top of page
AutorenbildDie Geeks auf Reisen

England 2019: Teeklipper, 0-Meridian, ein Flug über die Themse und Gillian Anderson auf der Bühne: Ein Wochenende in London

Aktualisiert: 25. Apr.


Freitag


Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es heute mit dem Zug von Redhill nach London. Wir wollten, vor dem Sightseeing das Gepäck loswerden, was sich als etwas bizarr entpuppte, da wir nicht direkt im Quartier einchecken konnten, sondern in einem Immobilienmaklerbüro das Gepäck zwischenlagerten, es aber vor 17 Uhr wieder abholen müssen um DANN das Quartier beziehen zu können. Nunja, immer mal was Neues, gell!


Nachdem das geregelt war, ging es mit Bus und Underground und der Dockland Railway nach Greenwich. Kathy hatte mir zum Geburtstag einen Besuch auf, in und unter der Cutty Sark geschenkt, auf den ich mich sehr freute. Die Cutty Sark ist der letzte verbliebene Tee-Clipper der Welt und liegt in Greenwich in einem eigens angefertigten Trockendock. Diese extrem schnellen Segelschiffe wurden im 19. Jahrhundert hauptsächlich auf der Route London-China-London eingesetzt um die aktuelle Tee-Ernte so schnell wie möglich in das Herz des Empires zu bringen. Sie wurden extra für diesen Zweck gebaut, auch wenn sie in späteren Jahren ihrer Dienstzeit auch so banale Sachen wie Kohle oder Baumwolle transportierten. Ihren Ruhm sammelten sie allerdings auf der prestigeträchtigsten Strecke um die halbe Welt. Die Rennen verschiedener Reedereien waren damals so beliebt und überaus spannend, dass die wettbegeisterten Londoner teils absurd hohe Summen auf den Sieger wetteten und die erste Ladung Tee erzielte natürlich auch entsprechend hohe Preise auf dem heimischen Markt.


Die Cutty Sark wurde 1869 fertiggestellt und war der letzte gebaute Tee-Clipper. Der Name stammt aus einer schottischen Fabel, in der das kurze Unterhemd der schönen Hexe Nannie, als Cutty Sark bezeichnet wird, der der Autor und Reiter Tom O’Shanter nur um Haaresbreite entkam. die Hexe riss dem Pferd allerdings den Schwanz ab, weswegen die Gallionsfigur eben diese Hexe mit einem Seil statt Pferdeschweif in der Hand darstellt. 1954 wurde die Cutty Sark vor dem Verfall gerettet, restauriert und in dem Trockendock in Greenwich aufgelegt. Als man sie 2007 aufwendig restaurieren wollte, kam es zur Katastrophe und das wunderschöne Schiff brannte fast komplett nieder.


Aber Glück im Unglück, vieles der Ausrüstung, Masten, Schiffsdeck Beplankung und andere Ausrüstung waren ausgelagert, was eine Restaurierung erst möglich machte. Nach langem Wiederaufbau und Instandsetzung erstrahlt sie heute wieder in altem Glanz und sogar schöner als zuvor, da man gleich die Gelegenheit nutzte und sie mit speziellen Stempeln etwa drei Meter über dem Boden schweben lässt und so die einzigartige Rumpfform wieder her stellte, für die die Clipper berühmt waren. So kann man heute auch unter der Cutty Sark stehen. Die bunte Geschichte der Tee-Clipper-Rennen und die wechselhafte Karriere des damals schnellsten Segelschiffes der Welt, wird sehr schön ausgestellt. Eine absolute Empfehlung für jeden, der sich auch nur ansatzweise für Schiffe und Geschichte interessiert.


Anschließend schlenderten wir durch das Gelände des ehrwürdigen National Maritime College und die Parkanlage hinauf zum Royal Observatory, das wir uns ebenfalls anschauten und natürlich auch auf dem 0-Meridian posierten. Insgesamt war das Areal und das Museum sehr überlaufen. Aber auf jeden Fall sehr interessant, wie schwierig es war, die

Seefahrt sicherer und die Zeitmessung genauer zu machen. Heute, wo jeder in seinem Handy über GPS und exakte Uhrzeit verfügt, nur noch schwer vorzustellen.


Wir schlenderten gemütlich zurück zur Underground Station, unterbrochen von einem kurzen Zwischenstopp für Verpflegung in Form von nicht so guten Sandwiches und fuhren zum nächsten Punkt unserer heutigen Tour, der Emirates Gondola.

Ja, Emirates fliegt einen nicht nur durch die Welt, die verladen einen auch von einer Seite der Themse auf die andere! Die Gondelbahn, die auf sehr hohen Türmen läuft, ist relativ neu, nicht ganz billig, aber belohnt mit toller Aussicht auf die Docklands und London generell.


Dort trafen wir uns mit einer Freundin, die uns den Rest des Tages begleitete. Nach der Hin- und Zurückgondelei fuhren wir erst einmal wieder nach Whitechapel, das Gepäck abholen, das Quartier beziehen und begutachten. Ist ganz okay, vor allem sauber, was das Wichtigste ist. Was machen wir als Nächstes? Die üblichen Sightseeing-Spots hatten wir schon beim letzten Mal abgeklappert. Also wieder zum Underground und ab Richtung South Kensington. Die Royal Albert Hall und der Museums-Distrikt standen auf dem Programm. Auf dem Weg von der Underground-Station zum Ausgang Royal Albert Hall kamen uns in dem Verbindungstunnel immer mehr ziemlich nasse Menschen entgegen. Draußen entlud sich ein Wolkenbruch vom Feinsten, der unsere Pläne torpedierte. Also kehrt marsch und ab nach St. Pancras-Station, wo ein Pub empfohlen wurde, der leckeres Essen hat. Klingt gut, vor allem trocken!


St. Pancras, ehemals ein eher kleiner Bahnhof, ist heute ein großer Bahnhof mit einer mehr als beeindruckenden Fassade, die auch als Hogwarts-Bahnhof-Kulisse bei Harry Potter genommen wurde. Wir ließen es uns schmecken, schwatzten und verzogen uns dann, schliesslich wollten wir noch an das Theater, wo wir morgen Tickets hatten, um eventuell Autogramme abzugreifen, hatten aber kein Glück. Nach langer Warterei, verzogen wir uns irgendwann Richtung Unterkunft, auch weil es bissi frisch wurde.





 

Samstag


Der Samstagmorgen begann mit einem kleinen Schreck, da die Underground-Station Whitechapel wegen Umbauarbeiten geschlossen war. Wir hatten ein wenig Zeitdruck, da wir unser Gepäck tagsüber in einem Hotel nahe Victoria Station abgeben mussten. Zum Glück zeigten uns zwei hilfsbereite Londoner die Haltestelle mit Bussen als Ersatzverkehr, der uns zur nächsten offenen Station nach Aldgate brachte. Der Schaffner erzählte mir noch von seinem letzten Trip nach Frankfurt und wie schön doch der Bahnhof ist.....war der wirklich in Frankfurt am Hauptbahnhof???



Danach ging es jedenfalls zum “Nanny-Bag” Hotel, wo wir unsere Koffer einlagerten und heute Nacht wieder abholen werden. Super Service, der den Tag wesentlich einfacher macht. Da heute schönes Wetter ist, fahren wir nochmal nach South Kensington und laufen um das National History Museum zur Royal Albert Hall und zurück, natürlich mit Stop am “Queen Alexandra”-House, wo sich das Syndikat versteckte!




Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Stopp im Natural History Museum und statteten dem alten Charles Darwin, zumindest seiner Statue, einen kurzen Besuch an und schauten uns zumindest die Haupthalle des riesigen Museums an. Hier kommen wir irgendwann definitiv nochmal hin. Da uns unterdessen der Magen knurrte, fuhren wir nach Charing Cross und suchten uns im Itsu Restaurant was. War nicht so mein Fall, aber wir federten damit den Regenguss ab, der währenddessen draußen herunterkam.



Frisch gestärkt spazierten wir wieder mal über den Trafalgar Square, wo ich dem Löwen “Hallo” sagte und blieben vor dem Canada House hängen. Hier gab es eine Galerie, klein, aber fein, die wir uns, nach einem Sicherheitscheck, schließlich betraten wir kanadischen Boden(!), anschauten.


Danach ging es Richtung Leicester Square, mit einem kurzen Stopp in der völlig überlaufenen und massiv überteuerten M&M World, und einem Spaziergang durch Chinatown. Dem wieder einsetzenden Regen und den müden Füßen boten wir einen Sitzplatz im Bubba Gump Restaurant an und setzten uns dort mit Drinks fest, da wir keinen Hunger hatten. Auf jedem Fernseher lief Forrest Gump und das ganze Restaurant war mit Memorabilien aller Art gepflastert. Ganz nett, aber auch “nur” Ketten-Gastronomie. Aber wir überbrückten die Zeit trocken.


CREDIT: Jan Versweyveld

2019 sollte es endlich so weit sein, dass ich Gillian Anderson im Theater auf der Bühne sehen werde, nachdem frühere Versuche leider nicht zum erwünschten Ziel geführt haben, sei es durch Urlaubssperren zur Spielzeit, Umzügen oder defekten Autos.

Schwamm drüber, im September 2019 gingen die Tickets für All About Eve in den Verkauf und ich erinnere mich noch, wie chaotisch es war an Tickets zu kommen. "Sie befinden sich auf Platz 1.543 der Warteschlange" und dann war der Browser wieder abgestürzt und die Nerven lagen blank. Ich brauchte ja auch nur 7 Tickets in einer Reihe, ein Kinderspiel.


Wenn ich so zurück blicke ist es Wahnsinn was in der Zwischenzeit alles passiert ist: Wir waren in Frankreich, in Südafrika, ich war zwei mal in Georgien, in Berlin zum David Duchovny Konzert und und und... die Zeit rast ganz schön.

Fast einen Monat vorher habe ich mir das Stück bereits in Mannheim im Kino angesehen, wie damals Streetcar Named Desire, wurde auch All About Eve an einem Abend Live in Kinos auf der ganzen Welt übertragen, dass durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und war schon da total begeistert und konnte den Abend im Theater gar nicht mehr erwarten.


Nach dem ich am Freitag Nachmittag bereits unsere Karten für den Samstag abgeholt und mich mit Postern und Programmheft eingedeckt hatte, standen wir schon an diesem Abend vor dem Eingang des Theaters und erhofften uns ein Autogramm oder einen kurzen Blick auf Gillian zu erhaschen, leider war sie wohl schon weg, also hieß es weiter Daumen drücken für den nächsten Tag. Jedoch konnten wir Monica Dolan und Lily James kurz sehen und hatten Spaß als wir viele bekannte Gesichter am Theater trafen.


Samstag war er dann endlich da, der Tag auf den ich nun so lange gewartet hatte. Am Nachmittag retteten wir uns noch vor dem Regen in ein Restaurant und schafften es dann trocken zum Theater, wo wir dann auf Jasmin aus Hamburg und Falyn trafen, die extra aus Washington angereist war. Ein wenig später trafen dann auch Denise, Tanya und Claire ein. Es war schon ein komisches Gefühl nun selber dort zu stehen, man hatte ja fast täglich Bilder des Theaters und der Plakate auf allen Social Media Kanälen gesehen und es war fast ein wenig unwirklich.


Das Theater selbst war bereits von außen schön anzusehen, aber von innen einfach beeindruckend schön, so wie ich mir ein Theater in London immer vorgestellt hatte. Rote Bestuhlung, goldene Ornamente und es war vor allen Dingen nicht zu groß, so konnten wir auch von oben sehr gut sehen, ein anderes Problem war dann die Höhenangst, die sich bei einigen von uns bemerkbar machte solange man nicht saß...


 

Bildquelle: www.silvercentury.org/2019/02/all-about-eve/

Hier eine kurze Zusammenfassung des Stücks, welches auf dem Film "All About Eve" aus den 50er Jahren basiert:


Das Theaterstück All about Eve wird von Addison Dewitt, dem Kritiker, erzählt, der sich an die Geschichte von Margo Channing, einer berühmten Schauspielerin am Broadway, erinnert. Im Stück wird die junge Eve Harrington zur Assistentin von Margo.


Eve gibt sich als großer Fan von Margo, die sich um alle Belange der Schauspielerin kümmert, nutzt aber insgeheim ihre Position als Assistentin von Margo aus, um die ältere Schauspielerin in den Augen ihrer Freunde und Kollegen zu untergraben und ein günstiges Licht auf sich selbst zu werfen. Dazu gehört auch, Karen davon zu überzeugen, ihrem Mann vorzuschlagen, eine Rolle für Eve im Stück zu finden. So wird Eve zu Margos Zweitbesetzung, als diese nicht rechtzeitig zu einer Audition erscheint, liest Eve für Margo und überrascht alle mit ihrem Talent. Sie springt "spontan" ein, als Margo zufälligerweise nicht rechtzeitig zur Abendvorstellung da sein kann, da das Auto mit dem sie und Karen unterwegs sind plötzlich das Benzin ausgeht und natürlich hat Eve rein zufällig für diesen Tag sämtliche Kritiker, einschließlich Addison Dewitt zu dieser Vorstellung ins Theater geladen. Dewitt besiegelt Margos Schicksal, indem er eine grandiose Rezension über Eve's Darstellung schreibt.



Quelle: http://www.verdenews.com/news/2019/apr/22/all-about-eve-starring-gillian-anderson-lily-james/

Eve manipuliert Karen und Richard, bis sie die neue Hauptdarstellerin in Richards neuem Stück ist. Die einzige, die Eve nicht zu täuschen vermag ist Margo, aber dies wird ihr als schlechter Charakterzug vorgeworfen. Als Margo ihr Desinteresse an der Rolle bekundet, auf die Eve so hingearbeitet hat, läßt Addison die Bombe platze, dass er alle ihre Geheimnisse und Lügen kennt. Sie gehört jetzt ihm und wird alles tun, was er ihr sagt, oder er wird sie bloßstellen. Da sie keine andere Wahl hat, bleibt ihr nichts anderes übrig außer diesem Deal zuzustimmen.


In der nächsten Szene bekommt Eve einen prestigeträchtigen Schauspielerpreis verliehen und es sieht so aus, als hätte sie es geschafft, alles zu erreichen, was sie je wollte, aber sie merkt, dass sie keine echten Freunde hat. Ihr Leben ist so unecht wie "Eve Harrington".


Als Eve von der Preisverleihung zurückkehrt, wartet dort Phoebe, ein großer Fan von Eve. Der Zyklus hat wieder begonnen und Phoebe wird Eve's Verderben sein, genau wie Eve Margo untergraben hat.


Hier noch ein Auszug meiner Lieblingsstelle aus dem Stück:


KAREN The critics thought so, the audiences certainly think so - packed houses, tickets for months in advance - I can't see that either of Lloyd's last two plays have hurt you any!


LLOYD Easy, now...


MARGO (grins) Relax, kid. It's only me and my big mouth...


KAREN (mollified) It's just that you get me so mad sometimes... of all the women in the world with nothing to complain about-


MARGO (dryly) Ain't it the truth?


KAREN Yes, it is! You're talented, famous, wealthy - people waiting around night after night just to see you, even in the wind and rain...


MARGO Autograph fiends! They're not people - those little beast who run in packs like coyotes-


KAREN They're your fans, your audience-


MARGO They're nobody's fans! They're juvenile delinquents, mental detectives, they're nobody's audience, they never see a play or a movie, even - they're never indoors long enough!


There is a pause. Lloyd applauds lightly.


 

Das Stück war grandios, alle Schauspieler haben eine fantastische Leistung abgelegt und Monica Dolan (Karen) hat den Olivier Award mehr als verdient, nur schade, dass Gillian nach der Nominierung leer ausging.


Ein kleiner Wehrmutstropfen war, dass an diesem Tag nur die "Unterstudy" von Birdie spielte, im Kino ist mir die Originalbesetzung sehr ans Herz gewachsen.


Später am Abend hat Gillian dann noch signiert und den Tag perfekt gemacht, wie man an den strahlenden Gesichtern sehen kann.



Wir tuckerten zurück zum “Nanny-Bag” Hotel, holten unser Gepäck und liefen zur Victoria Bus Station. Meine Güte, ist das ein heruntergewirtschafteter Bau! Unbequeme Metallstühle, nicht funktionierende Türen, die man einfach aufstehen ließ, bei 2°C Außentemperatur, womit es auch innen saukalt war. Für die Toiletten musste man mit Münzen bezahlen und die waren wirklich räudig, incl. der Reinigungsmethoden - ein Lappen für Innen- und Außenreinigung der Toiletten! WÜRG!!!


Um 4 Uhr morgens war es dann endlich geschafft und wir fuhren per Bus nach Stansted, überlebten den Irrsinn des Check-Ins und der völlig überlaufenen Sicherheitskontolle. Es war wieder einmal schön in London, aber wir waren froh, als wir endlich wieder zu Hause waren. Besonderer Dank an den Depp von Lokführer, der uns in Neu-Anspach nicht aussteigen ließ. Sowas nennt man Service in Deutschland.


London ist immer eine Reise wert - auch wenn die Rückreise etwas anders als geplant verlief, wir freuen uns schon jetzt wieder auf ein nächstes Mal :)


72 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Commenti


website 2022_bearbeitet.jpg

Kathy & Kai

Geeks auf Reisen

  • Instagram - Schwarzer Kreis
  • YouTube - Schwarzer Kreis
  • Tripadvisor - Schwarzer Kreis
bottom of page