einfach überall wunderschön. Da lohnt sich wirklich jeder Halt.
Ab in den Nordwesten zum Granite Bay, aber dafür erstmal die Strecke über die Schotterstraße zurück, da es auf den Inseln keine oder so gut wie keine Loops gibt, sondern man den Weg, den man gekommen ist, immer wieder zurück muss, kennen wir ja schon. Am Mine Lake hielten wir für einen kurzen Klostopp (irre, hier gibt es überall in der tiefsten Wildnis Klos und die sind meistens in sauberem Zustand). Die an der Tür angeschlagene Information beantwortete unsere Frage nach Wildtieren auf dieser Insel, denn hier war ein Cougar gesehen worden. Wir hatten den Tag über bereits immer vorsichtshalber das Bear Spray in der Tasche.
Granite Bay war der unspektakulärste Spot auf der Tour - ein kleiner Hafen mit Bootchen. Das Highlight war jedoch der American Fish Eagle, der sich über der Bucht durch die Lüfte schwang und dann auf einem nicht zu weit entfernten Baum bestaunen ließ. Auch deshalb hatte es sich schon wieder gelohnt, hier raus zu fahren.
Es war schon später Nachmittag, weshalb uns entschieden noch den Leuchtturm (weshalb wir ja eigentlich nur hergekommen sind :) ) anzusteuern und danach die Fähre zurück nach Campbell River zu nehmen.
Innerhalb von kürzester Zeit waren wir vom Nirgendwo wieder im Stadtgewusel, schon irgendwie seltsam.
Abendessen musste her und mein Wunschrestaurant, welches einer unserer Lieblings-Youtube-Kanäle empfohlen hatte, war natürlich dienstags geschlossen. Also folgten wir der Empfehlung des Motelbesitzers und gingen ins Match (direkt im Casino), wo es sehr gut schmeckte.
Jetzt klingeln wir noch ein wenig im Motel aus. Ich habe das Reisetagebuch aufgeholt, trink mir ein Gläschen Wein mit Blick aufs Wasser und Kai schläft schon. Ich kann nicht in Worte fassen, wie unfassbar dankbar ich bin, dass unsere kleinen Lieblinge in so guten Händen sind.
Gestern hat mich eine Erkältung richtig schön umgeworfen, heute ist es zum Glück schon viel besser. 24 Stunden Grippe? Diese Reise ist seltsam, aber die Eindrücke am Rand des Weges sind wunderschön. Morgen geht es für uns weiter in Richtung Süden nach Nanaimo. Und danach startet mein Geburtstagsabenteuer Tofino.
Ich bin gespannt und versuche nun ein wenig zu schlafen. Gute Nacht.
04.10.2023 Tag 11: Highway 19A South
Wir waren morgens total aufgeregt: Denn Loki durfte nach Hause! Die Tierarzthelferin versicherte uns noch einmal am Telefon, dass unser kleiner Gorilla wieder topfit ist und sich auch bereits beschwert und nach Hause möchte. Was für eine Erleichterung. Maria war auch schon auf dem Weg, um ihn einzusammeln und war mindestens genauso aufgeregt wie wir. Auf der Sprachnachricht, die sie uns aus dem Auto schickte, hörte man ihn lautstark gegen das Autofahren protestieren und es war das schönste Geräusch, das wir seit langem gehört haben.
Mit dem Start der Fahrt in Richtung Süden haben wir gewartet, bis Loki zu Hause angekommen war und freuten uns über die geschickten Bilder und Videos. Mit Pippi in den Augen schauten wir diese immer wieder an. Maria wollte bei den zwei Knuffs übernachten und so konnten wir uns heute, mal viel später als üblich, aber dafür völlig entspannt, auf den Highway 19A nach Nanaimo auf machen. In Campbell River kauften wir noch eine Kleinigkeit im Giftshop und knippsten die wunderschöne Streetart, die wir in den letzten Tagen immer wieder bestaunt hatten. Frühstück mit Aussicht gab es beim Fogg Dukkers Coffee, einem kleinen witzigen Cafe direkt am Strand, welches wir auf einem der Vlogs auf Youtube (Adventures of A+K) entdeckt hatten. Die Strecke war ungefähr 160km lang, doch durch unsere zahlreichen Stopps an hübschen Punkten, auch wenn es nur ein schöner Blick aufs Meer war, brauchten wir eine ganze Weile, bis wir unser Ziel erreichten. Immer wieder erwischten wir freies WiFi uns schauten etwas nervös auf unsere Telefone, aber “no news are good news” uns so steckten wir sie wieder beruhigt ein. Ein paar kleine Souvenirs haben wir gefunden, im Norden gab es davon nicht ganz so viel, das wird wohl mehr werden, je mehr es nun touristisch wird. An einem Rastplatz bei Union Bay hörten wir Seelöwen rufen, richtig laut und es schienen einige gewesen zu sein, leider konnte man sie trotz Fernglas nicht erspähen. Sie versteckten sich an den Anlegern von Austernfarmen und dem Gerassel darauf. Gegen kurz nach 16h checkten wir in unser Zimmer ein, welches wir noch einmal tauschen mussten, da es ein paar Kleinigkeiten zu monieren gab und dann ließen wir den Abend beim Mexikaner in Nanaimo ausklingen. Für Kai gab es Quesadillas und für mich einen Burrito und zum Nachtisch Churros mit veganer Schokoladensauce. G E I L O M A T ! Alt bin ich an dem Tag nicht mehr geworden, noch ein bisschen Podcast hören und dann schlafen, denn mich hat eine Erkältung ordentlich erwischt. Ist wohl der ganze Stress, der gerade abfällt. Shit happens, passt ins Bild. So und nun Bubu, denn morgen gibt es viel zu entdecken!
05.10.2023 Tag 12: 36 Minutes and more
Mit einer langen To Do Liste ging es heute morgen als erstes ins Visitor Center von Nanaimo. Die super nette Lady vor Ort half uns ein wenig dabei uns zu orientieren und man merkte, dass sie voll der Jackpot war. Manchmal sind die Angestellten etwas wortkarg und desinteressiert, aber Morgane war mega hilfsbereit und versorgte uns mit allen möglichen Informationen. Wo kann man wandern, wo sind die Spots, die wir auf Instagram entdeckt hatten und wo hat man die Chance, Wildlife zu sehen?
Für heute hatten wir eine kleine Tour durch Nanaimo geplant. Die führte uns zuerst in den Norden der Stadt. Auf dem Weg hielten wir am Piper Lagoon Park und frühstückten mit herrlichem Blick auf den Pazifik. Dann ging es weiter zum Neck Point Park. Morgane sagte uns, dass wir hier eine gute Chance hätten, Wale zu sehen und diese hier gerne eine Show abliefern würden. Der Park war wunderschön auf einer kleinen Halbinsel gelegen, von fast überall auf dem Rundweg hatte man einen herrlichen Blick auf den Pazifik zur einen Seite und auf einen dichten Regenwald mit Red Cedars, Western Hemlocks, Big Marple Trees, Fir trees und Farnen auf der anderen Seite. Holztreppen führten über kleine Felsen zu Aussichtspunkten und Häschen hoppelten in der Nähe des Parkplatzes auf der Suche nach Futter durch die Gegend. Mit den Walen hatten wir heute kein Glück, aber wir haben ja auch noch eine Tour ausstehen, das dauert aber noch ein paar Tage.
Von hier aus düsten wir in die Innenstadt, welche wir uns eigentlich in Ruhe anschauen wollten, aber Kai’s Hirn war im Urlaubsmodus uns so zog er ein Parkticket für 36 Minuten statt für 3 Stunden und freute sich auch noch n Keks wie günstig es doch hier zu parken ist. Auf meinen Kommentar, dass wir genau 18 Minuten gehen können, um dann 18 Minuten zurückzugehen und das ja recht knapp ist, lachte er nur. Mittlerweile weiß ich, dass er das da gar nicht kapiert hatte. Also hatten wir schöne 36 Minuten am Harbour Walkway. Waren fix auf dem Pier, auf dem die Locals Krabben fischten, schauten uns die Statue von Mayor Frank Ney an, der hier als Pirat verkleidet verewigt war und knippsten den Totem Pole bevor die 36 Minuten abgelaufen waren. Hier fiel dann auch bei Kai der Groschen…tröpfchenweise...
Wir sind dann etwas weiter rein getuckert und haben beim Bocca Caffee einen der berühmten Nanaimo Bar probiert, denn hier gab es das ganze auch vegan und Glutenfrei und und und. Natürlich durfte ein großer Latte nicht fehlen und für Kai gab es einen Muffin. Die Verrücktheit der Insulaner nach dem Nanaimo Bar ist berechtigt Er schmeckt mega gut, aber mehr als ein Stück kann man nicht essen. Wir schlenderten noch kurz durch den Fairtrade Global Markt gegenüber, doch die Sachen, die uns hier gut gefielen, waren mit “Made in KwaZulu Natal South Africa” gekennzeichnet und das würden wir bestimmt nicht in Kanada kaufen.
Von hier ging es zu einem weiteren Punkt auf der Liste: Top 10 Things to do in Nanaimo, dem Jack Point and Biggs Park. Die Aussicht über den Estuary und die Stadt war richtig schön und man hätte den Weg echt genießen können, wäre auf der anderen Seite kein lautes Sägewerk gewesen.
Colliery Dam Park war ein hübscher kleiner Park, der durch riesige, wunderschöne Bäume führte. Hier schafften wir das Kunststück, uns im kleinen (Stadt-)Park mit Rundwegen zu verlaufen! Das muss man auch erstmal hinbekommen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Motel machten wir uns auf den Weg unser Abendessen zu jagen, das Pizzatier sollte erlegt werden und bei Local Pizza wurden wir fündig, aber schafften beide nicht mal die mittlere Portion, dann gibt es den Rest morgen zum Frühstück. YUCK! Oder auch nicht.
Morgen freuen wir uns schon sehr, das wird spannend.
Deswegen geht's jetzt dick mit Wick Vaporup (#unbezahlteWerbung) eingeschmiert ins Bett, sodass ich morgen wieder fit bin fürs nächste Abenteuer.
In diesem Sinne: Gute Nacht!
06.10.2023 Tag 13:
Nachdem wir gestern Nanaimo und Umgebung unsicher gemacht hatten, wollten wir uns heute schon mal ein wenig an den Westen ran tasten. Dafür ging es ein Stück zurück den Highway 19 hoch in Richtung Parksville und später auf den Highway 4 weiter nach Port Alberni.
Doch erstmal stand das Northern Island Wildlife Recovery Center auf dem Programm.
Nach der Kasse ging es erstmal in eine kleine Art Ausstellung, doch die hier ausgestellten und ausgestopften Tiere hatten auf mich eher eine abschreckende Wirkung.
Hier werden Tiere zum Beispiel nach einem Unfall wieder aufgepäppelt, wie die junge Bärendame Rae, die eine heftige Kollision mit einem Auto überlebt hat. Leider kann sie aufgrund der erlittenen neurologischen Schäden nicht mehr ausgewildert werden, hat aber hier ein tolles und vor allem großes, liebevolles Zuhause gefunden. Wir saßen eine Weile an ihrem Gehege und beobachteten Sie beim Zerlegen eines Baumstamms. Ab und an sahen uns ihre wunderschönen braunen Augen direkt und durchdringend an. So ein schöner Moment, der leider durch ein paar sehr unsensible “Tierfreunde” gestört wurde, so verabschiedeten wir uns von Rae.
In einer großen Halle sind die Greifvögel untergebracht, hier können sie sich in kleiner Runde erholen und gesund werden und haben dennoch Platz zum Fliegen.
Auf unserer Runde durch das Center stießen wir auf eine Tierpflegerin mit einem Albinoraben. Sie erzählte, dass der kleine Kerl in freier Wildbahn einfach verbrennen würde, da ihm durch das Nichtvorhandensein von Melanin jegliche Pigmente und somit ein Schutz vor der Sonnenstrahlung fehlt. Von seinen Artgenossen wurde er aufgrund seines Aussehens verstoßen, doch hier kümmert man sich gut um ihn und seinen Bruder, Blizzard, der ebenfalls ein kleiner Albinorabe ist.
Wir sind nie die größten Fans von Tieren in Gehegen, doch hier wurde sich wirklich Mühe gegeben, den Tieren ein Zuhause zu geben, mit Rückzugsmöglichkeiten vor Artgenossen und Menschen. Wirklich schön.
Nun rollten wir weiter auf den Highway 4 bis zum Cathedral Grove. Ein weiteres Highlight, auf welches wir uns schon lange freuten (außerdem wurden die Endor Szenen in Star Wars - Return of the Jedi gedreht). Es gibt zwei Loops die links und rechts der Straße beginnen. Meistens über einen Boardwalk (damit niemand die empfindlichen und uralten Pflanzen zertritt, woran sich leider nicht immer alle halten) führt die gesamte Runde zwei Mal über etwas mehr als 1 km durch diesen uralten Wald. Riesige umgestürzte Bäume mit Wurzelwerk so groß wie ein großes Fußballtor, Red Cedars und Western Hemlocks, die gefühlt bis in den Himmel ragen, ließen uns staunend unsere Runden drehen.
Die nette Lady im Visitor Center in Nanaimo hatte uns empfohlen, zum Victoria Quay in Port Alberni zu fahren, hier hätten wir eine gute Chance endlich Bären zu sehen. Doch wie so oft auf dieser Reise: No Bear. No Bear. La-la-la-la-la-la. Aber ein hübsches Fleckchen war es schon. Doch wir wollten Bären sehen! Der nächste Tipp war der Stamp Falls Provincial Park. Ein langer Weg entlang des Flusses und an der Salmon Ladder, eine Konstruktion, die es den Lachsen ein wenig erleichtern sollte, die Strömung zu überwinden. Doch nicht alle verstanden diese Hilfestellung und so wimmelte es im Wasser einfach überall von Lachsen und sie versuchten, gegen den Wasserfall zu springen, unglaublich beeindruckend. Doch leider ist wieder kein Bär weit und breit am Ufer. Die waren bestimmt alle schon satt.
Doch dann bekamen wir einen Tipp: Den kleinen Trampelpfad bergauf ungefähr 15 Minuten und dann sollte ein Bär unten am Ufer zu sehen sein, dem die Lachse nur so ins Maul fliegen.
Leider hatte das Ganze einen Hacken: Wir mussten an einem schlafenden Bären, der direkt neben dem Weg im Gebüsch lag, vorbei.
Circa 10 Meter waren wir wild entschlossen, dort lang zu gehen, dann verließ uns doch trotz Bear Spray der Mut und wir drehten lieber, “Better safe than sorry”, wieder um.
Die Uhr war auch der Meinung, es ist nun Zeit für die 1,5 Stunden Rückweg und essen wollten wir ja auch noch. Außerdem mussten wir am nächsten Tag früh aufstehen, denn die Strecke nach Tofino würde uns ein paar Stunden kosten.
Kai wollte sich am Abend die Pizza aufwärmen und meine Versuche, ihn zu was frisch Gekochtem zu bewegen, scheiterten. Also genoss ich mein Poutine und ließ ihm die Pizza. It was your choice.
Gespannt auf Morgen, geht's nun ins Bett
07.10.2023 Tag 14: Summer in Tofino
Als ich heute Morgen wach wurde, wollte ich Kai am liebsten alleine losschicken und im Bett bleiben. Meine Nase war nun richtig zu, das Husten tat verdammt weh und ich fühlte mich einfach wie ausgekotzt. Passt ja ins Bild dieser wunderschönen Katastrophe, wie wir sie liebevoll nennen.
Und da Aufgeben nun mal keine Option ist, schälte ich mich aus dem Bett, angetrieben von der Vorfreude auf Tofino, denn wir würden Nanaimo heute bei bestem Wetter in Richtung Westküste verlassen.
Wir wollten zwar so früh wie möglich los und am Besten gegen Mittag da sein, aber an den Qualicum Falls legten wir dennoch eine Pause ein. Zuerst schauten wir uns die Lower Falls an, die über eine lange Treppe hinunter zu erreichen war. Ganz hübsch hier. Aber man merkt langsam, dass man in einigen Punkte (gerade von den Nationalparks) unfassbar verwöhnt ist.
Wir stiegen die Treppen wieder hoch und nahmen den kleinen Trail zu den Upper Falls. Ich musste Kai ein wenig überreden, weiter hoch zu steigen, um den gesamten Überblick über die Falls zu haben, seiner Meinung nach war die halbe Höhe ausreichend, jedoch freute er sich genauso wie ich, oben den ganzen Wasserfall bestaunen zu können. So schön diese kleinen Provincial Parks!
Der Rückweg mit meinem Kartengenie (trau keinem Geograph mit Karte!) endete auf einer Straße statt zurück am Auto und ich musste schmunzeln. So gingen wir den Weg wieder zurück und dann den Trail, den wir hergekommen sind. Unterwegs trauten wir unseren Ohren nicht, denn hier spielte jemand "Amazing Grace" auf dem Dudelsack. Eine schöne Idee, morgens im Wald zu üben, statt die Familie zu wecken. Bären würden sich auch fern halten.
In der Ferne konnten wir schon die Inversionswetterlage über Port Alberni sehen, die Berggipfel ragten durch die Wolken und wir fuhren immer weiter in die Wolken hinein, so dass der wunderschöne Tag erstmal in Watte lag.
Am Quay hielten wir noch einmal nach Bären Ausschau, doch erstens konnten wir vor Nebel kaum etwas erkennen und zweitens dachte sich der Bär wohl mal wieder: Warum soll ich für die zwei Pappnasen so früh aufstehen…?
Über den Highway 4 ging es dann auch weiter, vorbei an vielen Seen und Flüssen und dann dachten wir, wir hätten es an die West Coast geschafft, tja dies war aber einfach nur ein weiterer verdammt großer See, nämlich der Kennedy Lake. Aber trotzdem ein wunderbarer Ausblick bei strahlendem Sonnenschein!
Man denkt wieder ganz anders, wenn das Telefon den ganzen Tag im Flugmodus ist und nicht mit Google Maps, sondern mit einer alten Karte navigiert.
Hier waren wir im Sommer angekommen, es war herrlich warm und die Sonne strahlte. Keine Wolke mehr am Himmel.
Die Visitor Center waren bis auf das in Ucluelet “Closed for the Season", aber unseren Pass für den Pacific Rim National Park bekamen wir zum Glück auch am Automaten. Diesmal leider nur in “unschön” als Ausdruck.
Da wir noch Zeit hatten, bis wir einchecken konnten, schauten wir uns erstmal in Ucluelet um und schlenderten den kleinen Lighthouse Loop des Wild Coast Trail entlang. Hier hatten wir immer wieder andere wunderschöne Ausblicke auf die zerklüftete Küste und den dahinter liegenden pazifischen Ozean. Ein wunderschöner Trail, der noch ein wenig weiter gegangen wäre, aber mein Liebster läuft halt gerne an der Straße entlang. Deswegen nahmen wir halt “die Abkürzung”. (Wie gesagt, Geograph!)
Auch wenn ich mich gerne mal über Kais Kartenkünste lustig mache, ich könnte mir keinen besseren Travel Buddy vorstellen. Doch Spaß muss sein und kost’ halt, gell!
Endlich fanden wir auch mal einen Giftshop und ich schlug bei den T-Shirts zu - End of Season Sale. Juchu!
Es war Zeit für den Check-in im Paddlers Inn und unsere Sachen loszuwerden, also auf nach Tofino! Auf dem Weg dorthin konnten wir bereits immer wieder kurze Blicke auf die wunderschönen Strände erhaschen. Sie schienen endlos zu sein. Und der kleine Ort strotzte nur so vom “Surfer Vibe”, dazu der strahlende Sonnenschein und die Wärme, kurze Hosen mussten her!
Das Zimmer im Paddlers Inn war umwerfend. Ein kleines supergemütliches Zimmer mit Blick auf den kleinen Hafen und somit aufs Meer.
Wir hüpften in luftigere Kleidung und weiter ging die Erkundungstour. Erster Halt war der Long Beach, einer der Strände, den wir bereits auf der Hinfahrt erspäht hatten. Was für eine Aussicht, wir waren einfach sprachlos und dazu dieses Wetter, welches für diese Jahreszeit absolut untypisch ist.
Nach all den ganzen kleinen und großen Katastrophen, hatten wir hier das erste Mal das Gefühl, zur Ruhe zu kommen.
Der Radar Hill hielt eine Überraschung der anderen Art bereit, denn oben an dem Aussichtspunkt schaut man nicht wie erwartet über das offene Meer, sondern über den Sound und die Berge. Überwältigend schön.
Nach einem kleinen Abstecher zum Chesterman Beach brauchten wir etwas zu Essen, es war mittlerweile auch schon ganz schön spät. Hier wurden wir im “Shed” fündig. Mal wieder ein neuer Burger, der es in die Geschmacks-Top-Ten geschafft hat.
Zurück im Paddlers Inn schnappten wir uns ein paar Getränke und machten es uns unten auf der Porch am Tresen mit Blick aufs Wasser gemütlich. Und wieder ein kleines bisschen mehr Erholung, auf dieser Achterbahnreise.
Ein wunderschöner Abend, Gute Nacht!
08.10.2023 Tag 15: Buckle up - It's gonna be a bumpy Birthday Ride
Der 8. Oktober hat die Eigenschaft, jedes Jahr aufs neue Kackwetter bieten zu müssen. So auch in diesem Jahr und in diesem Teil der Welt, aber das war mal völlig egal, denn ich hatte heute zu meinem 39. Geburtstag eine Whale Watching Tour geschenkt bekommen.
Doch vorab ging es zum Frühstück ins Rhino Cafe. Hier gab es Donuts aller Art. Unsere Wahl fürs Frühstück war “The Bro Nut” eine Art Bagel mit Spiegelei, Bacon und Salat und als Geburtstagskuchen gab es the “Vegan Jelly Bean”, eine Art Krebbel mit Marmeladenfüllung - allerdings, wie alles hier, in der XXL Variante.
Gesättigt machten wir noch einen kleinen Stopp an der Pharmacy, um uns mit Medis gegen Seasickness einzudecken und dann auf zum Check-in in Jamie's Whaling Station.
Nach der Ausgabe der Rettungswesten und ein paar Safety Instructions durften wir an Bord.
Circa 90% der anderen Menschen auf unserer Tour stürzten auf das Oberdeck, das schnellstens überfüllt war, so dass Scott, der Skipper, eingreifen musste und einen Teil wieder runterschickte. Wir wählten die bessere Alternative und gingen ganz nach vorne.
Der Wellengang war hier viel direkter zu spüren und der Spaßfaktor um einiges höher als bei den älteren Herrschaften oben und wir knüpften Kontakt zu ähnlich abenteuerlustigen Menschen wie wir.
Zum Glück waren wir warm und wetterfest eingepackt. Unsere Tourbegleiter aus Calgary dachten, sie könnten als waschechte Albertans mehr ab und bibberten ganz furchtbar in ihren kurzen und dünnen Sachen.
Die erste Sichtung war vermutlich ein Wolf auf einer der kleinen Inseln. Kai erkannte noch eine Bewegung, ich war leider komplett zu spät, um noch was zu erkennen. Und dann haben wir sie gefunden: Californian Grey Whales. Immer wieder rollten sie sich durchs Wasser, tauchten etwas näher oder etwas weiter vom Boot entfernt auf. Aufgrund der geringen Wassertiefe gab es kein tiefes Abtauchen mit großer aus dem Wasser schauender Flosse, aber die Nähe der großen Tiere, die mindestens die Größe unseres Bootes haben mussten, war beeindruckend.
Drei Stellen und wenn ich mich richtig erinnere fünf unterschiedliche Ozeangiganten begegneten wir auf unserer Reise.
Auf einer kleinen felsigen Insel lagen Robben und Reese, der Guide sagte uns “they come in all flavours” und Orca lieben sie als Snack. Ich hoffe, die knuffigen Tierchen dürfen noch ein wenig ihr Leben genießen, bevor sie als Appetithäppchen im Bauch des “Killerwals” enden.
Kai kam bei dem Seeottern voll auf seine Kosten, er hatte sich schon die ganze Reise darauf gefreut, diese niedlichen Kerlchen zu sehen, die das Meer als ihre Sofabadewanne nutzten. Und es sollte nicht nur bei den einzelnen bleiben, wir kamen an einer Gruppe von 60-70 Seeottern vorbei, die vergnügt durchs Wasser turnten.
Fun Fact: 1 cm Fell eines Seeotters enthält so viele Haare, wie eine Katze an ihrem ganzen Körper hat. Deshalb haben sie nicht allzu viele Feinde, denn wer will schon in einen Plüschball beißen?!
Viel zu schnell ging es wieder zurück und Kai und ich gönnten uns den Spaß, vorne in der Nase des Bootes zu stehen und dem Wind und den Wellen zu trotzen. Selbst der Captain stieg in den Spaß mit ein, denn allen anderen schien es dort vorn zu kalt, zu windig und zu nass zu sein.
Es war Zeit fürs Mittagessen, und wir kehrten zurück ins Shed, da der Tacofino Taco Bus eine Warteschleife von Frankfurt nach München hatte und dafür bin ich jetzt ehrlich gesagt offiziell zu alt.
Nach einer scheinbar endlosen Suche, ohne fündig zu werden, durch diverse Gift Shops, fanden wir endlich nach dem was wir suchten, ausgerechnet in der lokalen Pharmacy/Kramladen, aber auch nur durch Zufall. Ich freute mich riesig darüber, dass Kai jetzt auch endlich einmal zuschlug. Kann ja nicht nur ich immer Beute machen.
Nach einer kleinen Auszeit im Paddler's Inn und einem Klamottenwechsel zogen wir wieder los.
Ich hatte groß angekündigt, meinen Geburtstag am Strand mit einem Glas Wein zu feiern. Das Wetter kündigte zwar bereits den herankommenden Sturm an, aber das konnte mich nicht davon abhalten. Ich schnappte mir einen zum angrenzenden Resort gehörenden roten Stuhl (meinen Geburtstagsthron) und genoss meinen Rosé aus der Aluflasche, denn sichtbarer Alkohol ist ja in der Öffentlichkeit verboten und genoss die Aussicht.
Wir spazierten noch ein wenig den Strand auf und ab, bevor es zum Abendessen ins “Shelter” ging. Ein super gemütliches Restaurant, in dem wir einen Platz direkt am offenen Kamin mit Blick auf den Hafen bekamen.
Could we have asked for anything better?
Ich gönnte mir einen (zwei) Sea Side Smash (einen Gin basierten Cocktail), als Vorspeisen bestellten wir Meares Island Seafood Chowder für Kai, Crispy Brussel Sprouts mit Parmesan für mich. Beides schmeckte großartig.
Beim Hauptgang waren wir uns ohne Absprache einig: Sakamoto Tuna Tataki. Ein wahrer Genuss, jedoch ziemlich scharf, Dank der frischen Wasabicreme. Die Wärme des Kamins und das scharfe Essen wärmten uns ordentlich durch. Und wieder fiel ein großer Brocken Stress von uns ab.
Zum Abschluss gab es noch eine kleine Runde Scrabble, bevor wir hundemüde in die Betten fielen und wunderbar schliefen.
Bis Morgen!
09.10.2023 Tag 16: It's gonna be a bright and sunshiny day... NOT
Als wir heute Morgen wach wurden, konnten wir bereits vor dem Aufstehen die dicken Regenwolken über dem Meer ausmachen. Die Vorboten des Sturms. Es war also Zeit aufzubrechen. Wir packten unsere Sachen zusammen, darin wird man auf Reisen von Mal zu Mal besser und schneller, wenn man häufig die Unterkunft wechselt. Und so war unser Autochen ruck zuck gepackt und wir auf dem Weg nach Nanaimo, von wo aus wir die Fähre zurück aufs Festland nehmen wollten.
Es regnete die ganze Fahrt über in Strömen und das Wasser stand ordentlich auf den Straßen, was die Fahrt durch die Gebirgspässe sagen wir “spannend" machte. Der kleine Wagen hatte hier und da mit dem Grip zu kämpfen, schlug sich aber auch hier, wie auch schon den Rest der Reise, sehr tapfer.
Kurz hinter Port Alberni hielten wir am Coombs Country Candy an, das war mir schon vor ein paar Tagen aufgefallen. Und auch wenn ich hier (mal wieder) leer ausgehen würde und zudem klatschnass, weil es goss wie aus Kübeln, wollte ich einmal gucken, was es hier so gab.
Das sollte sich gelohnt haben, denn ich bekam EisCREME, nein, kein Sorbet oder Wassereis, EisCREME aus Coconut Milk! Woohoo! Glücklich und mit noch ein paar weiteren Kleinigkeiten düsten wir weiter Richtung Osten der Insel.
Zum Glück kamen wir sehr gut durch, so dass wir auch die Fähre viel zu früh erreichten, so nutzte ich dort die Zeit um das Reisetagebuch weiter zu führen.
An Bord hatten wir ganz vorne die besten Plätze im Warmen und Trockenen, doch ich Honk sagte, ich könne hier nicht schreiben, also suchten wir einen Platz mit Tisch. Unsere Plätze waren natürlich im Handumdrehen weg und wir saßen dann im Regen draußen unter einem Vordach und mein Mann war stinkig. Und zwar richtig stinkig. Ich hatte es verkackt, aber so richtig, er wollte so gern dort vorne sitzen (sagt aber auch nicht wirklich was...OPEN YOUR FLIPPIN’ MOUTH hätte er mir an seiner Stelle gesagt). Da waren sie wieder die beiden Dickköppe, einer stand windgeschützt und starrte auf die See, der andere saß bibbernd auf dem Metallsitz und tippte.
Zum Glück fanden wir für die zweite Hälfte der Überfahrt noch einen warmen Fensterplatz.
Von der Fähre zu fahren fühlte sich seltsam an, die Insel hat uns unglaublich gut gefallen, der Regen, der in Bindfäden herunterkam, machte das Gefühl nicht besser und von Vorfreude auf Vancouver war nicht viel zu spüren. Dem ganzen die Krone aufgesetzt hat dann der Check-in im Hostel, was ein krasser Wechsel vom Paddler's Inn war. An der Stelle haben wir beschlossen, dass wir zu alt für Hostels sind und demnächst lieber 50 Euro mehr pro Nacht bezahlen, als noch mal so bescheiden zu schlafen.
Es war später Nachmittag und wir wussten nicht so wirklich etwas mit uns anzufangen. Also schmissen wir erstmal 'ne Ladung Wäsche an, wenn das Bett schon kacke war, dann sollte wenigstens ein frischer, gut riechender Schlafanzug her, und vielleicht ein wenig Wäsche für die letzten Tage. Kann ja nicht schaden, in sauberen Sachen nach Hause zu fliegen.
Total im Durchhängerblues hockten wir auf der unbequemen Couch in der Lobby des Hostels und warteten auf unsere Wäsche. Auf meine mehrmals wiederholte Frage: “Worauf hast du denn heute Hunger?” Gab es immer nur ein “Weiß nicht!” Oder zur Abwechslung mal ein Schulterzucken.
Ziemlich ungläubig schaute ich bei der Suche nach etwas zu essen auf mein Telefon. Google Maps spuckte ständig aus “Geschlossen”. Oh, es war ja Thanksgiving! Aber irgendwo muss es ja was geben und ich werde einen Teufel tun und wieder Sandwiches essen. Kai liebt die Dinger immer noch, mir kommen sie langsam aber sicher aus den Ohren.
Ich entschied mich für ein Indisches Restaurant, reservierte einen Tisch, brachte die Wäsche nach oben, packte meinen immer noch Trübsal blasenden Mann ins Auto und auf ging es nach "Greektown".
Das Essen war richtig gut und auch Kai taute langsam wieder auf und konnte die Mundwinkel nach oben bewegen. Na endlich :)
Den Plan noch einen Film zu schauen haben wir nicht mehr auf die Kette bekommen, sondern sind nur noch umgefallen.
In diesem Sinne: Gute Nacht.
10.10.2023 Tag 17: Indoor Activities
Auch heute konnten wir uns wieder darauf verlassen, dass es (um Gillian Anderson zu zitieren) “Very Moist in Vancouver” ist, also schwenkten wir auf den Indoorplan um.
Nach einem kurzen Abstecher an den Kitsilano Pool - der um diese Zeit ganz und gar nicht einladend aussah, doch im Sommer würde ich hier gerne mal schwimmen gehen - schlängelten wir uns durch die Stadt in Richtung Granville Island.
Drinnen in der Markthalle wurde man von Köstlichkeiten in allen Variationen geradezu überflutet. Kuchen, Fleisch, Obst, Fisch, Süßwaren, andere Spezialitäten, man wusste gar nicht wo man zuerst hinschauen und wo man anfangen sollte. Für Kai gab es einen leckeren Blueberry Scone und ich erwischte einen Kaffee und einen veganen Brownie, der fantastisch schmeckte. Wir hatten mehrere Runden durch die große Halle gedreht und überall gab es immer noch etwas zu entdecken, wir hätten hier quasi versacken können, aber das sollte es ja noch nicht gewesen sein für den heutigen Tag.
Next Stop Science World. Die große silberne Kugel hat uns schon das letzte Mal interessiert, doch da haben wir lieber draußen das gute Wetter genutzt.
Hier konnten wir komplett die großen Kinder sein, die wir eben sind. Ob man eine Kugel mit Entspannung bewegt, sich selbst am Seilzug nach oben ziehen kann oder wie viel kg Kraft man beim Zupacken hat und noch viel mehr, kann man hier ausprobieren.
Außerdem gab es viele Stellen, an denen man selbst einmal etwas unters Mikroskop legen durfte und andere Ecken, wo man Tiere bestaunen konnte. Richtig cool gemacht, für Groß und Klein.
Dann stießen wir auf die James Cameron Ausstellung mit Exponaten u.a. aus seinen Filmen Titanic und Abyss. Super interessant und ein Glück, dass diese Ausstellung gerade jetzt hier halt machte, denn sie stieß besonders bei Kai auf großes Interesse.
Anschließend verschlug es uns kurz nach Downtown, die typischen Fotomotive wollten wir auch mal selber knipsen: den “Lego” Orca vorm Convention Center, das Olympic Plaza und den Canada Place. Dazu parkten wir direkt darunter in einer Tiefgarage und waren im Handumdrehen an Ort und Stelle. Sogar die Sonne kam raus und bescherte den ein oder anderen Perfect Picture Moment. Die großen Wolkenkratzer waren recht eindrucksvoll, aber wie immer hatten wir keinen großen Spaß in Städten. Deshalb fielen wir noch in einen Giftshop ein, bevor wir uns auf den Rückweg zur Tiefgarage machten. Und das sollte nicht so einfach werden wie gedacht, denn die Tür, aus der wir kamen, war nur ein Ausgang und von der Straße nicht zu öffnen. Etwas ratlos gingen wir um das Gebäude herum und dann noch einmal und fragten. Tatsächlich ging der Aufzug in die Garage durch ein Bürogebäude, darauf muss man auch erstmal kommen.
Glück gehabt, Autochen wieder gefunden.
Nun aber raus aus der Stadt in Richtung Vancouver North, schon fast Richtung Horseshoe Bay, von wo die Fähre in Richtung Vancouver Island ablegt. Wie gerne wären wir wieder zurückgefahren. Doch unser Ziel hieß Light House Provincial Park. Vom Leuchtturm aus sollte man einen schönen Blick über Downtown haben und aus der Ferne war uns das Großstadtgewusel durchaus lieber. Unterwegs hielten wir noch einmal an der auf dem Weg liegenden “Tankstelle”, einem der The X-Files Drehorte aus Staffel 11, da es beim ersten Stopp vor zwei Wochen ja noch dunkel war und schon ging es weiter zum Park.
Zum Leuchtturm ging es relativ steil bergab durch den Wald und wir fühlten uns gleich wieder wohl. Kurz vor dem Ziel stießen wir auf Hütten, die uns bekannt vorkamen. Moment. War das nicht das “Holzfällercamp” aus Darkness Falls (XF Staffel 1)? Wir waren uns ziemlich sicher und tatsächlich bestätigte die Recherche später, dass wir richtig lagen.
An den Leuchtturm selber kam man kaum ran und irgendwie war die Aussicht nicht wirklich das, was wir uns versprochen hatten. Doch durch die Holzhütten hindurch führte ein kleiner Trail nach unten, über Felsen und Wurzeln und unten konnten wir uns auf die Felsen hocken und mit wunderschöner Aussicht auf die Stadt endlich (um 16h) unser Mittagessen genießen.
Und was man runter geht, muss man natürlich auch wieder hoch gehen, das ging hier gefühlt mit der Nase auf dem Boden.
Der nächste Stopp sollte noch einmal der Cates Park sein, irgendwie artete das alles doch in einen XF Location Tour aus, allerdings ungeplant. Das hieß wir mussten uns vom Nordosten in den Nordwesten durchschlagen und das in der Rushhour. Wir haben relativ schnell gemerkt, dass wir absolut keine Lust darauf haben, im Traffic zu stecken und entschieden uns kurzerhand dagegen, was wohl Kismet gewesen sein musste, denn wir fuhren geradewegs an “William Scullys" Schule vorbei. Some things happen for a reason!
Zum Abschluss mussten wir noch die Akte X Folge Darkness Falls zum Einschlafen gucken, einer schlief bereits kurz nach dem Anfang ein. Ich habe noch bis zum Ende geschaut.
Aber jetzt sage ich auch: Gute Nacht
11.10.2023 Tag 18: Cycling Stanley Park & True Geekdom
Gestern hatte Kai von den “Jungs” von Play on Tabletop (einem Youtube Channel zum Thema Tabletop Wargames) die Rückmeldung bekommen, dass er dort einmal vorbeischauen kann. Nachdem wir das Missverständnis aus dem Weg geräumt hatten, dass ich ihn natürlich begleite und ich ihn nur auf den Arm genommen habe, dass ich ihn da nur absetze und mir “etwas Schönes ansehe”, als ob ich das machen würde, hatte er der Gruppe eine Anfrage geschickt und auf Rückmeldung gehofft. Und sie kam.
Jedoch hatten wir bis dahin nur die Info, dass es nachmittags werden würde. Unsere Ideen waren morgens noch recht vage, bis Kai sagte: "Ey geiles Wetter draußen." Wollen wir im Stanley Park Radfahren? Ehrlich gesagt, war das das Letzte, mit dem ich gerechnet hatte, da wir mittlerweile beide ziemlich erkältet waren, aber DAS stand schon so lange auf meiner Bucket-Liste, das wollte ich jetzt auch machen. Und schließlich hatte ich meine Radsachen mitgeschleppt, das sollte nicht umsonst gewesen sein.
Frühstück gab es im Breka Cafe in Kitsilano, ein 24/7 Cafe mit einer riesigen Auswahl an Sandwiches, Kuchen, Pastries, Donuts und und und. Sehr lecker.
Dann auf in Richtung Stanley Park und nach kurzem Nachfragen wurden wir auch in Sachen Radverleih fündig. Wir konnten uns den Verleiher sogar aussuchen, so groß war das Angebot. Kai entschied sich für einen gemütlichen Cruiser und ich mich für ein Fitnessrad und schon rollten wir bei bestem Herbstwetter rund um den Park.
Ein absoluter Traum! All die Fahrräder, die ich im Norden von Vancouver Island vermisst hatte, waren hier unterwegs. Die toll ausgebauten Radwege ließen sich hervorragend fahren und bis auf eine kleine Stelle mit kaltem Gegenwind zur See raus, war es fast sommerlich warm.
Nach knapp 12 km waren wir erkältungsbedingt ein wenig KO, also entschieden wir uns die Räder abzugeben und nach Coquitlam rauszufahren. Über den Preis waren wir total überrascht, für 1,5 Stunden haben wir gerade mal 36 $CAD bezahlt und Kaution wurde auch keine erhoben.
Da kann man tatsächlich nicht meckern!
Ungefähr 50 Minuten fuhren wir nach Coquitlam, wo auf dem Lougheed Highway das Riverview Hospital steht. Eine verlassene psychiatrische Klinik, die oft für Dreharbeiten genutzt wird. Unter Anderem wurden hier The X-Files, Supernatural, Riverdale, Deadpool 2, Planet of the Apes, Elysium und viele weitere Serien und Filme gedreht. 2017 sind wir mehr oder weniger mitten in den Dreharbeiten von Riverdale gelandet. Wir sind einmal zwischen den Zelten durchgelaufen und ich glaube wir hätten uns auch am Catering bedienen können, ohne dass jemand etwas gesagt hätte, aber soweit wollten wir natürlich nicht gehen, doch war schon spannend, mal zu sehen, wie viel Equipment da durch die Gegend bewegt wird.
Die Security beachtete uns nicht groß und so wurden die Funko Pops Mulder & Scully immer wieder an den Stellen aus der Serie platziert und fotografiert. Einige Stellen gleichen mittlerweile aber eher einem Lost Place, als zum Beispiel dem Eingang eines Krankenhauses, was es vor 30 Jahren dargestellt hat. Kai foppte mich mit der Frage, ob ich bereit sei, eine verlassene Klapse zu betreten, denn was sollte schon passieren. Ich lehnte dankend ab, zumal man eh nicht rein kam.
Von hier aus suchten wir das nahe gelegene Einkaufscenter auf, um uns ins WiFi einzuloggen, und zum einen unsere Flüge einzuchecken und natürlich um zu gucken, ob Kai eine Info bekommen hat, wann er wo aufschlagen darf. Das ist eins der großen Pluspunkte in Canada, an fast jeder Ecke gibt es WiFi und man benötigt auch keine SIM-Karte, wenn man nicht permanent online sein muss. Wir sind damit bisher immer gut gefahren.
Kai hatte “Post” bekommen und zu unserer Überraschung war das Studio nur 600m von uns entfernt, schon ein krasser Zufall, dass wir genau hier angehalten haben.
Wir machten uns dann auch gleich auf den Weg, Kai war total aufgeregt und ich freute mich einfach riesig für ihn, dass es doch noch geklappt hatte. Nach einer kurzen Begrüßung durch das Team wurden wir von Tycho durch das Studio geführt. Kais Augen wurden immer größer und er hatte sichtlich Spaß. Ich musste über das kleine “Chaos-Studio” ein bisschen schmunzeln - ist eben ein richtiges Men’s Cave :) Der riesige Fundus an Gelände, überall gelagerte Armeen, das Studio an sich - all das war schon sehr beeindruckend live zu sehen, nach so vielen Streams.
Noch ein wenig gefachsimpelt und ein Erinnerungsfoto mit Tal, Nick und Tycho gemacht und schon waren wir wieder draußen im Auto und beschlossen noch einmal zur Blieberger Farm zu fahren, die bei Außendrehs als Mulders Haus in Akte X diente. Da wir eh im Hilltop Diner Cafe in Langley Abendessen wollten, lag dies ja fast auf dem Weg. Diesmal technisch besser ausgerüstet, sind die Fotos viel besser geworden als beim letzten Mal, da das Haus ja schon ein Stück weit weg von der Straße steht.
Zu unserer großen Enttäuschung hatte das Hilltop Cafe, oder Flying Saucer Cafe, wie es in The X-Files hieß und auch schon in allen möglichen anderen Serien auftauchte, leider schon ab 14:30 Uhr geschlossen und somit fiel unser Abendessen dort flach. Natürlich hielt uns das nicht davon ab, noch ein paar Fotos zu machen, bevor wir uns auf die knappe Stunde Rückfahrt in Richtung Vancouver begaben.
Nach kurzem Einloggen ins WiFi am Hostel fanden wir dann auch einen adäquaten Ersatz und zelebrierten unseren letzten Abend in Canada standesgemäß mit Burgern und alkoholfreien Cocktails im Bin 4 Burger Restaurant, wo es sehr gut schmeckte und das Ambiente sehr angenehm war.
Das Positive am letzten Abend: Nur noch eine Nacht im Hostel, das war nämlich ein ziemlicher Griff ins Klo, und wir freuten uns riesig auf unser eigenes Bett und natürlich auf unsere Jungs.
So und jetzt sehen wir zu, dass wir die letzte Nacht in dem ätzenden Bett rumkriegen und sagen: Gute Nacht und bis morgen!
12. & 13.10.2023 Tag 19 + 20: Homebound
Einen schönen guten Morgen am letzten Morgen aus Canada!
Duschen, die letzten Sachen einpacken und nichts wie raus aus dem Hostel. Nein, das machen wir nicht mehr. Für den Scheiß sind wir mittlerweile zu alt und ein ordentliches Bett muss schon drin sein. Kai war sichtlich nervös, weil sein Koffer 0,6 kg zu viel auf die Waage brachte, da mein Rucksack aber noch 3 kg Spielraum hatte und das bisher immer geklappt hatte, blieb ich wider erwarten sichtlich entspannt.
Frühstück gönnten wir uns noch mal im Breka Cafe und auf dem Weg zum Flughafen wurden auch noch die Karten eingeworfen. Jaaahaaaa! Wir haben die Karte nicht mit nach Hause genommen! (Kleiner Insider, weil wir das schon oft vergessen hatten). Bei der Post einmal über die Straße lag das Dunbar Theatre, ein weiterer Drehort, hier gab es auch noch ein fixes Foto und jetzt aber ab zum Flughafen.
Noch schnell das Auto vollgetankt und uns von dem kleinen Wägelchen verabschiedet und schon waren wir ihn los. Die MitarbeiterInnen bei der Rückgabe haben uns kaum ausräumen lassen, was etwas ätzend war.
Eingecheckt waren wir ja schon, nun mussten wir nur noch das Gepäck loswerden. Tatsächlich waren die 600g zu viel in Kais Koffer kein Problem.
Unsere Flugroute ging von Vancouver nach Calgary und von dort nach Frankfurt. Den Anschluss erreichten wir ohne Probleme und die Flüge verliefen im Gegensatz zum Hinflug reibungslos. Auf den Flug mit dem Dreamliner (Boeing 787) freuten wir uns, da er selbst in der Economy Class sehr geräumig ist und sich die Fenster abdunkeln lassen.
Nach einem Spaß mit Carol der Flugbegleiterin und dass ich auch ein großes Kind bin und gerne so einen Goodie Bag für Kids hätte, brachte sie mir nach dem Start tatsächlich einen. Wie cool! Schade, dass die Kinder hinter uns sich nicht damit beschäftigten, sondern die 9,5 Stunden lieber damit verbrachten, uns in den Rücken zu treten. Somit waren die Schlafphasen recht kurz, aber alles andere an dem Flug war richtig klasse, danke Air Canada!
Gegen 11h morgens waren wir wieder in Frankfurt und auch unser Gepäck hat es zurück zum heimischen Flughafen geschafft. Die Idee, mit der Bahn zurück nach Hause zu fahren, haben wir spätestens dann verworfen, als wir den Fahrplan checkten. 3,5 Stunden bis in den Taunus, dank Schienenersatzverkehr. Nein Danke, mit dem Taxi dauerte das knapp 40 Minuten, das klang schon besser, also hatte Kai bereits aus Vancouver die Fahrt mit Taxi Böber organisiert.
Zu Hause warteten unsere zwei Fellknäuel auf uns, und die Freude war riesig, beide gesund und munter in die Arme zu schließen. Herzlichen Dank Maria, für deine tolle Fürsorge.
Jetzt geht es bald ans Video schneiden und langsam, aber sicher fangen wir an, unsere nächste Reise zu planen.
Danke fürs Lesen und ‘till we travel again!
Mehr Fotos gibt es hier:
Some Facts:
Surrey:
Übernachtung: Airbnb
Kleines, sehr sauberes Zimmer mit eigenem Bad und Vorraum in dem Kühlschrank, Kaffeemaschine und Microwelle vorhanden ist. Ruhige Lage in hübschem Neubaugebiet.
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★☆
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★☆☆
Restaurant(s): Alles bereits geschlossen :(
Port Hardy:
Übernachtung: Airport Inn
Ruhige Lage, großzügige Zimmer mit großem Bett, Microwelle, großem Kühlschrank und Kaffeemaschine. Leider herrschte ums Gebäude ein wenig Schrottplatz-Feeling. Der Manager Bernie war sehr nett und hilfsbereit. Das inkludierte Frühstück ließen wir auf Grund des Zustands des Buffets ausfallen.
Sauberkeit: ★★★★☆
Lage: ★★★★☆
Komfort: ★★★★☆
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
Kwa’lilas Hotel ★★★☆☆ (Abendessen)
Sporty Bar & Grill ★★★★★ (Abendessen)
Glenn Lyon Restaurant & Pub ★★☆☆☆ (Abendessen)
Market Street Cafe ★★★★★ (Frühstück)
Port McNeil:
Übernachtung: Airbnb The Blue Sheep
Ein richtiges Home away from Home. Unser Zimmer war gemütlich eingerichtet und alles in top sauberem Zustand. Die Gastgeber hatten sogar unten einen Gemeinschaftsraum für die Airbnb Gäste mit Esstisch, Sofas, Microwelle, Kühlschrank und Kaffeemaschine eingerichtet. Durch den freundlichen Empfang hat man sich sofort wohl und Zuhause gefühlt. Und die Tiere ruck zuck ins Herz geschlossen.
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
Gus’ Pub & Grill ★★★★★ (Abendessen)
Campbell River:
Übernachtung: Passage View Motel
Eigentlich hatten wir woanders gebucht, doch der Eigentümer hatte sich spontan zu einer Renovierung entschieden, also landeten wir im Passage View Motel und bekamen ein kleines Upgrade, zumindest was Lage und Aussicht anbelangte.
Das Zimmer war großzügig und gemütlich und mit den üblichen Geräten (Kühlschrank, Kaffeemaschine und Microwelle) ausgestattet. Vielleicht etwas in die Jahre gekommen aber dennoch in tadellosem Zustand zudem mit einem Balkon und Aussicht auf Quadra Island.
Auch die Inhaber waren super hilfsbereit, da uns nachts so kalt war fragten wir nach ein paar Decken und die Rückfrage war nur: Wie viele braucht ihr? Und als wir uns mit Chinese Take Out übernahmen und die Rest am nächsten Tag essen wollten, halfen sie uns mit Tellern aus. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
Dick’s Fish & Chips ★★★☆☆ (Abendessen)
Sea Wok ★★★★★ (Abendessen)
Match ★★★★★ (Abendessen)
Fogg Dukker Coffee ★★★★★ (Kaffee & beste Aussicht!)
The Island Grind Coffee & Tea ★★★★★ (Kaffee)
Nanaimo:
Übernachtung: Departure Bay Motel
Sieht auf den Bildern gut aus und liegt in der Nähe des Fähranlegers.
Das erste Zimmer war leider dreckig mit Flecken im Bett und „Resten“ im Kühlschrank. Auf unsere Beschwerde wurde uns anstandslos ein neues Zimmer gegeben, hier waren Kühlschrank und Bett sauber, allerdings ist meine Definition von „sauber“ eine andere, als die der Betreiber.
Die Ecken waren mehr als Rund geputzt und im Bad war die Einrichtung ordentlich vergilbt, was sehr unappetitlich aussah. Und irgendwo im Bad ein Leck war, sodass dort das Wasser stand. Hinzu kam, dass an keinem Tag die Handtücher getauscht oder der Mülleimer geleert wurde. Sehr seltsam. Definitiv nicht das Highlight auf der Reise.
Sauberkeit: ★★☆☆☆
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★☆☆☆
Ausstattung: ★★☆☆☆
Service: ★☆☆☆☆
Restaurant(s):
Baby Salsa Mexican Restaurant ★★★★★ (Abendessen)
Local Pizza ★★★☆☆ (Abendessen)
Bocca Cafe ★★★★★ (Kaffee & traditioneller Nanaimo Bar!)
Carlos O'Bryans Neighborhood Pub ★★★★★ ((Abendessen = bestes Poutine!)
Tofino:
Übernachtung: Paddlers Inn
Ein Traum! Kleines, aber wunderschön gemütliches Zimmer mit großem Bett und Blick auf den kleinen Anleger und Clayoquot Sound dahinter. Alles tip top sauber, auch die Gemeinschaftsräume boten alles, was man brauchte. Den ersten Abend war recht laute Live Musik zu hören, hierfür gab es allerdings Ohropax auf dem Nachttisch. Da die Musik aber so gut war, störte und das ganz und gar nicht. Unten im Shop gab es für Hotelgäste gratis Kaffee, damit hatten sie mein Herz im Sturm erobert.
Sauberkeit: ★★★★★
Lage: ★★★★★
Komfort: ★★★★★
Ausstattung: ★★★★★
Service: ★★★★★
Restaurant(s):
The Shed ★★★★★ (Abendessen)
The Shelter ★★★★★ (Abendessen & cozy fine dining by the fire)
Rhino Coffee House ★★★★★ (Frühstück)
Whale Watching Tour:
Jamie's Whaling Station ★★★★★
Vancouver:
Übernachtung: HI Jericho Beach Hostel
Ich glaub wir sind zu alt für Hostels?! Fangen wir mit dem Positiven an: es gab direkt im Haus sehr gutes Wifi, einen Geldautomaten, Waschmaschinen und Trockner, eine Gemeinschaftsküche, ein Diner und die sanitären Anlagen waren alle sehr sauber.
Allerdings brauchen wir einen guten Schlaf und der war hier absolut nicht gegeben. Die Matratzen waren so dünn, dass man jede Metallstrebe des Bettgestells spürte und die Hellhörigkeit ist nichts für einen leichten Schlaf. Der Charme dieser alten Kaserne war von vorne bis hinten spürbar. Wenigstens konnte man eine Straße weiter gratis parken, was in Vancouver ja auch nicht selbstverständlich ist. Never again...
Sauberkeit: ★★★★☆
Lage: ★★★☆☆
Komfort: ★☆☆☆☆
Ausstattung: ★★★☆☆
Service: ★★☆☆☆
Restaurant(s):
Breka Cafe ★★★★★ (Frühstück)
Bin 4 Burger ★★★★★ (Abendessen)
Handi Grill ★★★★★ (Abendessen, indische Küche)
Bike Rental:
Spokes Bike Rental ★★★★★
Museum:
Science World ★★★★☆
On the go...
Port Alice:
Foggy Mountain Coffee Co. ★★★★★ (Kaffee)
Horseshoe Bay:
Seaside Village Cafe ★★★★★ (Frühstück)
Cormorant Island:
Culture Shock Life ★★★★★ (Kaffee)
U'mista Cultural Center ★★★★★
Errington:
Gold River:
Three Seven Five ★★★★★ (Kaffee)
Sayward:
Sayward Visitors Centre and Oceanview Gallery & Cafe ★★★★★ (Kaffee)
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